Julia Arztroman Band 62
haben wollte!“
Valentino zerriss es das Herz. „Paige, wir wissen doch noch gar nicht, was genau los ist.“
„Doch, ich weiß es.“
Er griff nach ihrer Hand, aber sie entzog sich ihm.
Da kam eine erneute Wehe, und der Schmerz schien ihr förmlich die Luft abzuschnüren. Sie versuchte zu atmen, doch das Weinen machte es ihr zusätzlich schwer. Als der Schmerz nachließ, kam Nat mit dem Wehenschreiber zurück. Sie legte Paige den Bauchgurt um und drückte ihr die Hand.
„Erica ist gleich da.“ Rasch ging sie wieder hinaus.
Paige blickte ihr nach, ehe sie Valentino ansah. Sie fühlte sich unendlich alt und müde. „Ich schaff das nicht noch mal, Valentino. Hörst du? Ich kann das nicht. Ich bin nicht stark genug dafür.“
„Doch, das bist du, Paige. Ich kenne keine Frau, die stärker ist als du.“ Sanft schob er ihr ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und wischte ihr zärtlich die Tränen ab. „Du hast schon so viel durchgestanden. Du bist eine echte Überlebenskünstlerin.“
Sie drückte ihr Gesicht in seine Hand. „Warum kann nicht einmal etwas bei mir gut laufen?“ Dann hob sie den Kopf. „Du hast gesagt, dass es gut gehen würde“, flüsterte sie. „Ich hab dir vertraut.“
Mit beiden Händen umschloss Valentino ihr Gesicht. „Du kannst mir vertrauen. Ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas Schlimmes passiert. Wir werden die Wehen stoppen. Du hörst auf zu arbeiten und wirst dich schonen. Ich werde dich unterstützen und verwöhnen, und du wirst das Baby voll austragen. Dann werden wir heiraten, weil ich dich liebe. Und die Flitterwochen werden wir mit den Kindern in Italien verbringen.“
Paige war so aufgewühlt, dass sie nicht sicher war, ob sie richtig gehört hatte. Hatte er tatsächlich von Liebe gesprochen?
In diesem Augenblick wurde der Vorhang aufgezogen, und Erica rollte ein Ultraschallgerät herein.
„Wie fühlen Sie sich?“ Sie schaltete das Gerät ein.
„Miserabel“, antwortete Paige.
Erica nickte. „Und Sie?“, fragte sie Valentino.
„Ich habe schreckliche Angst.“
Erstaunt sah Paige ihn an. Bisher hatte er auf sie überhaupt nicht ängstlich gewirkt. Er war doch die ganze Zeit so kühl, ruhig und beherrscht geblieben.
„Also normal“, erklärte Erica. Sie betrachtete die Kurve des Wehenschreibers.
„Es sieht schlecht aus, oder?“, meinte Paige bedrückt.
Erica sah sie offen an. „Das Gerät zeigt starke, regelmäßige Wehen an. Aber der Herzschlag des Babys ist ebenfalls stark und wird nicht langsamer. Dem Kleinen scheint es gut zu gehen. Jetzt schauen wir erst mal nach, okay?“
Sie führte einen Vaginal-Ultraschall durch, um die Gebärmutter zu untersuchen.
Dabei strömten Paige die Tränen über die Wangen. Valentino drückte besänftigend ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf die Schulter.
Schließlich hielt Paige es nicht länger aus. „Also?“, fragte sie.
Erica drehte einen Schalter, woraufhin man den kräftigen Herzschlag des Kindes hören konnte. Dann entfernte sie die Sonde und schaltete das Gerät aus. Sie sah Valentino an, der den Arm um Paige gelegt hatte.
„Die gute Nachricht ist, dass Ihr Muttermund sich nicht geöffnet hat.“
Ungläubig vergrub Paige ihre Finger in Valentinos Arm. Zum ersten Mal, seit ihre Wehen begonnen hatten, spürte sie einen Funken Hoffnung.
„Aber der Gebärmutterhals ist zu fünfzig Prozent verkürzt.“
„Es sind also wirklich Frühwehen?“, fragte Valentino.
„Ich fürchte ja“, antwortete Erica.
Schon zerplatzten Paiges Hoffnungen wieder, und sie hatte das Gefühl, dass die Welt um sie herum zusammenbrach. All die Erinnerungen an die Frühgeburt von Daisy und McKenzie stürmten auf sie ein.
„Und wie wollen Sie jetzt vorgehen?“, fragte Valentino weiter.
„Orale Einnahme von Nifedipin, um die Gebärmutter zu entspannen und hoffentlich die Wehen zu stoppen. Und wenn es nur für ein paar Tage ist, damit wir Zeit haben, dem Kind Steroide zuzuführen, damit sich die Lungen schneller ausbilden.“
„Und dann?“
„Ein paar Tage Krankenhausaufenthalt zur Überwachung des Blutdrucks und für regelmäßige Ultraschalluntersuchungen des Gebärmutterhalses.“
Valentino nickte. Ursprünglich war Nifedipin ein Mittel zur Blutdrucksenkung, das erst seit Kurzem auch als Wehenhemmer eingesetzt wurde. „Und danach?“
„Falls es uns gelingt, die Wehen zu stoppen, kann Paige nach Hause gehen“, erwiderte Erica. „Dort muss sie zweimal täglich die Tabletten nehmen und sich sehr viel
Weitere Kostenlose Bücher