Julia Bestseller Band 142
Emotion deinen Weg kreuzt, bist du sofort in Alarmbereitschaft. Sie könnte dich ja anfallen und beißen.“
Den Reißverschluss der Tasche zog Grace so heftig zu, dass er fast abriss. Während sie sich den Träger über die Schulter schob, blickte sie Rafael wütend an. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder schreien sollte. Solange er zusah, würde sie jedenfalls nichts dergleichen tun. „Du bist schlimmer als alles, was dieser Dschungel zu bieten hat. Und weißt du noch etwas? Du magst ein unglaublicher Liebhaber sein, trotzdem bist du völlig kalt. Du bist nicht in der Lage, irgendetwas zu fühlen, oder? Nun, du solltest besser diesen Hubschrauber rufen, denn unsere ‚Leidenschaft‘ ist hiermit beendet.“
Ohne einen Blick zurück verließ sie das Zimmer. Wo sollte sie nun auf den Helikopter warten? Er würde kommen, daran bestand für sie kein Zweifel. Jetzt, da ihre zerbrechliche Beziehung in tausend Scherben zersplittert war, würde Grace bald das Motorengeräusch hören.
Rafael hatte sie nicht zurückgehalten. Offenbar wollte er in seinem Dschungelhaus alleine zurückbleiben und sich die Wunden lecken.
An seine Wunden konnte Grace im Moment keine Gedanken verschwenden, zu tief waren ihre Verletzungen.
Den Blick fest auf die Baumwipfel gerichtet, lag Rafael auf dem zerwühlten Bett. Angestrengt versuchte er, das unbekannte Gefühl in seinem Innern zu begreifen.
An Selbstbetrachtungen oder Analysen nicht gewöhnt, gab er fast augenblicklich wieder auf.
Grace hat recht, sagte er sich. Er war kalt und fühlte nichts. Aber warum hielt sie das für schlecht? Seiner Meinung nach war das sogar sehr gut. Er wollte es nicht anders und hatte sogar hart gearbeitet, um diesen Zustand zu erreichen.
Und die letzte Nacht war fantastisch, der Sex atemberaubend gewesen. Und überraschend. In einem Moment war Grace schüchtern, im nächsten wundervoll hemmungslos.
Rafael runzelte die Stirn. Eine Sekunde lang hatte er geglaubt, sie sei noch Jungfrau. Der Gedanke war ihm entfallen, da seine süße Geliebte so leidenschaftlich und sehnsüchtig auf ihn reagiert hatte.
Als er jetzt zu der Tür schaute, seufzte er. Grace hatte sie so fest hinter sich ins Schloss fallen lassen, dass der Rahmen wackelte. Rafael schloss die Augen. Wie hatte er je glauben können, das Leben könne einfach sein?
Sobald es um eine Frau ging, war das Leben nie einfach. Und sosehr Grace Thacker ihn auch in mancher Hinsicht überraschte, letztendlich war sie doch wie alle anderen Frauen.
Nicht nur weil ihr Lebensziel darin bestand, viel Geld mit wenig Arbeit zu verdienen. Grace trieb auch die üblichen Spielchen, die jede Frau probierte, wenn sie mit einem Mann ins Bett ging. Warum nahm sie Sex nicht einfach als das, was es war?
Frustriert sprang er aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab, um die Gedanken zu ordnen.
Warum musste sie alles so kompliziert machen? Warum führte sie so unermüdlich ihren sinnlosen Kreuzzug, in dem sie ihn von ihrer Unschuld überzeugen wollte? Weshalb konnte sie nicht einfach damit aufhören?
Was auch immer der Grund sein mochte, für ihn war die Sache erledigt.
Er würde heute persönlich dafür sorgen, dass die Karriere dieses gierigen Kaffeehändlers ein abruptes Ende fand.
Als Mann mit einer Mission ging Rafael in sein Büro, um einige Telefonate zu führen.
8. KAPITEL
In großer Bestürzung über ihren Streit, eilte Grace mit schnellen Schritten durch den Regenwald. Sie folgte dem Pfad zum Pool, dessen Wasser sich gestern Abend als so beruhigend erwiesen hatte.
Mit welchem Recht war sie so erschüttert?
Hatte er ihr Versprechen gemacht? Nein.
Warum fühlte sie sich dann so im Stich gelassen? So enttäuscht?
Weil sie geglaubt hatte, etwas in ihm gesehen zu haben.
Nie in ihrem Leben war Grace so durcheinander gewesen. Ein Teil von ihr wollte zurück ins Haus, wollte sich neben Rafael ins Bett legen und alle Komplikationen vergessen. Er war fähig, ihre Beziehung in einfache Begriffe zu fassen. Warum gelang es ihr nicht auch?
Die Antwort lag in dem einen fundamentalen Unterschied zwischen ihnen.
Trotz allem, was ihr im Leben widerfahren war, hatte sie die Hoffnung nie aufgegeben. Wohingegen Rafael …
Traurigkeit stieg in ihr auf, als sie die Wahrheit über ihn erkannte. Irgendwann in der Vergangenheit hatte er alle Hoffnung aufgegeben.
Blicklos marschierte Grace weiter. Erst nach zwanzig Minuten fiel ihr auf, dass sie immer noch nicht beim Pool angelangt war. Auch der Wasserfall war nicht zu
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