Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Wunsch seines Sohnes nachgeben?
Er schaute auf seinen Sohn hinunter und hatte dabei das Gefühl, als würde ihm gleich das Herz bersten. Bei der Erwähnung von Camilla hatte Alessandro Tränen erwartet oder tiefe Traurigkeit, keine so nüchterne Antwort.
„Ich kann …“ Er zögerte und sah Nat an, die ihm aufmunternd zunickte. „Wenn du willst, kann ich dich auch Giuliano nennen.“
Julian nickte nur, steckte den Daumen in den Mund und wandte sich wieder dem Fernseher zu.
Aufatmend wechselte Alessandro einen Blick mit Nat. Sie lächelte, und er hätte ihr am liebsten den Arm um die Schultern gelegt, um sie an sich zu ziehen. Stattdessen erwiderte er ihr Lächeln und flüsterte ihr ein unhörbares „Danke!“ zu.
Alessandros Freude hielt jedoch nicht lange an, da er feststellte, wie schwer es ihm fiel, seinen Sohn Giuliano zu nennen. Dass es sich für ihn so unnatürlich anfühlte, machte ihn extrem gereizt. Er hätte schreien und um sich schlagen können.
Sobald Nat aus der Dusche kam, riss Alessandro sie zu einem wilden Kuss an sich. Sie musste sich an seinem Hemd festklammern, weil sie durch seine Heftigkeit fast hintenüberfiel. Doch sie öffnete ihre Lippen sofort, sodass er mit der Zunge in ihren Mund eindringen konnte, woraufhin Alessandro einen triumphierenden Laut ausstieß.
Atemlos wich er leicht zurück, während er mit den Händen ihren nackten Po umfasste. „Ich brauche dich. Jetzt.“ Bei jedem Wort streifte er ihre Lippen.
Nat spürte seine harte Männlichkeit durch seine Kleidung hindurch, und fast hätte sie sich wie eine Katze an ihm gerieben. Sein Duft, seine Leidenschaft waren so berauschend, dass sie kaum klar denken konnte. Doch sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Vorhin war Alessandro noch fröhlich in Julians Zimmer gegangen, und jetzt mischte sich ein gequälter Ausdruck in sein Verlangen.
Energisch schob sie ihn deshalb von sich. „Was ist los?“
Erst wollte er sie festhalten, trat dann jedoch seufzend einen Schritt zurück. Er fuhr sich durchs Haar, wobei er sie mit Blicken verschlang. Immerhin stand sie splitterfasernackt vor ihm, und er wollte sie. „Gar nichts“, antwortete er daher und griff nach ihr.
Nat wich ihm aus. „Alessandro!“
Als sie bemerkte, dass sein Blick auf ihren vollen Brüsten ruhte, verdrehte sie entnervt die Augen, nahm ihr Nachthemd vom Bett und warf es über. „Besser?“
Er lächelte widerstrebend. „Nein.“
Da sie ihn streng ansah und die Arme verschränkte, setzte er sich aufs Bett. „Es sollte sich nicht so merkwürdig anfühlen, ihn Giuliano zu nennen. Schließlich ist er Halbitaliener.“ Alessandro sprang auf, lief ruhelos durchs Zimmer und rieb sich die Stirn. „Er ist sogar auf die italienische Form getauft.“ Er ließ die Hand sinken. „Camilla hat darauf bestanden.“
Camilla. Das war also ihr Name. Verständnislos fragte Nat: „Wieso dann Julian?“
Er schnaubte geringschätzig. Weil Camilla ihn bestrafen wollte. Aber das konnte er Nat nicht erzählen, denn sie glaubte, dass er seine verstorbene Frau immer noch liebte. Und wie würde er denn dastehen, wenn er zugab, dass er Camilla nie geliebt hatte? „Das ist eine lange Geschichte.“ Er seufzte. „Können wir bitte einfach ins Bett gehen. Ich will dich.“
Nat hatte gehofft, er würde die Gelegenheit nutzen, um sich einiges von der Seele zu reden. Aber leider vergeblich.
Und weil sie nicht imstande war, ihm zu widerstehen, streifte sie sich das Nachthemd ab und streckte die Arme nach ihm aus.
Später, während sie eng umschlungen nebeneinanderlagen, ließ Nat ihre Finger über Alessandros Brust gleiten. „Val hat mich heute Nachmittag sehr seltsam angeguckt, als ich ihm die Tür aufgemacht habe.“
„Wahrscheinlich hat er überlegt, ob du frei bist“, antwortete Alessandro. Allein der Gedanke daran löste in ihm heftige Eifersucht aus, obwohl er den wahren Grund für Vals Reaktion kannte.
„Ihr scheint euch sehr nahezustehen.“
„Wir sind im selben Dorf aufgewachsen“, sagte er. „Unsere Väter waren Brüder. Meine Eltern waren sehr hitzig und haben sich viel gestritten. Sie haben sich getrennt und sind dann wieder zusammengekommen. Ein ständiges Auf und Ab, wie die Jo-Jos. Wenn es Krach gab, wurde ich zu Tante Rosa geschickt, und das war ziemlich oft. Es machte nichts, dass sie taub war und sechs Kinder hatte. Sie hat sich immer gut um mich gekümmert. Sie und mein Onkel führten eine völlig andere Beziehung. Ben hat Rosa über alles
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