Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
blinzelte. So weit hatte sie nicht gedacht.
Charles. Ihre Eltern. Charles’ Eltern. Sie sollte sie anrufen. Aber es war drei Uhr früh, und sie waren ohnehin nicht gut auf sie zu sprechen.
„Falls Sie auf dem Weg zu Ihrer Familie waren und sie nicht wecken möchten, können Sie gern hier übernachten, wenn sie sich keine Sorgen machen“, bot Dom an und beobachtete ihr Gesicht. „Ich möchte den Hund jetzt sowieso nicht bewegen. Das Sofa ist so breit wie ein Bett und das Feuer gemütlich.“
Erin dachte an die Alternative. Charles anrufen. Seine und ihre Eltern aufwecken. Sie mit der Nachricht eines Unfalls erschrecken. Sie würden Charles schicken, damit er sie abholt. Er wäre freundlich und verständnisvoll und würde ihr keinen Vorwurf machen, bis sie sich von ihrem Schock erholt hatte. Und Marilyn?
Dom verband ihren Fuß und streifte dabei sanft ihren Knöchel. Diese federleichte Berührung beruhigte sie, ohne dass sie sich erklären konnte, warum.
„Nicht meine Familie. Sie denken wahrscheinlich, dass ich noch in Melbourne bin.“ Oder dass ich überhaupt nicht komme, fügte Erin im Stillen kläglich hinzu. Beinahe wäre sie ja auch nicht gefahren.
„Okay, das wäre geklärt. Und jetzt müssen Sie schlafen.“
Bevor sie reagieren konnte, lag sie schon wieder in seinen Armen, und er trug sie durch das stille Haus. Transportierten Landärzte ihre Patienten immer so? Der Gedanke erschien ihr seltsam.
2. KAPITEL
Als Erin aufwachte, spürte sie, dass sie beobachtet wurde. Vorsichtig spähte sie zur Tür, wo sich schnell zwei Jungs duckten.
Sie schloss die Augen und wartete einen Moment. Horchte in sich hinein. Alles war erträglich, nur als sie ihren linken Fuß bewegte, zuckte sie vor Schmerz zusammen.
Sekunden später schlug sie die Augen wieder auf. Diesmal versteckten sich die beiden nicht. Ein Haarschopf war leuchtend rot und gelockt, der andere braun und glatt. Fünf oder sechs Jahre alt, schätzte Erin, bevor ihr auffiel, dass sie ihrem Retter von letzter Nacht überhaupt nicht ähnlich sahen.
„Hallo“, meldete sie sich, und der Rothaarige lächelte sie schüchtern an.
„Dom hat gesagt, wir sollen dich nicht wecken“, sagte er.
Dom. Hmm.
„Ist Dom dein Vater?“
„Irgendwie“, antwortete der Junge ausweichend. „Er ist in der Küche und macht Frühstück. Das Brot ist nichts geworden.“ Das klang nach einer riesigen Tragödie.
„Wir haben Welpen“, verkündete der andere Junge hinter der Tür. „Aber die dürfen wir auch nicht wecken.“
„Ich bin wach.“ Erin schwang die Beine über die Sofakante. Vorsichtig setzte sie den rechten Fuß auf. Ob sie ihren linken Fuß belasten konnte? „Hat euer Dad erzählt, was letzte Nacht passiert ist?“
„Er hat gesagt, du hast dein Auto an den Klippen zu Schrott gefahren und den Hund gerettet, weil du ihn ganz weit getragen hast.“ Der Rotschopf sah sie an, als wäre sie Superwoman.
„Das war doch nichts weiter“, antwortete Erin bescheiden. „Ähm … wenn ihr zwei mir helft, schaffe ich es vielleicht in die Küche.“
Die beiden überlegten, und schließlich nickte der Ältere. „Okay. Komm, Nathan, wir müssen sie stützen. Ich bin Martin“, fügte er hinzu.
„Schön, dich kennenzulernen, Martin“, antwortete Erin. „Und dich auch, Nathan. Könnt ihr mir beim Hüpfen helfen?“
„Manchmal helfe ich meiner Mum ins Bad.“ Nathan klang reifer, als sein Alter vermuten ließ. „Sollen wir dich auch ins Bad bringen?“
„Ja bitte“, sagte sie dankbar. Eine Minute später hatte sie an jeder Seite einen kleinen Jungen, der sie stützte. Mit einem Umweg über das Bad war sie dabei, die Familie ihres Retters kennenzulernen.
Zum Mittag könnten sie fertig sein. Eventuell.
Welch ein Vater vergaß, Erntedankbrot zu kaufen? Eigentlich hatte Dom nur vergessen, es vorzubestellen, und dann war es ausverkauft gewesen. Kein Problem, hatte er gedacht, ich besorge einfach Hefe und backe selbst welches. Kinderspiel.
Falsch gedacht. Besser, er besann sich auf seine Fähigkeiten als Arzt und schaute mal nach Erin.
In diesem Moment ging die Tür auf, und da stand Erin, gestützt von den Jungs. Sie hatte eine Decke wie einen Sarong um sich drapiert und über der Brust festgesteckt. Ihre Locken fielen ihr wild auf die Schultern.
Sie sieht wundervoll aus, dachte er plötzlich.
Hol tief Luft. Bleib professionell. Sie ist eine Patientin, nichts weiter.
„Willkommen im Land der Ausgeschlafenen.“ Dom hoffte, sein Lächeln wirkte
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