Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
ein großer Raum gewesen war, wirkte jetzt sehr beengt. Drei Matratzen. Erins Sofa. Marilyns Decke.
Dom legte Holz im Kamin nach, sodass es aufloderte und knisterte.
„Ohne Feuer gäbe es den Menschen wohl nicht. Aber man muss es sorgfältig hüten“, sagte er, als Martin nervös in die Flammen sah. „Martin, ich habe nachgedacht. Das Erlebnis heute soll zu etwas gut sein. Morgen bringe ich dir bei, wie man richtig Feuer macht.“
Das hatte der Junge offenbar nicht erwartet. Er brachte ein müdes Lächeln zustande.
Dom arrangierte die Betten so, dass er am Feuer lag, dann kamen Martin und Nathan und schließlich Erin auf dem Sofa. Die Kinder schliefen sofort ein. Erin betrachtete Dom im Feuerschein. Er hatte den Blick auf seine Schützlinge gerichtet, und seine Miene spiegelte wider, wie aufgewühlt er sich fühlte.
„Ich bedaure den Kuss nicht“, sagte sie in die Stille hinein.
Dom wandte den Kopf in ihre Richtung. „Warum schläfst du nicht?“
„Ich beobachte dich.“
„Lass das lieber.“
„Jemand muss auf dich aufpassen“, sagte sie sanft. „Du kümmerst dich um die ganze Welt, aber niemand kümmert sich um dich. Nun, das wird sich ändern. Ich bedaure den Kuss kein bisschen. Es war wirklich fantastisch. Schlaf jetzt, Dominic Spencer, heute Nacht bist du nicht im Dienst. Die Verantwortung liegt ganz bei mir.“
„Du zitterst“, stellte er nüchtern fest.
„Tue ich nicht.“
„Ich höre es deiner Stimme an.“
„Mir geht es gut.“ Was eine glatte Lüge war. Die Ereignisse der Nacht holten sie ein.
„Brauchst du eine Umarmung?“
„Vielleicht“, erwiderte sie vorsichtig.
„Warum hast du nichts gesagt?“ Schnell stand Dom auf, stieg vorsichtig über die schlafenden Jungs, blieb vor ihr stehen und berührte sanft ihr Gesicht. Weil in dem überfüllten Raum kein Platz war, um sich neben sie zu hocken, zog er ihre Decken zurück und schlüpfte neben ihr ins Bett. Dann schlang er die Arme um sie und hielt sie fest.
Wieder zitterte sie, nun allerdings aus einem völlig anderen Grund.
„Du warst toll heute Nacht“, sagte Dom.
„Du auch.“ Sie entspannte sich neben ihm, lag mit dem Rücken an seine Brust gepresst. Er trug nur seine Pyjamahose, aber kein Oberteil. Durch ihren Seidenpyjama spürte sie die Wärme seines Körpers. Das lenkte sie jedenfalls von dem eben durchgestandenen Schock ab.
„Keine Bange, ich habe nicht vor, dich zu verführen“, erklärte Dom.
„Nein?“ Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren seltsam schrill.
„Nein“, bestätigte er, und Erin spürte, wie er lächelte.
„Schade.“
Leise lachend drückte er sie fester an sich. „He, wenn ich könnte, würde ich es tun, aber Kinder sind sehr zuverlässige Anstandswauwaus …“
Richtig. Oder? Ihn so dicht neben sich zu spüren, brachte sie völlig durcheinander. „E…erklärst du mir dann, warum du in meinem Bett liegst?“
„Damit du aufhörst zu zittern.“
„Ich glaube, das habe ich schon.“
„Das entscheide ich. Außerdem muss ich mich bei dir bedanken. Du hast heute unser Leben gerettet.“
„Ihr habt euch selbst gerettet.“
„Ohne deine Hilfe hätte ich Martin nie die Treppe hinunterbekommen.“ Seine Stimme klang immer noch rau von dem Qualm, den er eingeatmet hatte. So ernst, heiser und so verdammt sexy, dass Erin wohlig erschauerte. „Vor den Jungs konnte ich es nicht sagen, aber ich weiß, wie nah dran wir waren, ihn zu verlieren“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Danke.“
„Gern geschehen.“ Welche Angst musste Dom ausgestanden haben. Instinktiv drehte sie sich zu ihm um, schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. „Es ist okay, Dom“, sagte sie und versuchte sich, nicht ganz erfolgreich, auf ihn als Person zu konzentrieren und nicht auf den Mann, der ihr die Sinne raubte. „Uns geht es allen gut, und ich bin sicher, Martin tut so etwas nie wieder.“
„Vielleicht doch.“
„Dann bist du da und stehst ihm bei“, erklärte sie beherzt und sprach endlich aus, was ihr am Herzen lag. „Dom, ich möchte dir helfen.“
„Das hast du schon.“
„Nein, langfristig.“ Sie schluckte. „Ich könnte hier aushelfen, wenn du mich lässt.“
„Du meinst in der Praxis?“
„Ich könnte dir einiges abnehmen. Es gibt so viel Arbeit!“
„Hier? Bist du verrückt? Du hast doch gerade erst eine neue Stelle angenommen“, erinnerte er sie.
Das stimmt, dachte sie. Leiterin der Notfallstation. Aber sie war jetzt in einer anderen Welt und konnte nicht zurück.
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