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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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Fensters über ihrem Kopf, und in der Nähe sang fröhlich ein Dompfaff. Trotz der frühen Stunde lachten die Kinder auf dem Hof der gegenüberliegenden Schule, und aus dem Fenster einer der Nachbarwohnungen drang Jazzmusik.
    Was für eine herrliche Art aufzuwachen, dachte Angie und streckte sich genüsslich. Und was für ein wundervoller Tag! Die Sonne schien, die Luft war warm und angenehm, die Kinder lachten, die Vögel sangen … und sie hatte letzte Nacht einen Gangster geküsst!
    Mit Entsetzen erinnerte sie sich daran und erstarrte. In quälenden Einzelheiten rekapitulierte sie die Ereignisse des gestrigen Abends, nachdem Ethan Zorn sie in seinem Schlafzimmer entdeckt hatte.
    Gütiger Himmel, hatte sie das wirklich getan? Hatte sie sich wirklich von ihm küssen lassen und seinen Kuss tatsächlich erwidert? Und was noch schlimmer war: Hatte sie womöglich angedeutet, dass sie sich von ihm fesseln lassen wollte?
    Angie stöhnte auf und schlug die Hände vors Gesicht. Sie hatte alles vermasselt. Nicht genug damit, dass sie sich zum Narren gemacht hatte, jetzt hatte Ethan Zorn sie auch noch durchschaut und würde bei jedem Schritt auf der Hut sein. Damit war jede Chance vertan, ihn auf frischer Tat zu ertappen und ihn als gefährlichen Gangster zu überführen.
    Er versuchte, die Firma ihres Vaters für die Mafia zu gewinnen, und dafür würde er ihren Vater, ja sogar die ganze Familie aus dem Weg räumen. Und diesen Mann hatte sie geküsst! Schlimmer war jedoch, dass sie ihn kaum kannte. Was musste er von ihr denken?
    Du liebe Zeit, Ethan Zorn war ein Krimineller, und sie machte sich Sorgen, was er über ihre Moral dachte? Trotzdem befürchtete sie, er könnte sie für eine beschränkte sexhungrige journalistische Anfängerin halten. So zumindest fühlte sie sich momentan.
    „Ich bin keine Anfängerin“, protestierte sie laut. Sie ließ die Hände sinken und setzte sich auf. „Ich bin eine seriöse Reporterin, die einer heißen Story auf der Spur ist, die diese Stadt umhauen wird.“ Falls Ethan Zorn sie nicht vorher aus dem Weg räumte.
    Angie seufzte erneut, diesmal nicht nur über das, was sie letzte Nacht getan hatte, sondern vor allem, weil sie es so genossen hatte. Schuld daran ist nur der verdammte Komet, versuchte sie sich zu trösten. Unter normalen Umständen hätte sie einen Mann wie Ethan Zorn nicht zweimal angesehen. Bob brachte die Einwohner von Endicott jedes Mal durcheinander. Wie sonst hatte sie sich in den Armen eines solchen Kriminellen so gut fühlen können?
    Denk einfach nicht mehr daran, befahl sie sich. Doch sie wusste bereits, dass das leichter gesagt als getan war. Sie stieg aus dem Bett, duschte rasch und zog sich für die Arbeit an. Sie wollte heute halbwegs professionell auftreten, daher entschied sie sich für eine weite beigefarbene Hose und eine ärmellose pinkfarbene Bluse. Dann holte sie noch einen elfenbeinfarbenen Blazer aus dem Schrank, für den Fall, dass es abkühlte. Der September im südlichen Indiana war unbeständig. Und da die Stadt direkt am Fluss lag, war das Wetter nie zuverlässig vorauszusagen.
    Auf dem Weg durch die Küche schnappte sie sich eine Schachtel Kekse und nahm zwei heraus. Noch am zweiten Keks kauend, verließ sie die Wohnung. Dann wandte sie sich den Fahrstühlen auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs zu und blieb wie angewurzelt stehen. Ethan Zorn stand dort und wartete auf sie.
    Angie schluckte mühsam den Keks hinunter. Obwohl der Instinkt ihr riet, sofort wieder in ihre Wohnung zurückzukehren und sich darin zu verbarrikadieren, blieb sie vor ihrer Tür stehen und versuchte, nicht in Panik zu geraten, obwohl Ethan Zorn sie fixierte und seine unergründliche Miene sie irritierte.
    Er lehnte neben dem Fahrstuhl mit dem Rücken an der Wand, die Füße an den Knöcheln gekreuzt, die Hände lässig in den Taschen seiner schwarzen maßgeschneiderten Hose vergraben. Das Jackett trug er offen über einem gestärkten weißen Hemd, dazu eine seidene Krawatte mit einem geometrischen Muster in gedämpften Blau-, Burgunder- und Grüntönen. Er war rasiert, wie Angie mit einem Anflug von Enttäuschung registrierte. Die dunklen Bartstoppeln letzte Nacht hatten ihm ein wundervoll verwegenes Aussehen verliehen. Glattrasiert sah er fast zu gut aus.
    Seine Augen leuchteten und verrieten den Verführer, den Kriminellen. Er machte sich über sie lustig. Angie hatte das sichere Gefühl, Gegenstand eines ganz persönlichen Witzes zu sein, den er sehr genoss. Ihr

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