Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
sachlich. „Falls es irgendwelche Probleme gibt und ich Ihnen helfen kann, scheuen Sie sich bitte nicht, es mir zu sagen.“
Luke stieß einen ungläubigen Laut aus, so als wäre Anna bestimmt nicht in der Lage, ihm Hilfe zu gewähren.
Anna blickte ihn wieder an. „Wenn Sie zum Beispiel während einer langen Operation nicht mehr stehen können.“
Sein Mundwinkel hob sich flüchtig, es war eher ein spöttisches Zucken als ein Lächeln, doch in diesem Moment wurde Anna klar, dass sie Luke bisher kein einziges Mal hatte lächeln sehen. Und seiner Miene nach zu urteilen, würde er es auch jetzt nicht tun.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, um dann schneller weiterzuschlagen. Sie hatte sich aufs Glatteis begeben, aber nun war es zu spät, ihre Worte wieder hinunterzuschlucken.
Die Anspannung im Raum war mit Händen greifbar.
Sie hatte ihm die Schmerzen angesehen, obwohl er sicher war, dass er es ganz gut verbergen konnte. Luke fühlte sich auf unangenehme Weise entblößt, so als hätte er widerwillig Schwäche gezeigt. Ähnlich wie bei der Operation an Colin Herbert. Auch da war Anna die Einzige gewesen, die etwas gemerkt hatte.
Er kannte die Frau kaum, und doch hatte er das Gefühl, dass sie ihm zu nahe kam. Zum Beispiel, indem sie ihm Hilfe bei seinen Problemen anbot. Ha! Sie hatte ja keine Ahnung.
Wie alle anderen hier im St. Piran.
Trotzdem war der Gedanke verlockend. Warum nicht jemanden haben, der bereit wäre, zuzuhören?
Jemanden, den er nachts im Arm halten konnte …
Verdammt, woher kam das jetzt?
Luke konnte allein sein. Er musste es können. Genauso, wie er gelernt hatte, Emotionen zu unterdrücken, weil er die Wirklichkeit sonst nicht ertragen hätte. Inzwischen mochte sein Alltag ein anderer sein, aber diese Distanz war immer noch wichtig. Er wollte seinen Gefühlen nicht auf den Grund gehen, zu groß war die Gefahr, an sich selbst zu verzweifeln.
Eine ziemlich trostlose Zukunft lag vor ihm, und das Einzige, was ihn beflügelte und seinem Leben einen Sinn gab, war seine Arbeit. Und Anna versuchte, sie ihm wegzunehmen.
Er drückte die Schultern durch und ging zum Angriff über. „Wollen Sie damit sagen, dass ich körperlich nicht in der Lage bin, meinen Job zu machen?“ Luke sah sie durchdringend an. „Vielleicht hoffen Sie ja, dass es mir zu viel wird und ich mich verabschiede, damit Sie meine Stelle wieder übernehmen können?“
Als sie ihn fassungslos anblickte, bereute er fast, dass er sie so hart anging. Er hörte auch, wie sie tief Luft holte, ließ ihr jedoch keine Gelegenheit zu antworten. Er konnte es sich nicht leisten zurückzuweichen. Luke Davenport gab nicht freiwillig klein bei.
„Hier ist mein Zuhause“, fügte er im selben harschen Tonfall hinzu. „Hier lebe ich, und hier arbeite ich. Und ich habe ganz bestimmt nicht vor, meine Zelte woanders aufzuschlagen.“
„Das meinte ich auch nicht“, erwiderte sie reserviert. Anscheinend hatte sie sich schnell wieder gefangen. „Aber ich dachte, es gibt womöglich eine plausible Erklärung für das, was heute Morgen im OP passiert ist. Für Ihre verzögerte Reaktion auf eine Arterienblutung.“
Lastendes Schweigen legte sich über den Raum. Luke hatte jedoch nicht vor, den Vorwurf zurückzuweisen oder sich herauszureden.
„Ich habe für einen Moment die Konzentration verloren“, gab er zu. „Es wird nicht wieder vorkommen.“
Seine Aufrichtigkeit wurde belohnt. Ihre Gesichtszüge entspannten sich, und er sah ihr an, dass sie ihm glauben wollte. Aber er entdeckte auch Verwirrung in ihren wunderschönen grünen Augen. Was hatte er sich dabei gedacht, sie wegen einer Frage anzugreifen, die durchaus berechtigt war? Das musste sie ja durcheinanderbringen.
„Haben Sie vor, den Vorfall zu melden?“
Sie hielt seinem Blick stand. Mut hat sie, das muss man ihr lassen, dachte er.
„Würden Sie es tun?“
„Ja“, antwortete er ohne Zögern. „Schlampige Arbeit ist in keinem Fall zu dulden.“
Anna nickte stumm.
Kein weiteres Wort fiel, als sie gemeinsam den Seminarraum verließen.
Okay, jetzt lagen die Karten auf dem Tisch. Sie wusste, dass er von ihr erwartete, den Vorfall zu melden. Und ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis jemand – wahrscheinlich Albert White oder ein anderer aus der Führungsetage des Krankenhauses – ihn zu einem Gespräch unter vier Augen bat.
Am nächsten Tag passierte nichts dergleichen.
Im Gegenteil, den Bemerkungen während der Morgenbesprechung nach zu urteilen, hatte
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