Julia Bestseller Band 142
Leidwesen war sie immer überfürsorglich gewesen. Von seiner Geburt an hatte sie Rio bedingungslos geliebt. Sie hatte sich große Mühe gegeben, ihn damit nicht zu erdrücken, doch es war ihr schwergefallen. Er war für sie das Wichtigste auf der Welt, und sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er unglücklich war, und sei es auch nur für kurze Zeit.
Aber er kommt ohne mich klar, sagte sie sich energisch. Er liebte Jason, und dieser liebte ihn und würde niemals zulassen, dass ihm etwas zustieß. Sie war diejenige, die leiden würde, weil sie nicht bei ihrem Kind sein konnte.
Zwei Wochen. Kimberley straffte die Schultern und versuchte, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Nur vierzehn Tage, und dann würde ihr Leben wieder in normalen Bahnen verlaufen. Ohne den Erpresser und ohne Luc. Würde es wirklich so schwer sein? Was verlangte Luc schon von ihr? Sex ohne Liebe. Das konnte sie schaffen.
Ich werde einfach nur daliegen, schwor sie sich. Sie würde nicht schluchzen und ihn auch nicht anflehen. Und wenn sie ihn irgendwann langweilte und er beschloss, sie gehen zu lassen, würde sie es tun und dabei genauso wenig empfinden wie er.
5. KAPITEL
Kaum hatte der Hubschrauber auf der Insel aufgesetzt, löste Luc seinen Gurt und sprang auf. Er hatte den fragenden Blick gesehen, den der Pilot und sein Bodyguard wechselten, ließ es sich jedoch nicht anmerken und gab sich so kühl wie immer, als er mit Kimberley zur Villa ging.
Normalerweise war er stolz auf seine eiserne Selbstdisziplin, doch momentan war er ungewöhnlich gereizt und fühlte sich unbehaglich, weil er das Gefühl hatte, dass er nicht mehr Herr der Lage war. Nur ein einziges Mal zuvor war er so wild und impulsiv gewesen, und zwar vor sieben Jahren, als Kimberley in sein Leben getreten war. Diese Erkenntnis besserte seine Stimmung allerdings auch nicht.
Er war frustriert, verzweifelt und sehr beunruhigt über seine Handlungsweise und brauchte nicht die Körpersprache seiner Mitarbeiter zu deuten, um zu wissen, wie untypisch er sich verhielt.
Es ist nicht nur der Vorfall im Aufzug, überlegte Luc grimmig, während er Kimberley durch den wunderschönen Garten zum Haus führte, ohne etwas wahrzunehmen. Dabei kam er auch am Pool vorbei und warf einen flüchtigen Blick auf das Wasser, das in der Sonne glitzerte.
Nein. Mit dem leidenschaftlichen Intermezzo im Lift hatte es nichts zu tun. Dieses bewies nur, dass er ein ganz normaler Mann mit einem gesunden sexuellen Appetit war, der die Fähigkeit besaß, den Augenblick zu nutzen.
Er hätte sogar den faden Beigeschmack, der einem solchen Akt in der Öffentlichkeit anhaftete, verdrängen können, wenn sein Verlangen danach gestillt gewesen wäre und er wieder einen klaren Kopf gehabt hätte. Das war aber nicht der Fall. Wie ein Alkoholiker, der einmal schwach geworden war, hatte dieser Vorgeschmack auf das Verbotene in ihm die Sehnsucht nach mehr geweckt. Und Luc hatte das ungute Gefühl, dass selbst eine Horde Schaulustiger ihn nicht stoppen würde, wenn sich erneut eine solche Gelegenheit bot. Und genau das gefiel ihm nicht in seiner jetzigen Situation.
Er hatte sich immer in der Gewalt. Ja, er war sogar stolz darauf, dass er einen kühlen Kopf bewahrte, wenn bei anderen die Sicherungen durchbrannten. Darauf, dass er sorgfältig abwog, bevor er eine Entscheidung fällte, wenn andere sich von ihren Gefühlen leiten ließen. Und es war vor allem diese Fähigkeit, der er seinen momentanen Erfolg verdankte.
Und obwohl Frauen eine wichtige Rolle in seinem Leben spielten, war ihm beruflich noch niemals eine in die Quere gekommen. Bis jetzt.
Seit dem Augenblick, in dem Kimberley erneut auf der Bildfläche erschienen war, verfolgte er nur ein Ziel: Sie wieder ins Bett zu bekommen und so lange dort zu behalten, bis sein Verlangen gestillt und er wieder in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen.
Seitdem verhielt er sich so untypisch, dass er durchaus nachvollziehen konnte, warum seine Mitarbeiter ihn schief ansahen. Selbst Maria, die ihn von allen am besten kannte, war schockiert gewesen, als er sie bat, seine Termine zu verschieben, weil er in den nächsten zwei Wochen nicht im Büro sein würde. Ganz sicher steckten die meisten seiner Angestellten genau in diesem Moment die Köpfe zusammen und rätselten darüber, warum er sich so verändert hatte. Und genau diese Frage stellte er sich auch selbst.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Verhandlungen über den bevorstehenden Abschluss
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