JULIA COLLECTION Band 14
Gesicht verfinsterte sich.
Von wegen Vertreter, dachte sie und musterte seine Hose und sein Jackett. Während ihrer Collegezeit hatte sie bei „Buddy’s Man About Town“ in der Herrenabteilung Kleidung verkauft, daher kannte sie sich aus. Ethan Zorn musste schon einiges an seinen Drogengeschäften verdienen, um sich Anzüge für zwölfhundert Dollar und Krawatten für hundert Dollar leisten zu können. Außerdem hatte sie den roten Flitzer gesehen, mit dem er durch die Stadt fuhr, und sie kannte keine Firma, die ihren Mitarbeitern Porsches als Dienstfahrzeuge zur Verfügung stellte.
„Was machen Sie hier?“, stellte sie ihn schroff zur Rede. Nach Höflichkeit stand ihr absolut nicht der Sinn. „Wie haben Sie herausgefunden, wo ich wohne?“
Er stieß sich von der Wand ab und schlenderte auf Angie zu. „Durch eine hilfreiche kleine Sache, die ich auf meinem Kühlschrank gefunden habe: ein Telefonbuch. Vielleicht haben Sie schon davon gehört.“
Sie presste die Lippen zusammen. „Folgen Sie mir etwa?“
Er lächelte. „Noch nicht. Sie sind ja noch nirgendwo hingegangen.“
Sie verdrehte die Augen. „Haben Sie die Absicht, mir zu folgen?“
„Das kommt darauf an, wohin Sie wollen.“
„Ich gehe zur Arbeit.“
„Soll ich Sie mitnehmen?“
„Nein.“
„Wie wäre es später zum Essen?“
„Nein, danke, auch da brauche ich niemanden, der mich mitnimmt.“
„Ich meinte eher, was Sie davon halten, mit mir zu essen.“
„Das geht nicht“, erwiderte sie und hoffte, dass sie heiter und uninteressiert klang, obwohl ihr Herz wild pochte.
„Warum nicht?“, wollte er wissen.
Sie lächelte kühl. „Ich bin bereits zum Essen verabredet.“
Ethan beugte sich ein wenig vor und sah sie durchdringend an. „Dann sagen Sie ab.“
Angie war überrascht über seine Dreistigkeit. „Wie bitte?“
Er nahm die Hände aus den Taschen, stemmte die eine in die Hüfte und stützte sich mit der anderen neben Angies Kopf an der Wand ab. Dann beugte er sich noch ein wenig weiter vor. „Sagen Sie einfach ab“, wiederholte er leise.
Sie versuchte zurückzuweichen, was jedoch lediglich zur Folge hatte, dass sie mit dem Kopf gegen ihre Wohnungstür stieß. Sie zuckte zusammen. „Junge, Sie sind ganz schön hartnäckig“, meinte sie und rieb sich den Hinterkopf.
„Das habe ich schon öfter gehört“, entgegnete er grinsend. „Wann soll ich Sie nach der Arbeit abholen?“
„Ich werde nicht mit Ihnen essen gehen“, beharrte sie. „Weder jetzt noch sonst irgendwann. Ich gehe nicht mit Kriminellen aus.“
„Na schön. Dann essen wir eben nicht auswärts. Nicht viele wissen, dass ich ein ausgezeichneter Koch bin. Wie wäre es also, wenn Sie zu mir kommen, sagen wir um sieben?“
Vielleicht ist Ethan Zorn doch genau der, für den er sich ausgibt. In diesem Fall wäre es nicht weiter schlimm, mit ihm zu Abend zu essen, dachte sie und betrachtete seine breite, muskulöse Brust, die sich deutlich unter dem Hemd abzeichnete. Ich muss Maury, meine Informationsquelle, unbedingt noch einmal anrufen.
Stopp!, ermahnte sie sich. Er ist der, für den du ihn hältst, und du solltest besser auf der Hut sein. Er betrachtete sie schweigend, nachdem er die Einladung ausgesprochen hatte, und ihr Magen zog sich zusammen. Wenn er sie nur nicht so ansehen würde, denn das weckte Ideen in ihr, die sie besser nicht haben sollte. Ganz zu schweigen von den Zweifeln über seine wahre Identität.
„Weshalb sind Sie gekommen?“, fragte sie und wunderte sich, dass ihre Stimme ganz normal klang.
Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass es Ihnen gutgeht und Sie letzte Nacht sicher und heil nach Hause gekommen sind. Eine Frau, die allein wohnt, kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein.“
Sie runzelte die Stirn. „Ist das eine Drohung?“
„Nein, Angel, bloß eine Tatsache.“
Die Art, wie er den von ihm gewählten Spitznamen für sie aussprach, beschleunigte ihren Puls. „Nennen Sie mich nicht so.“ Doch sie klang wenig überzeugend.
„Warum nicht? Weil Sie kein Engel sind?“
„Ich bin absolut anständig“, versicherte sie ihm.
Er lachte leise. „Das glaube ich.“ Er hob die Hand und strich mit der Fingerspitze sacht über ihre Unterlippe. „Wie schade“, fügte er hinzu.
Die zärtliche Berührung war beinahe mehr, als Angie ertragen konnte. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und genoss das verbotene Vergnügen. Dann wich sie ihm aus, wenn auch
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