Julia Bestseller Band 142
mir so wehgetan, dass mein Kind dich nicht als Vater haben sollte. Deswegen habe ich es dir verschwiegen.“ Angespannt wartete sie auf den Wutausbruch, der nun unweigerlich folgen würde, doch Luc zog lediglich eine Augenbraue hoch.
„Sieben Jahre, und etwas Besseres fällt dir nicht ein?“
Seine Gleichgültigkeit machte sie fassungslos. „Glaubst du etwa, es wäre mir leichtgefallen? Ich hatte schreckliche Schuldgefühle, Luc! Ich habe meinem Sohn den Vater vorenthalten und wusste, dass ich ihm dafür eines Tages Rede und Antwort würde stehen müssen.“ Kimberley atmete tief durch. „Ich habe mich jeden Tag schuldig gefühlt.“
„Ja, das ist typisch Frau, und ich schätze, dass deine Gewissensbisse dich plötzlich überwältigt haben und du deswegen beschlossen hast, mir die freudige Nachricht zu überbringen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schwer es mir gefallen ist hierherzukommen?“ Luc war noch herzloser, als sie es für möglich gehalten hätte. „Was muss ich denn tun, um dir zu beweisen, dass ich die Wahrheit sage?“
Er blickte zur Tür. „Ihn mir zeigen.“ Gleichgültig zuckte er die Schultern.
Ungläubig sah sie ihn an. „Glaubst du allen Ernstes, ich würde einen sechsjährigen Jungen mit nach Brasilien schleppen, um ihn mit einem Mann bekannt zu machen, der nicht einmal weiß, dass er sein Vater ist? Wir müssen gemeinsam entscheiden, wie wir es ihm beibringen, Luc.“
Erneut funkelten seine dunklen Augen spöttisch. „Das ist problematisch, stimmt’s? Ich treffe meine Entscheidungen immer allein. Allerdings spielt es in diesem Fall keine Rolle, weil unser vermeintlicher gemeinsamer Sohn nur ein Produkt deiner Fantasie und für dich Mittel zum Zweck ist. Du kannst ihn mir also gar nicht zeigen. Oder hast du ein Kind gefunden, das die Rolle spielt?“
Kimberley war sprachlos. Was war er doch für ein Mistkerl! Wie hatte sie nur vergessen können, wie gefühllos er war und wie wenig er von Frauen hielt? Wie hatte sie auch nur einen Moment lang annehmen können, sie sei nicht hartnäckig genug gewesen und hätte ihm doch sagen sollen, dass sie ein Kind von ihm erwartete?
Luc interessierte sich für nichts und niemanden, nur für sich selbst. Er war genauso wie ihr Vater, und sie wusste aus eigener Erfahrung, wie es war, bei einem solchen Elternteil aufzuwachsen. Es war richtig gewesen, ihren Sohn vor ihm zu schützen, und unter anderen Umständen hätte sie Luc auch nicht aufgesucht. Aber jetzt musste er ihr helfen und einen Teil der Verantwortung übernehmen.
Kimberley sank auf den Stuhl ihm gegenüber. „Warum denkst du so schlecht von mir?“
„Hm, mal sehen …“ Luc lächelte nachsichtig, als wäre sie geistig minderbemittelt. „Es könnte mit dem Geld zusammenhängen, das du nach unserer Trennung ausgegeben hast. Oder mit der Tatsache, dass du mir solche Lügengeschichten auftischst, um mich auf Unterhaltszahlungen zu verklagen. Du bist nicht gerade eine Heilige, oder?“
Es fiel ihr schwer, ihm zu folgen. „Ich habe nicht vor, dich zu verklagen.“
Daraufhin runzelte er die Stirn. „Du willst, dass ich für das Kind zahle.“
„Ja, aber es geht nicht um Unterhaltszahlungen. Damals habe ich dein Geld genommen, weil ich schwanger und ganz auf mich allein gestellt war und nicht wusste, wie ich ein Kind in die Welt setzen soll, wenn ich nicht einmal ein Dach über dem Kopf habe. Also habe ich mir eine kleine Wohnung gekauft. Hätte ich es nicht getan, hätte ich mir einen Job suchen und das Baby in eine Krippe geben müssen. Und ich habe die Sachen gekauft, die der Kleine dann brauchte: eine Wiege, einen Kinderwagen, Kleidung und Windeln. Ich habe nichts von dem Geld für mich ausgegeben. Mir ist klar, dass es deins war, aber wenn ich vor Gericht gegangen wäre, hättest du sehr viel mehr für Rio zahlen müssen.“
Verblüfft zog Luc eine Augenbraue hoch. „Rio?“
Wieder errötete Kimberley. „Ich habe ihn nach der Stadt genannt, in der er gezeugt wurde.“
„Wie eigenartig!“, bemerkte er mit einem drohenden Unterton. „Den Kinderwagen und die Windeln habe ich also schon bezahlt. Was gibt es noch? Braucht er vielleicht eine neue Schuluniform? Oder passen ihm seine Schuhe nicht mehr?“
Er glaubte ihr immer noch nicht.
„Letzte Woche hat man mir damit gedroht, ihn zu entführen.“ Nun bebte ihre Stimme. Vielleicht konnte sie ihn wachrütteln, wenn sie ihm die Wahrheit sagte. „Irgendjemand weiß, dass er dein Sohn
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