Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Streicheln auf. Er konnte nicht über Camilla reden. Weder mit Nat noch mit sonst jemandem. Er war ja kaum imstande, ihren Namen auszusprechen, ohne von Schuldgefühlen überwältigt zu werden.
„Ich finde, wir haben für eine Nacht genug geredet. Meinst du nicht?“ Damit senkte er den Kopf, um ihren Hals mit federleichten Küssen zu bedecken.
Nat hätte protestieren sollen. Andererseits, wollte sie wirklich etwas von Camilla und der perfekten Liebe zwischen den beiden erfahren? Davon hatte sie in ihrer letzten Beziehung wahrhaftig genug erlebt.
Also ließ sie sich von Alessandros Leidenschaft mitreißen. Zum Reden war immer noch genug Zeit.
9. KAPITEL
Am Donnerstagnachmittag behandelten Nat und Alessandro eine achtunddreißigjährige Frau mit Schmerzen im Bein. Sie hatte ihren neun Monate alten Sohn dabei, der missmutig quengelte.
Alessandro lächelte die gestresst wirkende Mutter an, die sich entschuldigte, während sie das Baby beruhigend auf ihrer Hüfte schaukelte. „Er hat einen Schnupfen und ist deshalb nicht besonders gut gelaunt.“
„Das ist schon okay.“ Auf der Patientenakte suchte er nach dem Namen der Patientin. „Nina, was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe starke Schmerzen im Bein“, antwortete sie.
„Dann geben Sie doch einfach Nat das Baby und steigen auf die Liege, damit ich es mir ansehen kann“, meinte Alessandro.
Lächelnd streckte Nat die Arme aus. „Wie heißt er denn?“
„Benji.“
„Also gut, Benji. Dann wollen wir deiner Mummy mal eine Pause gönnen.“ Der Kleine kam bereitwillig zu Nat, nieste jedoch gleich dreimal bei der Übergabe. „Hatschi“, sagte Nat und lachte. Liebevoll strich sie dem Kleinen über die warme Stirn, setzte ihn auf ihre Hüfte und wiegte ihn hin und her.
Alessandro beobachtete Nat mit dem Baby. Benji hatte aufgehört zu weinen und schaute sie neugierig an, da ihr Pferdeschwanz durch die wiegende Bewegung auf und ab wippte. In diesem Moment blickte Nat zu Alessandro auf, und er lächelte.
Sie sah gut aus in ihrer Uniform. Sie sah auch in Shorts gut aus. Ebenso wie in ihrem Sleepshirt. Und ganz ohne Kleider sah sie sensationell aus. Er hätte sich denken können, dass sie auch mit einem Baby auf der Hüfte attraktiv war.
Nina, die von alldem nichts mitbekam, krabbelte auf die Liege und krempelte ihre Jeans hoch. „Hier muss man ja richtig klettern“, bemerkte sie etwas außer Atem.
Alessandro wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. „Haben Sie sich irgendwo verletzt?“, fragte er.
„Nein. Mein Bein tut weh, seit ich gestern aus dem Flugzeug gestiegen bin.“
Sofort war er alarmiert. „Flugzeug?“ Er zog die Brauen zusammen. Schmerzende Wade, Flugreise. Eine Venenthrombose? „Von wo sind Sie gekommen?“
Verdutzt erwiderte Nina: „Aus Perth.“ Sie rieb sich die schmerzende Stelle.
Da Perth nur vier Flugstunden entfernt war, schien es unwahrscheinlich, dass sich auf einem solchen Flug ein Blutgerinnsel im tiefen Venensystem gebildet hatte. Aber ausgeschlossen war es nicht. Außerdem hatte Nina etwas Übergewicht.
„Aber einen Tag vorher sind wir aus London gekommen“, fuhr sie fort. „Oh Mann, das war vielleicht ein schrecklicher Flug. Ich steckte die ganze Zeit auf meinem Sitz fest, denn Benji musste ständig gestillt werden, weil er durch die Erkältung Probleme mit seinen Ohren hatte. Er hing praktisch den gesamten Flug über an meiner Brust. Da habe ich mir wirklich gewünscht, ich hätte mich damals für die Flaschennahrung entschieden anstatt fürs Stillen. Dann hätte sein Vater mich wenigstens auch mal ablösen können.“
Aha. Alessandro fiel die geschwollene rote Stelle an Ninas Wade auf. Das war kein gutes Zeichen. Aber auch Benjis Erkältung beunruhigte ihn. Sowohl in Amerika als auch in England wütete gerade die Sumpfgrippe. Die Fälle in Victoria waren alle durch internationale Langstreckenflüge ins Land gekommen. In Melbourne wurden inzwischen sogar einige Schulen aufgrund von Krankheitsfällen geschlossen.
Queensland war bisher zwar noch nicht betroffen, aber dennoch mussten gewisse Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Obwohl Alessandro nicht glaubte, dass Benji Sumpfgrippe hatte, durfte er die beiden nicht ohne entsprechende Untersuchungen gehen lassen.
Aber das Wichtigste zuerst. Behutsam untersuchte er Ninas Wade. Die gerötete Stelle fühlte sich heiß an. Dann tastete er nach einem Puls in der Kniekehle und am Fuß. „Können Sie die Zehen Richtung Knie hochziehen?“, fragte
Weitere Kostenlose Bücher