Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
in dieses schicke Zimmer gebracht.“
Es war Teil einer eleganten Suite, die den vermögenden und besonders einflussreichen Patienten des Harbour vorbehalten blieb. Evies Familie steckte viel Geld in dieses Krankenhaus. Die Lockhearts standen an der Spitze der High Society, sie waren das australische Pendant englischer Royals.
Und was ein Royal wünschte, das bekam er. Zum Beispiel, dass Lily in dieser Suite untergebracht wurde. Luke fand auch, dass sie das mehr als verdient hatte. Seit zehn Minuten saß er an ihrem Bett und hatte sie im Schlaf betrachtet. Ihr blondes Haar lag wie ein Fächer auf dem Kissen, ihr Gesicht war blass und schmal. Sie hatte gekämpft und gewonnen – für Tom.
Gefühle drohten ihn zu überwältigen. Seit wann wurde er sentimental? Hatte Tom ihm nicht etwas anderes beigebracht?
Luke erinnerte sich an den Tag, als Tom ihn vom Internat abgeholt hatte. Er war zehn Jahre alt, und seine erste Woche an der neuen Schule lag hinter ihm – eine schreckliche Woche. „Zeig ihnen, dass du niemanden brauchst“, hatte Tom mit grimmiger Miene gesagt. „Sonst hast du verloren.“
Tom war nach demselben Motto erzogen worden: Was dich nicht umbringt, macht dich stark. Trotzdem sorgte er sich um Luke.
Luke war erst jetzt klar geworden, wie viel Tom ihm bedeutete. Er hatte gedacht, der einzige Mensch, den er je geliebt hätte, sei Hannah gewesen. Es stimmte nicht. Als Toms Leben auf Messers Schneide stand, war Luke fast durchgedreht. Und nun diese schmale junge Frau, die sich eine Stunde lang nicht bewegt hatte, weil es um Leben oder Tod ging …
Sie war unglaublich tapfer, und er bewunderte sie dafür. Und auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, so ahnte er, dass das nicht alles war, was er für sie empfand.
Er dachte daran, wie sie auf Glenfiddich gesessen hatte. Er dachte an Tom und die Kettensäge.
„Es tut mir leid, dass ich wegen Glenfiddich so heftig reagiert habe“, sagte er zu Lily. „Gib mir ein halbes Jahr Zeit, um ihn zu trainieren, dann kannst du ihn reiten, wann immer du willst.“
„Ganz alleine?“, entgegnete sie spöttisch. „Besorgst du mir auch eine Trittleiter, damit ich leichter aufsteigen kann?“
„Lily …“
„Lass mich allein, Luke.“ Aber sie ließ seine Hand nicht los.
„Ist das dein Ernst?“
„Ich muss duschen. Mir geht es gut, es hat nichts zu sagen, dass ich in Ohnmacht gefallen bin. Das hätte auch stärkeren Frauen passieren können, wirklich!“
Sie lachte! Nach allem, was sie mitgemacht hatte. Sie ist hinreißend, einfach bezaubernd … Vergiss es, ermahnte er sich. Du brauchst niemanden, du willst niemanden.
„Ich könnte dir beim Duschen helfen“, bot er an.
„Träumen Sie weiter, Dr. Williams. Seit wann duschen Chirurgen Patienten ab?“
„Vor drei Nächten hat mir eine herrische Krankenschwester genau das empfohlen.“
Sie verzog den Mund. „Ja, ich weiß, das war ziemlich frech.“
„Ich finde, du bist wundervoll.“
Das Lachen erlosch, und sie blickte ihn warnend an. „Nicht, Luke, lass das.“
„Was?“
„Du möchtest doch, dass ich einen Monat lang in deinem Apartment wohne. Es wird aber nicht funktionieren, wenn du mir das Gefühl gibst …“
Sie sprach nicht weiter, aber Luke wusste, was sie meinte.
Ihre Blicke verfingen sich, und im selben Moment geschah etwas. Wie eine Berührung, zaghaft erst, dann immer intensiver, entstand eine Verbindung zwischen ihnen. Luke beugte sich vor, wollte Lily in seine Arme ziehen und …
Die Tür ging auf, leise nur, aber Lily zuckte zusammen. Er richtete sich auf und bedauerte zutiefst, dass sie gestört wurden.
Evie Lockheart streckte vorsichtig den Kopf ins Zimmer. Sie lächelte, als sie Luke erblickte, und strahlte über das ganze Gesicht, als sie sah, dass Lily wach war. „Hallo!“, sagte sie munter. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Krankenschwestern, die im OP zusammenbrechen, sprechen nicht gerade für das Krankenhaus, in dem sie arbeiten.“
„Tut mir leid“, antwortete Lily verlegen.
„Muss es nicht. Wir alle sind voll der Bewunderung.“ Belustigt blickte sie Luke an. „Dankbar sind wir ihr auch. Sozusagen im Handumdrehen hat sie dafür gesorgt, dass wir deine Geliebte, deinen Onkel und deine Farm kennenlernen. Was ist aus deinem kostbaren Privatleben geworden?“
„Eine öffentliche Bühne“, meinte er trocken.
Aber Evie hatte sich schon wieder Lily zugewandt und duzte sie unbefangen. „Wie fühlst du dich?“
„Gut.“
„Verzeihung, aber
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