Julia Ärzte zum Verlieben Band 47

überbringen?“
    Und ob sie das wollte. Tori setzte ein fröhliches Lächeln auf, öffnete die Tür – und erstarrte.
    Jake saß im Wartezimmer.
    Er las in einer Ausgabe von Horse & Hound. Als er aufblickte, war das ältere Ehepaar auf den Stühlen gegenüber schon aufgesprungen. Jake lächelte Tori zu und widmete sich wieder seinem Artikel über Pferde. Oder Jagdhunde.
    „Hi“, sagte Tori, sowohl zu ihm als auch zu Paul und Ida Clemens. Ihr Herz klopfte, und sie hatte Mühe, professionell zu bleiben. „Es ist alles in Ordnung“, versicherte sie den beiden. „Wir haben fast ein Fünftel der Leber entfernt und sind sicher, dass wir den Entzündungsherd vollständig beseitigen konnten. Harley wird noch viele Hundejahre leben, vorausgesetzt, wir behalten seine Cholesterinwerte im Griff.“
    Stumm blickten die beiden sie an, dann schlug Paul die Hände vors Gesicht und ließ sich schwer auf seinen Stuhl fallen. Seine Schultern zuckten von unterdrückten Schluchzern, und seine Frau setzte sich neben ihn, um ihn in die Arme zu nehmen.
    Tori hielt ihm eine Schachtel Papiertücher hin, und er griff sich bestimmt ein Dutzend.
    Er brauchte sie alle.
    Tori wartete, bis er sich gefangen hatte. Sie spürte Jakes Blicke, aber dies hier ging vor. Paul und Ida hatten durch das Buschfeuer ihre Farm verloren und selbst nur knapp überlebt, weil sie sich in einer flachen Mulde unter nassen Decken verkrochen hatten. Harley war die ganze Zeit bei ihnen gewesen.
    Schließlich hatte sich Paul wieder im Griff. Ida hielt seine Hand, und Tori musste die guten Nachrichten wiederholen. Doch dann redete sie den beiden sanft ins Gewissen. Schon vor den Bränden hatten sie Harley wie einen menschlichen Gefährten behandelt, und danach konnten sie ihm erst recht nichts abschlagen, wenn er sie mit seinen treuen Hundeaugen bittend ansah. Also hatte Harley Käse, Würstchen und Schokolade verschlungen und eine Hypercholesterinämie entwickelt – mit schweren Folgen für seine Leber.
    Paul und Ida versprachen hoch und heilig, sich zu bessern.
    „Können wir ihn sehen?“, wollte Ida wissen.
    „Aber natürlich. Unsere Mitarbeiterin hat ihn schon in den Aufwachraum gebracht.“
    Die beiden bedankten sich überschwänglich und verließen eilig das Wartezimmer.
    Jake legte die Zeitschrift aus der Hand.
    „Hi“, brachte Tori heiser heraus. „Was … machst du hier?“
    „Wie wäre es mit ‚Schön, dich zu sehen, Jake‘?“
    „Schön, dich zu sehen, Jake“, wiederholte sie, und das Herzklopfen wurde stärker. Hatte er überhaupt eine Ahnung, wie sehr sie sich freute, dass er da war?
    „Ich hatte gehofft, dass du für mich fünf Minuten Zeit hast.“
    „Fünf Minuten?“
    „Die besten Dates dauern fünf Minuten“, sagte er. „In fünf Minuten kannst du die Liebe deines Lebens kennenlernen. Manchmal passiert es aber auch in anderthalb Minuten.“
    Einen Moment lang vergaß sie, weiterzuatmen. Ein zitterndes Glücksgefühl erfüllte sie, zaghaft noch, aber sie spürte es prickelnd am ganzen Körper.
    „Harley wird also wieder gesund?“, wechselte er das Thema, als wollte er ihr Zeit lassen, seine Worte zu verarbeiten.
    Es half ihr tatsächlich. „Es war eine perfekte Teilresektion der Leber“, brachte sie heraus. „Wie im Lehrbuch. Harley ist jung, und seine Leber wird sich regenerieren. Zum Glück hatte er keine Leberzirrhose.“
    „Ihr habt den Hund auf Leberzirrhose getestet?“, fragte Jake verblüfft.
    „Ida und Paul haben ihn mit allem Möglichen gefüttert, warum also nicht auch ein Gläschen Sherry mit ihnen am Abend?“
    „Du machst Witze.“
    „Alkoholvergiftungen bei Hunden habe ich schon erlebt“, erklärte sie. „Man glaubt gar nicht, wie schrecklich dumm sich manche Halter benehmen.“ Sie holte tief Luft. „Jake, warum bist du hier?“ Als er nicht sofort antwortete, fügte sie hinzu: „Gibt es Probleme in der Lodge?“
    „Nein.“
    „Musst du irgendwelche Verkaufspapiere unterschreiben? Rob hat mir erzählt, dass das Farmhaus ausgeräumt und gereinigt wurde und nun wieder völlig anders aussieht.“
    „Darüber wollte ich mit dir reden.“
    „Wirklich?“
    „Wirklich. Also, was die fünf Minuten betrifft …“
    „Die sind schon um“, sagte sie, aber es hörte sich ein bisschen atemlos an.
    Ein bisschen? Eigentlich bekam sie kaum noch Luft!
    „Nein, dieses Fünf-Minuten-Date muss an einem besonderen Ort stattfinden. Das Erste war in der Combadeen Hall, das Zweite wird woanders sein. Draußen steht