Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
waschen.“
Angestrengt riss Nat sich zusammen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Alessandro am Türrahmen lehnte, und hilflos sah sie ihn an. Auch gegen ihren Willen reagierte ihr Körper sofort auf seine erotische Ausstrahlung.
„Nat!“
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Julian zu, der ungeduldig von einem Fuß auf den andern trat. „Ja, das ist in Ordnung.“
„Jipppiiiie!“ Julian rannte hinüber zum Wohnzimmer, um Flo zu holen.
Alessandro kam auf Nat zu. Da sein Sohn beschäftigt war, wollte er sich jetzt einen Kuss holen. Die letzte Nacht schien schon wieder eine Ewigkeit her zu sein. „Na, wie viele Kartons sind es noch?“
Unwillkürlich wich sie zurück. Sie sah blass aus, und in ihren rotgeränderten Augen lag unsäglicher Schmerz. Besorgt sah Alessandro sie an. „Nathalie, was ist los?“
Er wollte ihren Arm anfassen, doch sie zuckte zurück. Stattdessen nahm sie das Bild, das sie an sich gepresst hielt, und drehte es um. „Wann wolltest du mir davon erzählen?“
Sein Blick ging zu dem Foto. Camilla mit ihrem spöttischen Mona-Lisa-Lächeln schaute ihm entgegen. Der Frau vor ihm so ähnlich, und doch war Nat ganz anders.
Schmerzliche Erinnerungen stürmten auf ihn ein: die lieblose Ehe, der Streit, das Läuten an der Tür. Mit verschlossener Miene steckte er die Hände in die Hosentaschen. „Ah.“
Auf einmal begriff Nat den seltsamen Ausdruck, mit dem Julian, Alessandro und auch Valentino sie jeweils bei ihrer ersten Begegnung angesehen hatten. Sie stieß Alessandro das Bild vor den Bauch, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als es festzuhalten.
„Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“ Sie wischte sich über das Gesicht. „Ich wusste ja, dass du eine Art Ersatzmutter für deinen Sohn wolltest, als du mir angeboten hast, hier einzuziehen. Aber ich hatte keine Ahnung, dass du eigentlich eine Ersatzfrau gesucht hast!“
„Nein!“, widersprach er heftig. „Du bist überhaupt nicht wie sie.“
Anklagend zeigte Nat auf das Bild. „Da sehe ich was anderes!“
„Vertrau mir“, versicherte er. „Die Ähnlichkeit ist rein oberflächlich.“
„Dir vertrauen?“ Sie schnaubte ungläubig. „Obwohl du mir nicht vertraut hast? An dem Abend, nachdem Val da war, hättest du die perfekte Gelegenheit gehabt, es mir zu sagen. Ich habe dich gefragt, warum Val mich so komisch angeguckt hat, aber du hast es einfach abgetan.“
Kopfschüttelnd fuhr sie fort: „Deshalb warst du auch nicht scharf darauf, dass ich die Fotos finde. Kein Wunder. Wieso warst du nicht von Anfang an ehrlich zu mir? Du hättest ja einfach sagen können: ‚Hey, Nat, du siehst meiner geliebten toten Ehefrau zum Verwechseln ähnlich.‘“
Die Tränen liefen ihr über die Wangen, und Alessandro machte einen Schritt auf sie zu, um sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Doch sie wich noch weiter vor ihm zurück.
Er öffnete den Mund, um zu protestieren. Aber wie sollte er es aussprechen? Ich habe meine Frau nicht geliebt.
„Nein, so ist es nicht“, meinte er hilflos.
„Genau wie bei Rob und meinem Vater“, rief Nat aus. „Immer spiele ich nur die zweite Geige.“
Beides hatte sie einigermaßen gut überwunden. Aber sie wusste, dass ihre Liebe zu Alessandro viel tiefer ging als alles, was sie jemals für Rob empfunden hatte. Alessandros Kiefer wirkte angespannt, ansonsten war seine Miene regungslos.
„Hast du mich überhaupt irgendwann mal um meinetwillen gewollt?“
Er fühlte sich sichtlich getroffen. „Ich denke, ich habe dir mehr als deutlich gezeigt, wie sehr ich dich begehre.“
Nat sah ihn an. „Wirklich? Kannst du ehrlich dastehen und behaupten, dass du in jeder Nacht, jedem leidenschaftlichen Moment bei mir warst und nicht auf irgendeine kranke Weise eine Verbindung mit Camilla gesucht hast?“
„Das garantiere ich dir“, stieß er wütend hervor. „Wenn ich mit dir im Bett war, gab es niemand anders. Ich dachte, das wüsstest du inzwischen, tief hier drin.“ Er tippte ihr auf die Brust.
Schroff schlug sie seine Hand zur Seite. „Hier geht es nicht um Sex, Alessandro, sondern um Liebe.“
Er wurde blass. „Liebe?“
Nat errötete. Die Wahrheit war einfach so aus ihr herausgeplatzt, ohne dass sie es wollte. Aber nun würde sie auch dazu stehen. „Ja, Alessandro. Liebe! Es tut mir leid. Ich weiß, dass es zwischen uns ursprünglich nicht um Liebe ging, aber es ist trotzdem passiert. Wahrscheinlich bin ich nicht so kaltschnäuzig wie du.“
Alessandro, der sich von der
Weitere Kostenlose Bücher