Julia Bestseller Band 142
Anspannung in seinen Schultern stand in scharfem Gegensatz zu seiner gelangweilten Antwort. „Warum wollen Frauen immer über ihre Konkurrentinnen diskutieren? Im Moment bist du diejenige, die nackt in meinem Bett liegt. Das sollte dir reichen.“
Aus einem unerfindlichen Grund verspürte sie einen dicken Kloß im Hals. „Ich habe großes Mitleid mit dir. Du erwartest so wenig.“
„Ich bin nur realistisch, was Frauen angeht. Weder erwarte ich mehr, noch will ich mehr.“
„Ich schon, Rafael. Ich schon.“
Er rührte sich nicht. „Welche Frau nicht? Und du wirst mehr bekommen“, erwiderte er mit tiefer und verführerischer Stimme. „Alles, was du willst. Ich denke, du wirst mich für einen unglaublich großzügigen Liebhaber halten.“
Seine Worte waren wie Liebkosungen. Dennoch gelang es ihr, dieses Mal die Reaktionen ihres Körpers zu ignorieren. „Großzügig? Glaubst du wirklich, ich spreche von Geld?“
„Nicht nur Geld“, murmelte er sanft und küsste sie auf die Schulter, sodass sie keinerlei Zweifel mehr daran hegen konnte, auf welche anderen Bereiche sich seine Großzügigkeit erstreckte.
Mittlerweile ernsthaft verärgert, zog sie sich zurück. „Ich will dein Geld nicht! Ich will, dass du mir vertraust. Und dass du mir glaubst, wenn ich sage, ich bin unschuldig. Es muss eine Möglichkeit geben, zu beweisen, dass ich mit dem Betrug nichts zu tun habe und kein Geld genommen habe. Ich will, dass du dir noch einmal die Bücher ansiehst.“
Nun ebenfalls aufgebracht, verzog er das Gesicht. „Du bist das Einzige, was mich interessiert, minha paixão , nackt und genau hier.“ Wie um seine Aussage zu betonen, streichelte er mit einer Hand ihr Bein entlang. „Der Rest spielt keine Rolle.“
„Für mich schon.“
„Vergiss doch deine Firma“, befahl er und küsste sie auf den Mund. „Du brauchst sie nicht mehr.“
„Natürlich brauche ich sie.“ Die Firma war ihr Leben. Ihre Zukunft. Er hatte keine Ahnung, was Café Brazil ihr bedeutete. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Warum sollte ich sie aufgeben?“
Rafael lächelte langsam, sein Mund nur Zentimeter von ihrem entfernt. „Weil sich dir nun eine Alternative, eine weitaus lukrativere Quelle zum Wohlstand bietet.“
Mit offenem Mund und voller Empörung musterte sie ihn. „Du glaubst, ich würde dein Geld annehmen? Du denkst, dein Geld sei mir wichtig? Hältst du mich wirklich für so oberflächlich?“ Seufzend schloss sie die Augen. Er wusste tatsächlich wenig über sie.
Und war das ausschließlich sein Fehler?
Gehörte es nicht vielmehr zu dem Risiko, das man einging, wenn man sich von blinder Leidenschaft überwältigen ließ? Grace’ gesunder Menschenverstand war in der pulsierenden Hitze des Regenwalds von einer unwiderstehlichen Anziehungskraft ausgelöscht worden. Das konnte sie nicht bestreiten.
Nur, dass es für sie weit mehr war als bloße Anziehungskraft. Viel mehr.
Sie wusste nun, dass sie ihn liebte, so unwahrscheinlich es auch erscheinen mochte. Ihn, diesen harten, von Seelenqualen gepeinigten, unangepassten Mann, der sich in ein Dschungelparadies zurückgezogen hatte. Sie hatte sich in ihn verliebt.
Seine kühle rücksichtslose Art, hinter der er sich verschanzte, hatte diese Gefühle nicht in ihr hervorgerufen. Nein, sie interessierte sich für den hinter dicken Mauern verborgenen Teil. Bislang hatte sie nur kurze Blicke darauf erhaschen können, und doch liebte sie ihn.
Und wenn er ihr nie mehr von sich offenbarte, war das in Ordnung. Sie akzeptierte ihn, so wie er war. Liebte ihn, so wie er war.
Vielleicht ahnte sie seinen Schmerz, weil sie selbst so viel in sich verbarg. Wahrscheinlich fühlte sie genau da eine Verbindung.
Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Wie konnte sie so naiv, so egoistisch denken, sie könne diesen Mann ändern? Sein Ruf basierte darauf, dass er keine Gefühle zuließ.
„Ich mag ein Zyniker sein, wenn es um Liebe geht. Trotzdem weiß ich genau, was eine Frau braucht. Und du bist großartig im Bett. Die letzte Nacht war fantastisch. Ich möchte nicht, dass du dich in absehbarer Zukunft auf irgendetwas anderes konzentrierst.“
Sie schüttelte wieder den Kopf. „Das wird nicht möglich sein.“ Die Nacht war vorbei und die Magie des Regenwaldes verblasste. „Ich muss dieses Problem lösen. Ich habe es Carlos und Filomena versprochen.“
In seinen Augen lag eine Frage. Anscheinend verstand er nicht, wovon Grace sprach. Nein, garantiert nicht, dachte sie und
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