Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
bei einem Schneesturm Menschen von einem Berg zu retten.“ Liebevoll streichelte sie ihrem Sohn über den Kopf und stand dann schnell auf. Sie war viel zu aufgewühlt, um still sitzen zu können. „Es wird alles gut, Jamie, wir überlegen uns was.“
„Das habe ich schon“, murmelte Jamie leise. „Ich möchte Dino einladen.“
Megan erstarrte. „Zum Vatertag?“
„Warum nicht? Ich mag ihn. Er ist nett.“
Nett? Megan dachte an Dino Zinetti. Haare so dunkel wie die Nacht, ein maskuliner Mund und Augen, die genau wussten, wie sie eine Frau ansehen mussten.
„So würde ich ihn nicht unbedingt beschreiben.“
Jamie sah sie schockiert an. „Findest du Dino nicht nett?“
„Ich sage nicht, dass er nicht nett ist, Liebling.“ Aber konnte man einen sexuell so attraktiven Mann wie Dino so beschreiben? „Er ist … ähm … nett, aber … ich glaube nicht, dass er der ist, den du zum Vatertag mitnehmen solltest.“
„Es muss ja nicht mein Dad sein, nur ein Mann, der in meinem Leben wichtig ist. Du arbeitest doch jeden Tag mit ihm. Fragst du ihn, Mum? Er muss auch nur für eine Stunde kommen und darüber reden, was er macht.“
Dino fragen, ob er in die Schule kam? „Das geht nicht, Jamie.“
Niedergeschlagen sah ihr Sohn sie an. „Okay, dann gehe ich alleine. Das ist schon in Ordnung.“
Megan fühlte sich wie eine echte Rabenmutter. „Okay, ich frage ihn. Aber es kann trotzdem sein, dass er beschäftigt ist.“
„Ich weiß. Er ist Arzt in der Notaufnahme, Mitglied im Bergrettungsteam, und er hat mit 19 Jahren eine olympische Goldmedaille in der Skiabfahrt der Männer gewonnen.“
„Wie bitte?“
„Er hat eine Goldmedaille gewonnen. Wusstest du das nicht?“
„Nein“, antwortete Megan schwach.
„Er ist richtig cool, Mum. Wusstest du, dass er in nicht einmal einer Minute sechs Donuts essen konnte, als er so alt war wie ich?“
Megan dachte an Dinos athletische Statur. „Nein, aber wahrscheinlich hat er damit aufgehört, bevor er die Goldmedaille gewonnen hat. Schlaf jetzt.“ Warum um Himmels willen hatte sie versprochen, mit Dino zu sprechen? „Jamie …“
Ihr Sohn zog sich die Decke bis zum Hals hoch und lächelte sie selig an. „Ich hatte wirklich Angst vor der Schule diese Woche, aber jetzt freue ich mich darauf. Dino ist der Beste. Wenn er kommt und in meiner Klasse spricht, wird mich Freddie nie wieder ärgern. Weißt du, dass wir nur noch fünfzehnmal schlafen müssen bis Weihnachten? Ist das nicht toll? Ich habe sogar schon meinen Wunschzettel geschrieben. Wir haben ihn in den Kamin gelegt.“
Megan öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass sie Dino unmöglich bitten konnte, zum Vatertag zu kommen, aber sie brachte es nicht übers Herz. „Müssen wir wirklich nur noch fünfzehnmal schlafen?“, fragte sie heiser. „Das ist toll. Ich sollte wohl langsam mit meinen Weihnachtseinkäufen anfangen.“
Hallo Dino, hast du am Donnerstag schon was vor?
Dino, versteh das nicht falsch, aber würdest du vielleicht …?
Als Megan am nächsten Morgen das Krankenhaus betrat, spielte sie in Gedanken durch, wie sie ihn fragen könnte. Als würde ihre Mutter sie nicht schon genug unter Druck setzen – nein, jetzt auch noch ihr Sohn.
Warum muss ich einen Mann finden? Es gibt genügend Männer in Jamies Leben. Nur eben nicht den einen speziellen. Und das ist auch gut so. Wenn man sich auf einen Mann verließ, fiel man nur auf die Nase, das hatte sie doch am eigenen Leib erfahren.
Jamie war in seinem kurzen Leben bereits von einem Mann verlassen worden. Ein zweites Mal würde sie das nicht zulassen. Sie beide kamen gut allein zurecht.
Aber sie konnte ihre Schuldgefühle nicht einfach abschütteln, darum hatte sie noch ein paar Minuten vor dem Schultor gewartet und Jamie nachgesehen. Der einzige Junge in seiner Klasse, der keinen Dad mit zum Vatertag bringt.
Den ganzen Weg zur Arbeit machte sie sich Sorgen, und auch, als sie Harry auf der Beobachtungsstation besuchte, gingen ihr die Gedanken nicht aus dem Kopf. „Hey, du Faulenzer. Ich dachte, ich komme dich kurz besuchen, bevor ich mit der Arbeit anfange.“
Er lächelte breit, als er sie sah. „Wolfsmädchen!“
„Nenn mich lieber nicht so. Bei Tieren im Krankenhaus reagieren sie komisch, nachher schmeißen sie mich noch raus. Hier …“ Megan reichte ihm ein Buch, das sie im Krankenhausshop gekauft hatte. „Ich weiß nicht, ob du das schon kennst, aber ich fand, es hat ein interessantes Cover. Monster, die Leute in Stücke
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