Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
sie, wie er noch nie einen Menschen geliebt hatte.
„Alles in Ordnung, Sir?“, sprach ihn ein Kellner besorgt an.
Das riss Linton aus seiner Erstarrung. „Ja, danke.“
Ohne sich noch einmal umzusehen, eilte er zu seinem Wagen. Er musste zu Emily.
Hoffentlich konnte sie ihm verzeihen!
„Em.“
Emily drehte sich um und sah, wie ihr Vater sich auf den Empfangstresen stützte. Er war aschgrau im Gesicht.
„Dad?“ Der Schreck fuhr ihr in die Glieder, aber sie reagierte sofort und schnappte sich einen Rollstuhl. „Was ist los mit dir? Was hast du?“
Er ließ sich schwer hineinfallen. „Schmerzen“, keuchte er und presste die Arme auf Brust und Unterleib.
„Jason!“
Der Student kam aus dem Personalraum geeilt. „Was ist?“
„Rufen Sie Michael! Sagen Sie ihm, es geht um meinen Vater.“ Rasch schob sie ihren Vater in den Schockraum. „Dad, schaffst du es allein auf die Rollliege, wenn ich dir helfe?“
Jim rang nach Atem, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. „Ich bin … hergefahren, dann … schaffe ich das … auch noch.“
Sie fasste ihn unter den Achseln und half ihm hoch, bis er auf der Liege saß. Dann hob sie seine Beine an, und er ließ sich auf die Matratze sinken. Es machte ihr Angst, wie sehr sich ihr sonst so beherrschter Vater vor Schmerzen krümmte.
„Wo tut es weh, Dad?“ Sie versorgte ihn mit Sauerstoff.
„Überall.“ Er ließ den Kopf ins Kissen sinken. „Ich sterbe, nicht wahr?“
„Heute noch nicht.“ Das klang zuversichtlicher, als ihr zumute war. Sie schaltete das EKG an und befestigte die Kontakte auf seiner Brust. Wo blieb Michael denn nur?
Jason trat zu ihr. „Der Doktor ist auf dem Weg.“ Er nahm ihr sanft die Kabel aus den zitternden Fingern und befestigte sie an den Kontakten. Gleich darauf verkündete er nach einem Blick auf den Monitor: „Sinusrhythmus vorhanden, Frequenz erhöht.“
Erleichterung überflutete Emily. Es war kein Herzinfarkt.
Die Tür schwang auf. „Jim, Sie sehen lausig aus.“ Linton marschierte herein, in beschmutzter Polohose. Er warf seine Lederweste auf einen Stuhl und krempelte sich die königsblauen Ärmel hoch. „Wo tut es weh?“
Emily schnappte nach Luft. „Michael ist der Arzt meines Vaters“, erklärte sie barsch.
Er starrte sie an, als hätte sie ihm eine Ohrfeige versetzt, griff dann aber zum Stethoskop und wandte sich an Jason: „Wie sind die Vitalwerte?“
Ehe der arme Mann antworten konnte, fuhr sie ihn an: „Ich habe Ihnen doch ausdrücklich gesagt, Sie sollen Michael rufen!“
Jason errötete. „Ich …“
„Ist doch egal, wer sich um mich kümmert – Hauptsache, ihr gebt mir was gegen diese Schmerzen!“
„Entschuldige, Dad.“ Sie warf Linton einen wütenden Blick zu und wunderte sich über seinen reuevollen Gesichtsausdruck. Rasch sah sie weg und half ihrem Vater in ein Untersuchungshemd.
„Wann hat der Schmerz eingesetzt?“ Linton tastete Jims Unterbauch ab.
„Vor zwei Stunden, ich war gerade in die Stadt gekommen, um …“ Jim krümmte sich. „Ich glaube, ich … ich muss …“
Jason schaffte es gerade noch, ihm eine Schüssel unters Kinn zu halten, als Jim sich erbrach.
„Er braucht Flüssigkeit“, befahl Linton.
Emily hängte den von Jason vorbereiteten Beutel an den Infusionsständer. „Ich lege dir jetzt einen Venenzugang, Dad.“
„Warte, das kann ich übernehmen“, sagte Linton.
„Nicht nötig, ich mache es schon.“ Sie wollte seine Hilfe nicht.
Jim blickte zwischen den beiden hin und her und deutete dann mit dem Kopf auf Jason. „Er soll es machen.“
„Wie Sie wollen, Jim.“ Linton lächelte schief, während er Jason das Infusionsbesteck reichte.
Emily hätte nicht erwartet, dass er einlenken würde.
„Wir geben dir Morphin gegen den Schmerz, Dad.“ Sie schob ein Verordnungsblatt auf das Klemmbrett und reichte es Linton.
„Sind Sie gegen irgendetwas allergisch, Jim?“ Linton nahm einen Stift zur Hand. „Vertragen Sie Pethidin?“
„Sind beides Opioide, oder?“ Jim verzog das Gesicht vor Schmerzen. „Ist mir völlig egal, wenn es nur hilft.“ Erschöpft schloss er die Augen. „Seid ihr euch öfter nicht einig?“
„Ich will doch nur dein Bestes, Dad.“
„Linton macht das schon. Geh und warte draußen.“ Ihr Vater tätschelte ihr den Arm.
„Jim, ich brauche Ihre Tochter hier.“ Linton zwinkerte Emily zu, während er Jims Brust abhorchte.
Beinahe wäre sie tatsächlich geflüchtet. Ihr Vater behandelte sie wie ein Kind, und
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