Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Einsiedlerleben steckte mehr.
Jemand hatte sie verletzt. Wahrscheinlich Jamies Vater.
Er beobachtete, wie sie sich ruhig und effizient bewegte. Wenn es um die Arbeit ging, beeindruckte sie ihn stets von Neuem. Was ihn überraschte, war, wie unsicher sie im zwischenmenschlichen Umgang war.
Gemeinsam mit Abbys Mutter betrat das Pädiatrieteam den Raum, und Dino schob jeden Gedanken an Megan beiseite. Er informierte seine Kollegen, während sie das kranke Baby auf die Kinderintensivstation brachten.
Als er zum Schockraum zurückging, passte Megan ihn ab und zog ihn in einen leeren Raum.
„Wegen dieses Dates“, flüsterte sie heiser. Unsicher sah sie immer wieder zur Tür, ob auch niemand vorbeikam. „Es gibt da einen Ort, wo ich gern hingehen würde.“
Erstaunt, weil es so leicht gewesen war, lächelte Dino. „Molto bene“ , raunte er. „Alles, was du möchtest. Ein romantisches Essen? Oder vielleicht etwas, das nicht ganz so öffentlich ist? Ich könnte für dich kochen. Bei mir.“
Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. „Ich möchte, dass du am Donnerstagmorgen um halb neun zu mir kommst.“
Dino musterte sie eingehend. Er konnte sehen, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Ich bin immer offen für was Neues, belissima , aber ist halb neun nicht eine ungewöhnliche Zeit? Es sei denn, du schlägst ein Frühstück vor?“
„Versteh das nicht falsch, aber wir werden nichts essen.“ Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht und bemerkte, dass ihre Hand zitterte. „Sieh mal, ich weiß, dass du das wahrscheinlich nicht tun möchtest, aber …“ Megan holte tief Luft, als würde sie all ihren Mut zusammennehmen. „… Donnerstag ist in der Schule Vatertag, und Jamie hat niemanden, der ihn begleitet. Ich weiß, dass du nicht sein Dad bist, aber es kann auch einfach jemand sein, der in seinem Leben eine wichtige Rolle spielt, und ich weiß, dass du nicht unbedingt wichtig bist, aber …“
Dino legte ihr einen Finger auf den Mund. „Meg, hol Luft.“
„Entschuldige. Vergiss einfach, dass ich gefragt habe.“
„Es wäre mir eine Ehre, Jamie zum Vatertag zu begleiten.“
„Wirklich?“ Sie starrte ihn an.
„Ja, natürlich. Er ist ein großartiges Kind.“ Dino musste sich zusammenreißen, um seine Finger von ihren weichen Lippen zu nehmen. Und noch mehr, um sie nicht einfach durch seinen Mund zu ersetzen. „Sag mir einfach, was von mir erwartet wird.“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass du alle beeindrucken musst“, platzte sie heraus, „damit dieser Freddie aufhört, Jamie einzureden, er sei ein Verlierer, weil sein Dad ihn nicht sehen will.“
Dino fühlte Wut in sich aufsteigen. „Jamie wird schikaniert?“ War das der eigentliche Grund für die Tränen, die er vorhin in ihren Augen gesehen hatte?
„Ich glaube nicht. Nicht richtig. Es ist schwer zu sagen.“ Sie rieb über ihre Stirn, ihre Augen wirkten müde. „Ich weiß, dass Jamie seinen eigenen Weg finden muss, damit umzugehen, aber … wenn es dein Kind ist, fühlt es sich so furchtbar an, das glaubst du gar nicht. Am liebsten würde ich mir diesen Freddie vorknöpfen und ihm gründlich die Meinung sagen, aber das kann ich nicht tun.“
„Beschreib ihn mir“, forderte Dino sie kühl auf, „dann übernehme ich das für dich.“
„Nein.“ Mit einem kleinen Lächeln schüttelte sie den Kopf. „Ich möchte nur, dass du so umwerfend wie möglich bist – wie eine Mischung aus Mr Incredible und Batman.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Heißt das, ich muss einen engen roten Lycraanzug und einen schwarzen Umhang tragen?“
Megan lachte erstickt. „Dafür würden sie dich verhaften. Es gefällt mir nicht, dass ich dich darum bitten muss, damit Jamie wie die anderen Kinder sein kann. Ich habe ihm immer gesagt, er muss nicht wie alle anderen sein, und jetzt will ich andere Menschen beeindrucken.“
„Das ist eine schöne Theorie“, sagte Dino gedehnt, „aber manchmal möchte man auch nicht um alles kämpfen müssen.“ Und das tat sie, da war er sich sicher. Sie stand zwischen der Welt und ihrem Kind. „Ich mache das, Meg. Einen roten Lycraanzug kann ich zwar nicht versprechen, aber ich werde Jamie helfen. Bist du auch dabei?“
„Nein. Mums sind nicht erlaubt. Ich warte so lange draußen und kaue meine Nägel ab.“
Er nahm ihre Hand und konnte einen kurzen Blick auf ihre abgekauten Nägel werfen, bevor sie sie ihm errötend entzog.
„Ich dachte, du könntest ihn zu Hause abholen …“, sie versteckte ihre
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