Julia Bestseller Band 142
deiner Gefühle geschämt. Ich dachte, im Lauf der Jahre hättest du dein leidenschaftliches Naturell akzeptiert.“
Entsetzt merkte sie, wie sie schwach wurde. Wie war es möglich, dass sie nach all den Jahren immer noch auf diesen Mann reagierte? Hatte sie denn überhaupt nichts dazugelernt?
Doch, das hatte sie, und es hatte sie viele Tränen gekostet. Und es spielte keine Rolle, wie ihr Körper auf diesen Mann reagierte, denn sie war jetzt älter und erfahrener und ließ sich von ihrem Verstand leiten.
„Deswegen bin ich nicht hier.“ Energisch strich Kimberley sich das Haar aus dem Gesicht. „Was zwischen uns beiden passiert ist, spielt keine Rolle mehr.“
„Das sagtest du bereits. Was hat dich dann nach Rio de Janeiro geführt? Du bist schließlich gegangen und hattest geschworen, nie zurückzukommen. Unsere goldenen Strände? Unsere spektakulären Berge? Der verführerische Rhythmus der Samba? Ich erinnere mich noch an den Abend, als wir auf der Terrasse getanzt haben …“
Einen Moment lang wandte sie den Blick ab und zwang sich, an etwas anderes zu denken, um die Bilder zu vertreiben, die Luc ständig heraufbeschwor. Und es gelang ihr tatsächlich, sich zusammenzureißen und ihren ganzen Mut zusammenzunehmen.
„Ich möchte nicht mehr über die Vergangenheit reden.“ Sie machte eine kurze Pause. Dies war der entscheidende Augenblick. „Ich bin hier, weil …“ Nervös befeuchtete sie sich die Lippen. „Wir … wir haben einen gemeinsamen Sohn, Luc, und er ist jetzt sechs.“ Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie bebte am ganzen Körper. „Er ist sechs, und sein Leben ist in Gefahr. Ich habe dich aufgesucht, weil ich deine Hilfe brauche. Sonst habe ich niemanden, an den ich mich wenden kann.“
2. KAPITEL
Eine Weile herrschte spannungsgeladenes Schweigen. Würde Luc überhaupt noch mit ihr sprechen?
Kimberley war zwar erleichtert, weil sie es ihm endlich gestanden hatte, hatte jedoch auch Angst vor seiner Reaktion.
„Das ist einfallsreich“, sagte er schließlich ausdruckslos, bevor er sich auf den nächstbesten Stuhl setzte. Der Ausdruck in seinen Augen war unergründlich. „Du weißt wirklich, wie man einen Mann auf Zack hält. Du bist immer für eine Überraschung gut.“
Kimberley blinzelte verstört. Er glaubt mir nicht?
Sie hatte sich auf einen Wutausbruch und heftige Vorwürfe gefasst gemacht. Sie hatte damit gerechnet, ihm erklären zu müssen, warum sie ihm die Existenz seines Sohnes so lange verschwiegen hatte. Aber ihr war nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, dass er ihr nicht glauben könnte.
„Denkst du wirklich, ich würde über etwas so Ernstes Witze machen?“
Lässig zuckte er die Schultern. „Ich gebe zu, dass es ziemlich geschmacklos ist. Manche Frauen sind jedoch zu allem fähig, wenn sie einen Mann dazu bringen wollen, Geld herauszurücken. Und das willst du doch, oder?“
Das stimmte. Allerdings hatte sie ganz andere Gründe dafür, als er ihr unterstellte. Und nun wusste sie nicht, was sie sagen sollte, weil alles anders lief, als sie erwartet hatte.
„Warum glaubst du mir nicht?“, fragte sie schließlich.
„Normalerweise tauchen Frauen nicht einfach nach sieben Jahren des Schweigens auf und verkünden, sie seien schwanger.“
„Das … das habe ich auch nicht behauptet“, erwiderte sie stockend. „Ich sagte doch, er sei sechs. Er kam genau vierzig Wochen, nachdem wir … nachdem du …“ Kimberley verstummte und errötete tief, und Luc ließ den Blick zu ihren Lippen schweifen, bevor er ihr wieder in die Augen sah.
„Nachdem ich über dich hergefallen war? Du bist so verklemmt, dass du nicht einmal das Wort ‚Sex‘ über die Lippen bringst.“ Seine Augen funkelten spöttisch, und sie biss sich auf die Lippe und wünschte, sie wäre etwas gewandter und schlagfertiger.
Er hatte ihr unrecht getan, und trotzdem hatte sie plötzlich das Gefühl, dass sie sich bei ihm entschuldigen musste. „Wahrscheinlich wunderst du dich, warum ich es dir nicht früher erzählt habe.“
„Der Gedanke ist mir gekommen.“
„Du hast mich rausgeworfen, Luc“, erinnerte sie ihn mit bebender Stimme. „Und du wolltest mich nicht sehen und hast auch meine Anrufe nicht entgegengenommen. Du hast mich abscheulich behandelt.“
„Beziehungen enden nun mal“, meinte er gleichgültig. „Also sei nicht so theatralisch.“
„Ich war schwanger!“ , rief sie. „Ich wollte es dir sagen, aber du hast mich aus deinem Leben ausgeschlossen. Und du hast
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