Julia Bestseller Band 142
sich mit einem anderen Mann einzulassen. Sie hatte so lange gebraucht, um sich wieder zu fangen, dass sie angenommen hatte, sie sei nicht mehr fähig, derart tiefe Gefühle zu empfinden.
Es ist rein körperlich, sagte sie sich energisch, mehr nicht.
Nach all den Jahren der Enthaltsamkeit war es kein Wunder, dass ihr Körper nun so reagierte. Na und? sagte sie sich. Sie war kein naiver Teenager mehr. Sie wusste, dass Luc nicht fähig war, zu lieben. Sie konnten miteinander schlafen, und danach würde sie ihr altes Leben wieder aufnehmen.
„Die Frage ist, ob du mit der Frau fertig wirst, Luc.“ Herausfordernd funkelte Kimberley ihn an.
„Das habe ich doch schon bewiesen.“ Luc kniff die Augen zusammen. „Immerhin hast du dich auf das Geschäft eingelassen. Das zeigt, dass du genauso daran interessiert bist, unsere Beziehung zu erneuern.“
„Wir hatten keine Beziehung“, stellte sie ausdruckslos fest. „Es war nur Sex. Und ich bin auf deinen Vorschlag eingegangen, weil ich keine andere Wahl hatte.“
„Wir haben immer die Wahl.“ Sekundenlang war seine Miene finster. Dann trat wieder jener für ihn so typische spöttische Ausdruck in seine Augen. „Manche Entscheidungen sind nur schwerer als andere. So ist das Leben.“
Zunehmend frustrierter blickte Kimberley ihn an. Glaubte Luc wirklich, sie sei bereit, mit ihm ins Bett zu gehen, um ihrer Kauflust frönen zu können? Einen Moment lang war sie versucht, ihn erneut von der Existenz ihres Sohnes überzeugen zu wollen, doch sie wusste, wie wenig Sinn es hatte. „Du bezahlst mich dafür, dass ich mit dir schlafe“, erinnerte sie ihn kühl. „Wenn du mit mir reden willst, kostet es extra.“
Statt wütend zu werden, lachte er. „Du kennst die Männer immer noch nicht, meu amorzinho . Reden ist das Vorrecht der Frauen. Ich habe nicht die Absicht, dir Geld dafür zu geben. Von mir aus kannst du die nächsten zwei Wochen gern schweigen.“
Verlangen sprach aus seinem Blick, und plötzlich war die Atmosphäre äußerst spannungsgeladen. Unruhig rutschte Kimberley hin und her.
„Wohin fahren wir eigentlich?“
„In meine Höhle.“
Sein sanfter, vertraulicher Tonfall nahm ihr den Atem. „Und welche?“
„Erst zu meinem Büro. Und von da aus fliegen wir auf die Insel.“
Unwillkürlich ballte Kimberley die Hände zu Fäusten. Westlich von Rio lag die wunderschöne Smaragdküste mit vielen vorgelagerten Inseln, von denen einige den Reichen und Privilegierten gehörten.
„Heißt das, du nimmst dir frei?“
„Einige Dinge erfordern meine ganze Aufmerksamkeit.“
Dass Luc sie an einen abgeschiedenen Ort bringen wollte, verstärkte ihre Anspannung.
Als leicht zu beeindruckende Achtzehnjährige hatte sie sich in diesen atemberaubenden Landstrich verliebt – in die Wälder, die Berge und vor allem die Strände. Und auf Lucs Privatinsel zu wohnen war ein ungewohnter Luxus für sie. Die Zeit, die sie dort mit Luc verbrachte, verging für sie wie im Rausch, und ihre Verliebtheit, die leidenschaftlichen Begegnungen mit ihm und die exotische Umgebung bewirkten, dass sie sich überhaupt nicht mehr vorstellen konnte, woanders zu leben. All ihre Erinnerungen an ihn waren mit diesem besonderen Ort verbunden. Deswegen hatte Kimberley nicht das geringste Bedürfnis, dorthin zurückzukehren. Es tat immer noch zu sehr weh.
„Du hast doch noch mehr Wohnsitze“, sagte sie heiser. „Können wir nicht woandershin?“
Sie wusste, dass er ein Apartment in New York und weitere Domizile in Paris und Genf besaß. Nur in London hatte er noch keine Wohnung, und das war einer der Gründe, warum sie dorthin gegangen war.
Seine Augen funkelten amüsiert. „Für das, was ich vorhabe, brauche ich meine Privatsphäre, und dafür ist die Insel ideal. Außerdem …“, lässig zuckte er die Schultern, „… ist es nicht so weit weg von der Firma, sodass ich bei Bedarf hinfliegen kann.“
Verzweifelt blickte sie ihn an. „Kannst du eigentlich immer nur ans Geschäft denken?“
„Nein“, erwiderte Luc sinnlich. „Auch an Sex. Wie jetzt zum Beispiel.“ Er lehnte den Kopf zurück. Seine Miene war unergründlich. „Leider muss ich noch mal ins Büro, um einige Papiere zu unterzeichnen. Am liebsten würde ich gleich mit dir auf die Insel fliegen und dich ausziehen.“
Eigentlich hätten seine Worte sie schockieren müssen. Stattdessen verspürte sie eine prickelnde Erregung, und ihr Bauch zog sich zusammen. Plötzlich war sie sich überdeutlich seines maskulinen
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