Julia Bestseller Band 142
gestern erstaunlich, habe ich dir das schon gesagt? Ich kenne keine andere Frau, die diese Strapazen auf sich genommen hätte, ohne ein einziges Mal zu jammern. Sogar als du in den Fluss gefallen bist, hast du keine Hilfe von mir angenommen. Stattdessen hast du mich nur warnend angefunkelt.“
„Ich habe es nicht gewagt, mich zu beschweren, weil du so wütend auf mich warst.“ Die Erinnerung daran wirkte wie ein kleiner Kratzer auf der glatten Hülle ihrer Harmonie. Rafael runzelte die Stirn, als ob auch er nur ungern an ihre Meinungsverschiedenheiten zurückdachte.
„Das liegt jetzt hinter uns.“
„Wir können es nicht einfach vergessen.“ Die ersten Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer und kündeten den Tag an. „Es ist Morgen, ob es uns gefällt oder nicht. Ich muss einige Dinge klären. Wichtige Dinge.“
„Ich werde ein paar Anrufe erledigen“, versprach Rafael, wie üblich voller Selbstvertrauen. „Der Händler, der euch den Kaffee verkauft hat, wird morgen früh nicht mehr im Geschäft sein. Ich bin sicher, du hättest dich nie auf den Betrug eingelassen, wenn der Mann dich nicht dazu gedrängt hätte.“
Einen Moment lag Grace ganz still da und ließ seine Worte auf sich wirken. „Aber ich habe von nichts gewusst. Du sagst, er verlangt einen zu hohen Preis und behält den Profit für sich. Ich habe keinen Grund, dir das nicht zu glauben. Doch wenn er diesen Profit mit jemandem aus meiner Firma teilt, dann nicht mit mir.“
In seinen Augen blitzte etwas auf. Sekundenlang zögerte Rafael, bevor er gleichgültig die Schultern zuckte. „Lass uns nicht wieder von vorne anfangen, minha paixão . Das ist nicht mehr wichtig. Wie du gesagt hast“, er legte eine Hand auf ihren Bauch, „jeder macht Fehler.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das vermutlich verständnisvoll gemeint war. „Ich bin sicher, du hast deine Lektion gelernt. Wenn du betrügst, musst du damit rechnen, geschnappt zu werden.“
Grace fühlte sich, als hätte er sie mit kaltem Wasser übergossen. Er hatte mit ihr geschlafen und hielt sie dennoch für eine Lügnerin und Betrügerin!
„Das glaube ich einfach nicht.“ Sie setzte sich auf und schob seine Hand beiseite. „Du denkst immer noch, dass ich es war, oder?“
Sein Blick wurde argwöhnisch. „Grace …“
„Du denkst immer noch, ich hätte die Gelder gestohlen.“
„Du hast deine Schuld eingestanden“, entgegnete er seufzend.
Hatte sie das? Konzentriert rekapitulierte sie noch einmal ihre Gespräche. „Ich sagte, ich fühle mich verantwortlich, aber nicht, weil ich das Geld genommen habe, sondern weil die Firma mir gehört.“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es spielt wirklich keine Rolle mehr.“
„Für mich schon! Ich muss nach Hause fliegen und die Sache aufklären.“ Sie versuchte aufzustehen. Er hielt sie allerdings am Arm fest, zog sie zurück aufs Bett und schob sich auf sie.
„Du bleibst hier. Mir ist egal, was du getan oder nicht getan hast. Verstehst du das nicht?“, fragte er ungeduldig.
Entsetzt sah sie ihn an und schämte sich für die in ihrem Unterleib aufflackernde Lust. „Ist es dir wirklich gleichgültig, ob du mit einer Betrügerin oder einer anständigen Frau schläfst? Hast du überhaupt kein Moralempfinden?“
Unbekümmert verzog er den Mund. „Es ist nur Sex, minha paixão . Sex. Mich interessiert nur, was du in meinem Bett tust. Was du in deiner Freizeit machst, ist für mich ohne Bedeutung.“ Er runzelte die Stirn. „Vorausgesetzt, du betrügst nicht Carlos und Filomena. Aber wir beide wissen, dass das nicht wieder geschehen wird.“
Schockiert schloss sie die Augen. Seine brutalen Worte löschten jedes Glücksgefühl in ihr aus. „Ich dachte, du vertraust mir.“
„Warum soll ich dir vertrauen?“ Ihre Frage schien ihn aufrichtig zu verwirren. „Wir haben heißen Sex miteinander. Und es ist ja nicht so, dass ich dich gebeten hätte, dich um meine Finanzen zu kümmern.“
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Welche ungesunde Magie hatte in diesem verzauberten Wald die Macht über sie übernommen? Wann genau hatte sie den Verstand verloren? Was hatte sie zu dem Irrglauben verleitet, sie verstünde diesen Mann?
„Wer hat dir das angetan?“ Sie blinzelte die Tränen zurück, als sie zu ihm aufsah und in seinem Gesicht nach irgendeinem Zeichen von Zärtlichkeit suchte. Seine Miene hingegen blieb hart und ausdruckslos. „Wer hat dich dazu gebracht, Menschen, Frauen, so zu misstrauen?“
Die plötzliche
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