Julia Bestseller Band 142
diesem ‚Sohn‘ nichts mehr hören“, stieß er hervor. „Und nur zu deiner Information: Wenn du jemandem das nächste Mal eine Vaterschaftsklage anhängen willst, warte nicht sieben Jahre damit.“
Am liebsten hätte Kimberley ihn in diesem Moment erwürgt. Stattdessen sah sie ihn wütend und frustriert zugleich an und fragte sich, was sie eigentlich noch tun musste, um ihn von Rios Existenz zu überzeugen. Dann wurde ihr allerdings klar, dass es gar nicht nötig war. Sie brauchte nur das Geld, und das wollte er ihr offenbar geben. Vorausgesetzt, sie ließ sich auf seinen Vorschlag ein.
Kimberley schloss die Augen und suchte zum letzten Mal verzweifelt nach einer Alternative, aber es gab keine. Luc hatte ihr schon immer aus der Patsche geholfen. Wer sonst hätte ihr auch einfach so fünf Millionen Dollar geben können?
Rio wird eine Weile ohne mich zurechtkommen, sagte sie sich energisch und bemühte sich, ihre Ängste zu verdrängen. Jason war wie ein Vater für ihn. Er würde sich um ihn kümmern und auf ihn aufpassen. Sie konnte sich allerdings des Gefühls nicht erwehren, dass sie momentan in größerer Gefahr schwebte als ihr Sohn.
Kimberley öffnete die Augen wieder. „Zwei Wochen. Länger kann ich nicht bleiben.“ Sie musste wissen, wann sie nach England zurückkehren würde. „Und ich habe nicht viel mitgenommen. Ich muss mir einige Sachen kaufen.“ Sie war stolz auf ihren sachlichen Tonfall, doch Luc lächelte auf jene Art, die ihren Puls immer beschleunigte.
„Ja, zieh dich bloß an, denn ich habe keine Lust, deine Reize mit anderen Männern zu teilen. Kauf dir jedoch keine neuen Sachen, denn für das, was ich mit dir vorhabe, brauchst du keine.“
„Aber …“
„Mein Wagen steht draußen und erregt schon ziemlich viel Aufmerksamkeit“, unterbrach er sie. „Wir sollten lieber gehen, wenn wir das zweite Kapitel unserer Beziehung nicht so beginnen wollen wie das erste.“
Von ihrer ersten Begegnung wusste sie, dass Gewalt ihm nicht fremd und die ärmeren Viertel von Rio de Janeiro ihm nicht unbekannt waren. Doch die Gerüchte, dass er sich aus den Favelas, den berüchtigten Slums der Stadt, ganz nach oben gearbeitet hatte, hatten sich nie bestätigt, weil Luc Santoro sich weigerte, über sein Privatleben zu sprechen. Dies verlieh ihm eine geheimnisvolle Aura, die ihn wiederum für die Medien und besonders für die Frauen noch interessanter machte.
Schnell nahm Kimberley ihre Sachen und eilte ins Bad, um sich anzuziehen. Nachdem sie sich das Haar hochgesteckt und ihre Jacke zugeknöpft hatte, lächelte sie ihr Spiegelbild grimmig an. Das hier war ein Geschäft. Nicht mehr. Sie würde nicht schreien oder betteln. Und vor allem würde sie sich nicht verlieben. Beinah hätte sie bei dieser Vorstellung gelacht.
Das war eine Seite der Abmachung, bei der sie sich ganz sicher sein konnte. Es bestand überhaupt nicht die Gefahr, dass sie derartige Gefühle für Luc entwickelte.
Zuversichtlich verließ sie das Bad, nahm ihre Tasche und ging zur Tür. „Wollen wir?“
Luc warf einen geringschätzigen Blick zum Aufzug und nahm dann die Treppe. „Warum hast du dir ausgerechnet in dieser Absteige ein Zimmer gemietet?“
„Es hat Charme“, erwiderte sie unbekümmert, woraufhin ein amüsierter Ausdruck in seine Augen trat.
„In dem Fall muss ich mir ja keine große Mühe geben, um dich zu beeindrucken.“
Sein Lächeln ließ ihr Herz höher schlagen, doch sie rief sich ins Gedächtnis, dass er seinen Charme wie eine Waffe einsetzte.
„Du kannst mich überhaupt nicht beeindrucken, Luc.“
Für materielle Dinge hatte sie sich noch nie besonders interessiert. Ihr war es nur um ihn gegangen. Luc Santoro hatte ein unerschütterliches Selbstvertrauen. Hindernisse waren für ihn da, um aus dem Weg geräumt zu werden, und je größer das Problem, desto größer die Herausforderung. Zusammen mit seinem Reichtum und seinem umwerfenden Sex-Appeal machte es ihn für jede Frau zum Objekt der Begierde. Und er hatte ausgerechnet sie ausgesucht.
Oft war sie morgens in seinem riesigen Bett aufgewacht, völlig erschöpft nach einer leidenschaftlichen Nacht, und hatte seinen perfekten Körper betrachtet, unfähig zu glauben, dass dieser Mann tatsächlich ihr gehörte und dies die Wirklichkeit war.
Aber es war bald vorbei gewesen, und wie konnte etwas so Perfektes von Dauer sein?
Das wahre Leben ist nicht so, rief Kimberley sich düster ins Gedächtnis, als Luc und sie das Foyer betraten. Das hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher