Julia Bestseller Band 145
vollem Umfang an der Gesellschaft zu partizipieren.“
Sie lehnte sich zurück, während ein Diener den Tisch abräumte. Der Gesichtsausdruck des Sultans gab keine Regung preis. Genauso wenig wie Khalils Miene, der während des Schlagabtausches merkwürdig still geblieben war.
Ärgerte er sich über ihre Antworten? Sie konnte es einfach nicht sagen. Vermutlich hätte sie all diese Dinge nicht äußern sollen, aber es war ihr noch nie gelungen, zu lügen. Außerdem spielte das ohnehin alles keine Rolle, wenn Jal seine Drohungen wahr machte. Wenn ihrem geliebten Khalil etwas zustieß …
„Habiba?“
Ruckartig schaute sie auf. Khalil wirkte nicht mehr desinteressiert, sondern besorgt.
„Du bist ganz blass geworden“, bemerkte er sanft. „Geht es dir gut?“
„Ja, danke. Es ist alles in Ordnung.“
Khalil wandte sich an seinen Vater. „Layla ist heute Nachmittag in Ohnmacht gefallen.“
„Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen!“
Khalil schob seinen Stuhl zurück. „Du warst kurz davor“, erklärte er fest. „Ich denke, es ist das Beste, wenn wir uns frühzeitig zurückziehen.“
„Also wirklich, Khalil …“
„Layla“, unterbrach er sie, „wir werden das nicht weiter diskutieren.“
Sie starrte ihn an. Da war er wieder – der König des Universums, der alles in seine Hand nahm. Dennoch schienen ihm die wirklich wichtigen Dinge verborgen zu bleiben. Jals falsches Lächeln zum Beispiel. Oder die wenig subtilen Fragen seines Vaters. Sah er denn nicht, was alle anderen sofort bemerkten? Dass sie nicht hierhergehörte! Sie war nicht die Richtige für ihn.
Dennoch lag sein Leben – mein Gott, sein Leben – in ihren Händen!
Layla holte tief Luft und stand dann langsam auf. Beide Männer hatten sich erhoben. Beide schauten sie neugierig an. Es war zwar nicht einfach, aber sie zwang sich zu einem höflichen Lächeln.
„Es tut mir leid, Sir. Ich möchte ganz sicher nicht unhöflich sein, aber ich sollte mich tatsächlich etwas ausruhen.“
„Natürlich, meine Liebe.“
„Vielen Dank für das hervorragende Dinner. Nein, Khalil, bitte. Ich finde allein zurück. Bleib hier und trinke mit deinem Vater noch einen Kaffee.“
Khalil ging um den Tisch und trat auf sie zu. „Habiba“ , sagte er leise. „Ich muss tatsächlich noch mit meinem Vater reden, aber ich werde nicht lange brauchen. Ich komme gleich nach.“ Er küsste sie zärtlich. „In Ordnung?“
Layla nickte. Sie traute ihrer Stimme nicht.
„ Habiba ? Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?“
Ja, dachte sie. Gott, ja. Sie musste einen Weg finden, um ihm von Jals Drohungen zu erzählen …
„Habiba?“
Doch Layla schüttelte nur den Kopf. „Nein. Nichts. Nur … nur dass du … dass du ein wunderbarer Mann bist“, flüsterte sie.
Er lächelte. „Halte den Gedanken fest.“
Sie ließ ihn im Speisesaal zurück, durchquerte das Foyer und ging auf die Tür zu, durch die sie das Apartment des Sultans betreten hatten … da bemerkte sie, dass sie ihren Schal vergessen hatte.
Layla drehte um und ging leise zurück. Sie wollte Khalil und seinen Vater nicht bei ihrem Gespräch stören, denn sie war sich sicher, dass sie über sie redeten. Jeder scheint hier über mich zu reden, dachte sie und hielt nur mit Mühe ein nervöses Lachen zurück. Was konnte sie schon dagegen tun? Khalil musste sie heiraten. Doch davon ahnte niemand etwas. Keiner kannte die Wahrheit, nämlich dass Khalil sie nicht heiratete, weil er sie begehrte, sondern weil …
Sie hörte laute Stimmen. Vor der Tür zum Speisesaal hielt sie inne.
„… ein schrecklicher Fehler, Khalil!“
„Ich tue nur, was getan werden muss, Vater.“
„Du missachtest die Tradition.“
„Zum Teufel mit der Tradition. Ich tue das Richtige.“
„Es ist nicht richtig! Du bist der Kronprinz. Einen solchen Schritt zu unternehmen …“
„Ich habe dir doch bereits gesagt, dass mir keine andere Wahl bleibt.“
„Dann beantworte mir nur eine Frage. Wenn es einen anderen Weg gäbe, würdest du das hier dann auch tun?“
Es entstand ein Schweigen. Sie hörte Khalil seufzen. Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme leise und rau.
„Nein“, erwiderte er, „das würde ich nicht.“
Layla taumelte zurück. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Die Stimmen wurden leiser – offensichtlich waren die beiden Männer auf die Terrasse getreten.
Am liebsten wollte sie davonrennen. Einfach nur weglaufen und diesen furchtbaren Ort endlich hinter sich lassen.
Stattdessen
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