Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
falsch.“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Was heute Nacht geschehen ist, war wie ein Traum. Ich habe es so sehr gebraucht, ich brauchte dich – und ich werde dir bis an mein Lebensende dankbar sein. Aber wenn ich am Morgen neben dir aufwache …“
„Es ist Morgen.“
„Du weißt, was ich meine. Wenn ich neben dir aufwache, kann ich dich vielleicht nicht wieder loslassen. Und das will ich nicht. Auf keinen Fall möchte ich das verderben, was wir heute Nacht gehabt haben.“
Ich will mich nicht verlieben.
Der Gedanke war plötzlich da, und er machte ihr Angst.
Liebe? Nach einer einzigen Nacht? Das konnte nicht sein.
Sie wusste, sie musste jetzt mit ihrem Leben weitermachen, Dinge anpacken. Jake hatte ihr die Kraft dazu gegeben, und sie würde diese Chance nutzen.
„Heute Nacht war wundervoll“, flüsterte sie. „Heute Nacht habe ich dich geliebt. Aber wir beide wissen, dass wir in verschiedenen Welten leben. Seien wir froh und glücklich über diese Nacht und leben jeder unser eigenes Leben weiter.“
„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Mit dem Fuß stieß er die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. „Dich hier allein zurücklassen …“
„Ich will es so.“ Stimmte das? Nein, ein Teil von ihr wehrte sich heftig dagegen, doch sie musste vernünftig sein.
„Du bist so …“
„Und du auch.“ Sie verstummte. Auch Jake schwieg.
Aus Doreens Zimmer nebenan kamen unterdrückte Laute. Es hörte sich an, als schluchze jemand, angstvoll und schmerzerfüllt.
Das konnten sie nicht ignorieren. Jake ließ Tori zu Boden gleiten, und sie löste sich aus seinen Armen. Er war vor ihr an Doreens Tür, aber sie hielt ihn zurück.
„Lass mich, mich kennt sie.“ Sie klopfte. „Doreen, ich bin es, Tori. Darf ich hereinkommen?“
„Oh, meine Liebe, habe ich Sie geweckt?“ Das klang atemlos. „Es tut mir leid.“
Tori bedeutete Jake, draußen zu warten, und betrat das Zimmer, ließ die Tür jedoch einen Spalt offen.
„Doreen, was ist los?“ Als ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah sie die zusammengekrümmte Gestalt auf dem Bett, und ihr zog sich das Herz zusammen. Mit zwei schnellen Schritten war sie bei Doreen und nahm sie in die Arme.
„Bitte, meine Liebe, sagen Sie es nicht Glenda“, stöhnte Doreen. „Sie schläft endlich einmal tief und fest, wecken Sie sie nicht. Es ist nur meine Angina. Die Schmerzen haben mich geweckt, und Sie wissen ja, nachts kommt einem alles schrecklicher vor.“
Nur zu gut. Aber Doreens Zustand deutete auf mehr als nur eine simple Angina hin, denn sie zitterte, schwitzte und hatte eiskalte Hände. Tori legte den Finger auf ihre Halsschlagader. Doreens Herz schlug viel zu schnell und unregelmäßig.
„Doreen, ich glaube nicht, dass es eine Angina ist“, sagte sie so ruhig wie möglich. „Wir sollten besser einen Krankenwagen rufen.“
„Nein!“
„Dann lassen Sie mich wenigstens Jake holen.“
„Nein“, hauchte Doreen – und hörte im nächsten Moment auf zu atmen. Ohnmächtig sank sie zurück aufs Kissen.
Tori tastete hastig nach ihrem Puls. Sie fand keinen.
„Jake!“, schrie sie. „Jake, komm schnell!“
Innerhalb von Sekunden stand er neben ihr und umfasste schon Doreens Handgelenk, noch während Tori ihm erklärte, was passiert war.
„Kein Puls“, bestätigte er grimmig, zog das Kissen unter Doreens Kopf weg und untersuchte ihre Luftwege.
„Beatme sie“, wies er Tori an und riss Doreens Nachthemd bis zur Hüfte auf. Rhythmisch begann er mit der Herzdruckmassage. „Kopf überstrecken, Nase zuhalten und Luft in ihre Lungen pressen. Zweimal hintereinander. Dann presse ich. Los, Tori …“
Eine dritte Aufforderung brauchte sie nicht. Eigentlich hätten sie einen Krankenwagen holen müssen oder wenigstens einen Defibrillator, Sauerstoff, Adrenalin, aber dafür reichte die Zeit nicht. Wenn sie Doreen nicht umgehend ins Leben zurückholten, würden ihr auch die besten Geräte nicht mehr helfen.
Keine weiteren Toten. Bitte nicht. Nicht Doreen.
„Nicht in Panik geraten“, sagte da Jake sanft, der wohl ihre Verzweiflung spürte. „Immer langsam und gleichmäßig, Tori, bis du siehst, dass ihre Brust sich hebt und senkt.“ Er veränderte den Rhythmus nicht, sondern presste kontinuierlich weiter.
Wie lange noch? Bitte, bitte …
„Gib nicht auf“, drängte Jake. „Zwei Minuten, mehr sind es noch nicht. Tiefer beatmen, Tori, ich erhöhe den Druck.“
Als er es tat, Tori hörte das unverkennbare Geräusch einer
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