Julia Arztroman Band 62
sich wie eine verschmähte Geliebte anhörte, aber sie konnte nicht anders. Außerdem wurden ihre Unterleibsschmerzen immer stärker. Sie warf Valentino einen bösen Blick zu. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“
„Ich habe dir doch mehrere SMS geschickt.“
Zornig schlug Paige mit der Hand auf den Schreibtisch. „Drei SMS in zwei Wochen! Du behauptest, du willst mich heiraten und mit mir eine Familie gründen. Aber du schaffst es nicht mal, mich kurz anzurufen, nachdem du angekommen bist, um mir Bescheid zu sagen, dass alles in Ordnung ist? Du schickst mir bloß eine lausige SMS?“
Valentino war verblüfft über ihre heftige Reaktion. Ja, er hatte nicht angerufen. Aber nur deshalb, weil er beim Klang ihrer Stimme sofort damit herausgeplatzt wäre, dass er sie liebte. Doch das wollte er ihr persönlich sagen. Am Telefon hätte sie ausweichen oder sogar auflegen können. Das wollte er nicht riskieren. Aber jetzt, wo er ihr gegenüberstand …
„Na, hast du nichts dazu zu sagen?“, fragte Paige herausfordernd und unterbrach seine Gedanken. „Verdammt, Valentino, ich …“ Sie brach plötzlich ab, krümmte sich zusammen und umklammerte die Schreibtischkante.
Er stürzte zu ihr. „Paige!“
Irgendetwas stimmte nicht, das spürte Paige. „Hilfe“, schrie sie und hielt sich an Valentinos Armen fest. Das hier war keine normale Übungswehe gewesen. Es hatte sich genauso angefühlt wie bei den Zwillingen, als ihr in der achtundzwanzigsten Woche die Fruchtblase geplatzt war.
„Ich glaube, ich habe Wehen.“ Sie brach in Tränen aus.
Erschrocken starrte Valentino auf ihren gesenkten Kopf. Den Arm um sie gelegt, versuchte er sie zu stützen.
Nein, das durfte nicht sein. Er hatte ihr versprochen, dass alles gut gehen würde, weil er sich um sie kümmern würde.
Tränenüberströmt schaute sie zu ihm auf. „Ich bin doch erst in der fünfundzwanzigsten Woche. Wir müssen es stoppen.“ Sie packte ihn vorne am Hemd. „Unbedingt!“
Verzweiflung drohte Valentino zu überwältigen, doch das konnte er sich jetzt nicht leisten. Paige und sein Baby brauchten ihn.
„Das werden wir“, erklärte er grimmig. Entschlossen hob er sie auf seine Arme und trug sie hinaus. „Ich bring dich zur Notaufnahme und rufe Erica an, dass wir uns dort mit ihr treffen.“
Mit langen Schritten lief er den Flur hinunter und setzte Paige vorsichtig in den Rollstuhl, der immer in der Abteilung bereitstand. Damit schob er sie schnell zum Aufzug, während er gleichzeitig Erica anrief.
„Ist deine Fruchtblase geplatzt?“, fragte er.
„Nein“, schluchzte Paige.
Er gab es an Erica weiter, ehe er wieder auflegte. Die nächste Wehe kam im Lift. Weinend griff Paige nach Valentinos Hand.
„Es ist okay, du musst nur atmen. Erica ist in zehn Minuten da.“
Die Fahrt im Lift schien eine Ewigkeit zu dauern, und als Valentino sie in die chaotische Notaufnahme des St. Auburn rollte, begegnete ihnen als Erstes Nat. Ihr erfreutes Lächeln schwand schlagartig, als sie die Situation erfasste.
Erschrocken ging sie neben dem Rollstuhl in die Hocke. „Paige, um Himmels willen! Was ist los?“
Valentino antwortete an ihrer Stelle. „Sie ist in der fünfundzwanzigsten Woche schwanger und hat verfrühte Wehen.“
Verdutzt fragte Nat: „Schwanger?“
„Ja, schwanger“, stieß Valentino knapp hervor. „Erica de Jongh ist schon unterwegs.“
Mehr Informationen brauchte Natalie nicht. In einer halben Minute war Paige in einer Kabine und wurde auf eine Liege gebettet.
„Ich hol nur schnell den Wehenschreiber.“ Nat eilte hinaus.
Paige, die auf der Seite lag, rollte sich mit dem Rücken zu Valentino zusammen und weinte still vor sich hin.
„Paige.“ Liebevoll berührte er ihre Schulter.
Schroff schüttelte sie ihn ab. „Geh weg!“, stieß sie erstickt hervor. „Geh einfach. Dann kannst du’s dir später sparen.“
Das traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. „Ich gehe nirgendwohin.“ Wieder zog er sanft an ihrer Schulter, damit sie sich umdrehte.
Voller Wut fuhr sie herum. „Ich hab’s dir gleich gesagt. Ich wusste, dass das passieren würde. Ich wollte nicht noch mal ein Baby lieben und es dann verlieren.“
Sie richtete sich halb auf und wischte sich mit der Hand über Augen und Nase. „Aber nein, du hast ja behauptet, es würde gut gehen. Es würde nichts passieren. Du hast mich dazu gebracht, mich darauf einzulassen!“ Grob stieß sie ihm den Finger in die Brust. „Du bist schuld, dass ich das Baby
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