Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Gefühlen herumzutrampeln. Susan beschloss, erst einmal zu duschen und sich dann bei ihm zu entschuldigen.
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, machte sie das zerwühlte Bett wieder zurecht, bevor sie in die Küche ging.
„Es tut mir …“, begann sie. Doch Marco schüttelte abwehrend den Kopf.
„Schon gut. Mir tut es leid.“ Er hob die Hände. „Es fällt mir nicht leicht, über das zu reden, was passiert ist. Aber ich denke, ich bin dir zumindest die Fakten schuldig.“
„Du bist mir gar nichts schuldig“, widersprach sie.
„Meine Frau ist vor zwei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen.“ Ein trostloser Ausdruck lag in seinem Gesicht.
Susan wusste nicht, was sie sagen sollte. Alle Worte waren hier unzulänglich, aber sie durfte auch nicht einfach schweigen. „Das tut mir so leid. Es ist schwer, jemanden zu verlieren, der noch so jung war.“
Marco hob die Schultern. „Jeder Mensch erlebt schwere Zeiten. Damit muss man eben fertig werden.“
Allerdings schien das bei ihm noch längst nicht der Fall zu sein. Vermutlich war er nach London gekommen, um die Erinnerungen zu verbannen, hatte seinen Verlust aber noch immer nicht verarbeitet.
Er schenkte ihr Kaffee ein und goss Milch dazu. „Ist das so richtig? Nicht zu stark?“
Offenbar wollte er nicht weiter über das Thema sprechen, was Susan akzeptierte. „Sieht gut aus. Danke.“
„Schön.“ Marco machte eine Pause. „Du lebst also in London, seit du ins London Victoria gekommen bist?“
„Seit meinem achtzehnten Lebensjahr. Ich habe in London studiert.“
„Dann kennst du dich ja sicher gut aus.“ Sein Lächeln wirkte etwas gezwungen. „Solange ich hier bin, möchte ich London richtig kennenlernen. Und das kann man am besten mit jemandem, der die Stadt kennt. Hättest du vielleicht Lust, meine Stadtführerin zu sein?“
„Ja, gern“, erwiderte Susan leichthin. „Was ich dir zeige, hängt natürlich davon ab, was dir gefällt. Museen, Parks, Theater.“
„Alles. Auf jeden Fall das London Eye bei Nacht“, erklärte er. „Und alle wissenschaftlichen Museen.“
„Es ist schon Jahre her, seit ich dort war. Das heißt, als Führerin bin ich dafür wahrscheinlich nicht besonders geeignet“, warnte sie ihn.
„Umso besser, dann gehen wir einfach zusammen auf Entdeckungsreise“, sagte Marco. „Wir können eine Liste aufstellen und alles abhaken. Auch solche Orte, wo du schon immer mal hinwolltest, aber noch nie gewesen bist.“
„Das klingt gut.“ Susan hob ihre Tasse. „Abgemacht.“
5. KAPITEL
Bis zum Wochenende hatten Marco und Susan eine Wunschliste von Orten erstellt, die sie besuchen wollten.
Am Samstagvormittag arbeitete Susan im Frühdienst, während Marco freihatte. Daher trafen sie sich nach ihrer Schicht vor dem Krankenhaus.
„Und, wie war’s?“, erkundigte er sich.
„Jede Menge an Heimwerker-Unfällen. Leute, die ihren Daumen mit dem Hammer getroffen haben, denen der Meißel ausgerutscht ist oder die beim Bohren was ins Auge bekommen haben“, antwortete sie.
„Autsch. Jetzt weiß ich wieder, warum ich immer jemanden dafür bezahle, der solche Dinge für mich erledigt.“
Susan lachte. „Du bist wohl der erste Mann, den ich kenne, der zugibt, dass er kein begnadeter Handwerker ist.“
„Das Leben ist zu kurz, um sich wichtig zu tun. Außerdem verbringe ich meine Freizeit lieber mit Dingen, die mir Spaß machen“, gab er mit einem jungenhaften Grinsen zurück. „Hast du immer noch Lust auf Kew Gardens?“
„Absolut.“
Mit der U-Bahn hatten sie den Botanischen Garten schnell erreicht, und Susan genoss es, Hand in Hand mit Marco durch die Anlagen zu schlendern.
„Es ist hübsch hier“, meinte er.
„Ich liebe diese Jahreszeit, wenn überall die Frühlingsblumen blühen.“ Sie wies auf den blauen Teppich von Sternhyazinthen. „Und die da sind meine absoluten Lieblingsblumen.“
„Sehr englisch“, bemerkte er.
Sie lachte. „Vielleicht denkst du eher an Glockenblumen. Deren schönste Zeit ist Ende des nächsten Monats. Und ich muss dir unbedingt den englischen Wald zeigen.“
Marco blieb stehen, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Solange ich unter jedem Baum einen Kuss kriege.“
Sofort überlief sie ein elektrisierendes Prickeln. Er drückte seine Lippen kurz auf ihre. Bei der Vorstellung, wie er sie später küssen würde, wenn sie allein waren, bekam Susan weiche Knie.
„Der Frühling ist also deine Lieblingsjahreszeit?“, fragte er.
„Frühling und Herbst mag ich
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