Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
bekommen. Im Augenblick fürchten sie, dass die Bakterien auch sein Herz angreifen, und dann …“ Coulson verstummte und starrte hinauf an die Decke. „Wie gesagt, das Wichtigste ist momentan die Bekämpfung der Infektion. Außerdem müssen sie die Brandwunden umgehend operieren, damit er seine Hände nicht verliert, aber das ist höchst riskant. Bei einer solchen Sepsis wie in Tadeos Fall schneidet kein Arzt gern. Deshalb …“ Er seufzte schwer. „Es sieht nicht gut aus, Red.“
Erin beugte sich vor und stützte die Hände auf ihre Knie. „In einer solchen Situation kann man nur einen Schritt nach dem anderen tun. Das ist die einzige Möglichkeit, mit einer kritischen Krankheit umzugehen, denn wenn man zu weit in die Zukunft schaut oder zu viele Dinge plant, verliert man den Blick auf das, was im Moment am wichtigsten ist. Und das ist die operative Wundversorgung an seinen Händen. Ich weiß, das klingt frustrierend, besonders, wenn man am liebsten selbst den Kittel anziehen und Tadeos Leben retten will. Aber das geht eben nicht. Deshalb müssen wir den Anordnungen der Ärzte folgen und Schritt für Schritt tun, was sie für nötig halten. Und vor allem müssen wir ihnen vertrauen, denn sie werden ihr Bestes für Tadeo tun. Onkel Serek wird Tadeos Behandlung überwachen, und ich vertraue ihm genauso, wie mein Vater ihm bei meiner Behandlung vertraut hat. So wie ich auch dir vertraue.“
„Du nennst mich in einem Atemzug mit anerkannten medizinischen Größen, Red?“
„Ja, weil du es verdienst.“
Coulson sagte dazu nichts. Wahrscheinlich, weil seine Gedanken nur um Tadeo kreisten. Ein schwer krankes Kind zu haben, war für die Eltern eine unvorstellbare Belastung. Erin hatte mit solchen Vätern und Müttern gearbeitet. Mehr noch, sie hatte miterlebt, wie sehr ihre Krankheit ihren Vater belastet hatte, und diese Ängste spürte sie jetzt auch bei Coulson. Selbst Arzt zu sein, machte das Ganze noch schlimmer, denn man wusste um alle Risiken, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Man war dazu verdammt, dazusitzen und auf gute Nachrichten zu hoffen. „Vergiss nicht, Tadeo ist ein zäher kleiner Bursche. Er wird kämpfen, und das umso mehr, wenn er erst weiß, dass es Menschen gibt, die ihn lieben, und für ihn kämpfen. Dass du für ihn kämpfst.“
„Es ist einfach verrückt, dass eine so harmlose Sache, wie ein Boot zu renovieren, eine Kette so tragischer Ereignisse nach sich ziehen kann. Dabei wollte ich ihm nur beibringen, wie man mit Holz umgeht, damit er das später vielleicht einmal zu seinem Beruf machen kann, und jetzt ringt er deshalb um sein Leben …“ Er schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Wand. „Wem will ich da verdammt noch mal etwas vormachen, Red? Ich habe rein gar nichts, was ich den Leuten in Regina bieten kann. Medizinische Versorgung mit einfachsten Mitteln, das funktioniert nicht, und mehr als einfache Mittel habe ich nicht …“
„Und einen Traum.“
„Ha, Träume sind Schäume, sagt man nicht so? Ich bin doch der lebende Beweis dafür!“
Erin setzte sich wieder aufrecht hin. „Du täuschst dich, Coulson. Träume können wahr werden, aber man muss dafür arbeiten, und manchmal auf eine Art und Weise, mit der man nie gerechnet hat.“
„Du glaubst, ich habe nicht dafür gearbeitet? Wer zum Teufel gibt dir das Recht, so etwas zu sagen? Ich tue nichts anderes als arbeiten. Und sieh nur, was dabei herauskommt. Tadeo wird vielleicht wegen mir sterben …“
„Wegen dir?“
„Weil ich ein Träumer bin. Und das bin ich. Das hat mir schon meine erste Frau vorgeworfen. Sie meinte, ich könne meine Ideen nicht in die Praxis umsetzen. Aber ich Idiot dachte, an einen Ort wie Regina zu gehen, wo medizinische Versorgung so dringend gebraucht wurde, sei ein durchaus praktikabler Plan. Du weißt schon, eine bescheidene Praxis führen, ein kleines Krankenhaus eröffnen, mein Boot renovieren. Ein perfekter Plan für ein perfektes Leben. Aber da bin ich wohl einem Irrtum aufgesessen, denn ich habe nichts von alledem, oder?“
„Und, was willst du jetzt machen? Alles hinschmeißen? Tadeo viel Glück mit seinem nächsten Vormund wünschen? Davion erklären, dass er schon eine andere Möglichkeit finden wird, auf die Uni zu kommen? Deine Sachen packen und irgendwo anders ein neues Leben ohne Komplikationen anfangen?“
„Klingt auf alle Fälle um einiges besser als das Leben, das ich hier angefangen habe.“
„Das stimmt nicht. Du liebst Tadeo, als wäre er dein
Weitere Kostenlose Bücher