Julia Bestseller Band 146
bemerkte, wie Leo seinen Blick über ihr Kostüm wandern ließ und unwillig bei der Handtasche innehielt, die sie wieder vor ihre Brust gepresst hielt. Er brauchte schon gar nicht mehr zu sagen, was er dachte. Sein Lächeln zeigte ihr überdeutlich, was in seinem Kopf vorging. Nämlich wie sehr er sich darauf freute, ihr endlich die Kleider auszuziehen und zu enthüllen, was sie jetzt noch vor ihm verbarg.
Und am schlimmsten war die Tatsache, dass ein lustvoller Schauer angespannter Erwartung sie überlief und ihr Innerstes zum Pulsieren brachte.
Als er schweigend die Hand nach ihr ausstreckte, trat Natasha scheinbar willenlos und wie von unsichtbaren Fäden gezogen zu ihm und legte ihre Hand in seine.
5. KAPITEL
Welcher andere Mann konnte es mit Leos Ausstrahlung und Männlichkeit aufnehmen? dachte Natasha, während sie neben ihm auf die Villa zuschritt. Groß, muskulös, mit dieser kleinen Unebenheit auf der Nase, die verriet, dass in ihm kein verweichlichter Millionär steckte, sondern ein echter Kerl.
Unwillkürlich flammte ihre alte Abneigung gegen seine Selbstsicherheit auf – genährt durch das immer heißer in ihr flackernde Feuer der Sehnsucht. Neben ihm zu gehen, weckte ein völlig neues Bewusstsein für jede Kurve, jede Faser ihres Körpers. Näher war sie der wahrhaft erotischen Seite von Verlangen noch nie gekommen.
Das Innere der Villa bot ein spektakuläres Beispiel für moderne Architektur. Nicht, dass Natasha viel davon sah. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, jener prickelnden Empfindung nachzuspüren, die jeder Schritt auf den wartenden Lift zu in ihr auslöste.
Nach einer kurzen Fahrt öffneten sich die Türen und gaben den Blick frei auf einen großen Eingangsbereich, der in sanftes Licht getaucht war.
Das Letzte, was Natasha jetzt sehen wollte, war ein anderes menschliches Wesen, das sie freundlich begrüßte. Es störte die erotische Verbindung zu Leo, sodass die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf wieder lauter schimpfen konnte.
„ Kalispera , Bernice“, sagte Leo.
„Guten Abend, kirios … thespinis “, antwortete die untersetzte Haushälterin in gebrochenem Englisch. „Ihr Flug war angenehm?“
„Ja, vielen Dank“, murmelte Natasha höflich. Anscheinend hatte man sie erwartet. Unwillkürlich errötete sie, als ihr klar wurde, was das bedeutete.
Bernice wandte sich wieder an Leo. „Kiria Christakis hat angerufen.“
„Kiria Angelina?“
„Okhi …“ Bernice wechselte ins Griechische. Ihr eindringlicher Tonfall ließ Natasha jedoch vermuten, dass ihre ehemalige Schwiegermutter in spe eine lange Nachricht hinterlassen hatte.
„Entschuldige, agape mou , ich brauche ein paar Minuten, um mich darum zu kümmern“, meinte Leo schließlich. „Bernice zeigt dir, wo du dich frisch machen kannst.“
Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich um und durchquerte die Eingangshalle mit großen Schritten.
„Hier entlang, thespinis …“
Bernice führte sie in ein wunderschönes Schlafzimmer. Gedämpftes Licht beleuchtete ein großes Bett, das mit blendend weißen Laken bezogen war. Doch Natashas Aufmerksamkeit galt einer extravagant geschwungenen Glasfront und dem endlosen blauschwarzen Sternenhimmel dahinter.
Unterdessen erklärte Bernice ihr, wo sich das Badezimmer befand und dass ihr Gepäck gleich eintreffen würde.
Gepäck, schoss es Natasha durch den Kopf. Konnte man eine hastig zusammengepackte Reisetasche wirklich als Gepäck bezeichnen?
Es verwunderte sie nicht sonderlich, dass ihr Blick schon bald wieder von dem Bett angezogen wurde. Sie zwang sich, den Kopf abzuwenden, wollte einfach nicht daran denken, was bald dort passieren würde.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ruhelos sah sie sich in dem Zimmer um. Die Einrichtung besaß keinerlei Ähnlichkeit mit Leos eher traditionellen Möbeln in seinem Londoner Apartment. Hier herrschte modernes kühles Weiß vor. Die abstrakten Gemälde bildeten, zusammen mit der azurblauen Überdecke über dem Fußende des Bettes, die einzigen Farbtupfer.
Irgendwie musste sie sich ablenken, sonst würde sie unweigerlich noch eine Panikattacke erleiden. Natasha trat an die Glasfront, um die herrliche Aussicht zu genießen. Plötzlich öffnete sie sich und glitt wie automatische Türen zur Seite. Anscheinend hatte sie unwissentlich einen im Boden verborgenen Bewegungssensor ausgelöst.
Die kühle klimatisierte Villa zu verlassen und hinaus in die heiß-schwüle Nachtluft zu treten, raubte ihre einen
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