Julia Arztroman Band 62
gefragt, ob er Paige liebte. Und er hatte voller Überzeugung Ja gesagt.
Allerdings war er sich nicht sicher, ob Paige seine Gefühle erwiderte. Tatsächlich konnte Valentino ihre Gefühle überhaupt nicht einschätzen. Von Anfang an hatte sie ihn immer auf Abstand gehalten, um ihr verletztes Herz zu schützen. Er wusste nicht, ob sie es jemals wieder zulassen würde, sich in jemanden zu verlieben.
Natürlich gab es eine starke körperliche Anziehung zwischen ihnen, und außerdem war da ja auch noch ihr gemeinsamer Sohn.
Aber Valentino wollte mehr sein als nur ein Teilzeit-Vater. Er wollte Paige lieben, für sie sorgen, sie seiner Familie als seine Braut vorstellen. Mit ihr wollte er alt werden.
Seit seiner Vernarrtheit in Daniella hatte er einen weiten Weg hinter sich. Seine Liebe damals war impulsiv und oberflächlich gewesen.
Was er für Paige empfand, ging dagegen bis tief in seine Seele. Es war kompliziert und vielschichtig, vor allem im Vergleich zu der unbeschwerten, sorglosen Zeit mit Daniella. Aber Reife war etwas Großartiges. Jetzt wusste Valentino, dass die guten Dinge im Leben nicht immer leicht zu haben waren. Manchmal musste man auch darum kämpfen. Und er war bereit dazu.
Paige, die im Dienstzimmer saß und die OP-Eintragungen in den Patientenakten vornahm, rieb sich geistesabwesend den Rücken. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, da ihre Gedanken immer wieder zu Valentino abschweiften. In den letzten zwei Wochen hatte sie von ihm nicht mehr als drei mickrige SMS-Nachrichten bekommen.
Zwei davon handelten vom Gesundheitszustand seiner Mutter, die sich von ihrer Notoperation gut erholte. Und mit der dritten SMS hatte er seine baldige Rückkehr angekündigt.
Paige hatte sich seinetwegen große Sorgen gemacht, aber er hatte weder ihre Anrufe angenommen noch ihre SMS-Nachrichten beantwortet.
Das tat weh.
Noch viel mehr als bei Arnie. Denn damals war sie blind vor Liebe gewesen. Diesmal jedoch war sie mit offenen Augen in ihr Unglück gerannt und hatte dabei nicht nur ihr Herz, sondern auch das von McKenzie aufs Spiel gesetzt.
Wieder zog sich ihr Unterleib zusammen, und Paige musste die Arbeit unterbrechen, um ihren Bauch zu reiben. Den ganzen Tag lang hatte sie schon in unregelmäßigen Abständen Übungswehen gehabt, vermutlich noch verstärkt durch das lange Stehen im kalten OP.
Beim ersten Mal, in der Pause zwischen zwei Operationen, hatte sie in Panik sofort ihre Ärztin angerufen, weil sie eine erneute Frühgeburt befürchtete.
Allerdings fühlte es sich ganz anders an als bei den Zwillingen, nur eine gelegentliche Anspannung ihres Unterleibs. Nachdem Erica einige knappe Fragen gestellt hatte, versicherte sie Paige, dass es sich um ganz normale, sogenannte Übungswehen handelte. Erica hatte ihr gesagt, auf welche Anzeichen sie achten sollte, und als Paige auflegte, fühlte sie sich beruhigt. Übungswehen waren offenbar ein gutes Zeichen; sie deuteten auf eine völlig normale Schwangerschaft hin.
Sie nahm den Stift und fing wieder an zu schreiben.
„Paige?“
Mitten im Wort hielt sie inne, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Valentino stand in der Tür. Sexy wie immer, trotz des langen Fluges, den er gerade hinter sich hatte.
Sie musste den Impuls unterdrücken, sofort zu ihm zu laufen. Auf keinen Fall wollte sie sich vor ihm erniedrigen, denn er hatte mit seinem zweiwöchigen Schweigen schließlich mehr als deutlich gemacht, wo sie als Paar standen.
„Valentino“, sagte sie daher nur. Eine neue Wehe kam, und Paige stellte erstaunt fest, wie stark und heftig sie war. „Wie geht es deiner Mutter?“
Er bemerkte das Misstrauen in ihren Augen. Den frostigen Blick. Mit einer so kühlen Begrüßung hatte er nicht gerechnet. „Sie ist wieder auf dem Damm. Lange lässt sie sich nie unterkriegen.“
„Das freut mich“, erwiderte Paige in möglichst neutralem Ton. „Es muss eine schwere Zeit für euch alle gewesen sein.“
Stirnrunzelnd sah Valentino sie an. „Ist alles okay?“
Ihre Schultern verspannten sich. „Ja, sicher.“
Er kam herein und stellte sich vor den Schreibtisch. „Du wirkst irgendwie aufgebracht.“
Plötzliche Wut durchzuckte Paige, in Verbindung mit einem erneuten scharfen Schmerz. Abrupt stand sie auf. „Ja, warum wohl?“, fuhr sie ihn an. „Du gehst nicht an dein Handy und rufst auch nicht zurück. Du hättest schon längst im Meer abgestürzt sein können, nach allem, was ich weiß. Oder vielmehr nicht weiß.“
Es ärgerte sie, dass sie
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