JULIA COLLECTION Band 14
widerstrebend. Doch seine Hand folgte ihr.
„Für wen ist es schade?“, fragte sie ein wenig atemlos. „Für Sie oder für mich?“
„Vielleicht für uns beide“, erwiderte er.
Angie versuchte, der sinnlichen Verführung seiner Finger zu entkommen – und stieß erneut mit dem Kopf gegen die Tür. „Autsch“, sagte sie und sah Ethan wütend an. „Würden Sie jetzt bitte gehen und mich allein lassen?“
„Ich werde gehen“, versprach er und wich einen Schritt zurück. „Zumindest fürs Erste. Aber glauben Sie nicht, dass ich Sie in Ruhe lassen kann.“
Angie wollte darauf etwas erwidern, doch ihr fiel absolut nichts ein. Sie konnte lediglich dastehen und zuschauen, wie Ethan sich zur Treppe wandte. Zum Glück wird er mich nicht in Ruhe lassen, dachte sie. Ich hatte nämlich schon Angst, ich müsste dieses ganze Kometen-Chaos allein überstehen.
Rosemary saß bereits an ihrem Stammtisch im hinteren Teil des Maple Leaf Cafés, als Angie es an diesem Abend betrat. Allerdings war Kirby nirgends zu sehen, also nahm sie an, dass ihre Freundin wohl später kommen würde. Das machte aber nichts, denn so würde es leichter sein, dass Gespräch auf irgendein bedeutungsloses Thema zu bringen. Mit etwas Glück würde der Name Ethan Zorn nicht fallen, bis Kirby auftauchte.
Rosemary begrüßte sie abwesend, als Angie sich setzte, und sofort kam die Kellnerin an ihren Tisch. Angie bestellte das Übliche und nahm automatisch zwei Zuckertütchen aus der Schale und begann sie in Erwartung der Rückkehr der Kellnerin zu schütteln. Nur dass die Kellnerin nicht Angies Bestellung brachte.
Angie hielt sie am Arm fest, bevor sie wieder verschwinden konnte. „Stephanie“, sagte sie und sah auf die trübe bräunliche Flüssigkeit. „Was ist das für ein Zeug, das du mir gebracht hast?“
Stephanie zuckte die Schultern. „Das Übliche. Pflaumensaft und Limonade mit einem Spritzer Angostura und einem Schuss Jack Daniels.“
Angie verzog das Gesicht. „Das ist nicht das, was ich normalerweise bestelle.“
Stephanie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Du hast recht, das ist nicht dein Lieblingsdrink, sondern Tippy Brodys.“ Sie nahm Angies Glas. „Dieser schreckliche Komet bringt mich jetzt schon seit einer Woche durcheinander. Ständig mache ich Fehler bei den Bestellungen.“
„Das kenne ich“, pflichtete Angie ihr bei. „Ich bin letzte Nacht sogar bei jemandem eingebrochen.“
„Dieser Bob“, meinte Stephanie lachend und mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Er narrt uns alle.“
„Und wie.“
Die Kellnerin seufzte. „Anscheinend habe ich Tippy deinen Eistee gebracht. Ich bringe dir einen neuen.“
„Danke.“
Sobald Angie ihren Eistee bekommen und so gesüßt hatte, wie sie es mochte, wandte sie sich an Rosemary. „He, es gehen Gerüchte in der Zeitung, dass dein Laborpartner und Erzfeind aus der Schulzeit, Willis Random, wieder in der Stadt ist.“
Rosemary sah hastig auf, wodurch ihre kinnlangen dunkelbraunen Locken wippten. „O ja, er ist zurück, dieser Blödmann. Er ist inzwischen Astrophysiker mit fünf verdammten Abschlüssen, was natürlich keine Überraschung ist. Er ist hier, um Bob zu beobachten.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Und um mir das Leben schwerzumachen.“
„Wie sieht er aus?“, wollte Angie wissen. „Hat er immer noch so ein Streuselkuchengesicht?“
Rosemarys Gesicht hatte einen Ausdruck, den Angie nicht deuten konnte. „Kaum noch“, erwiderte sie mürrisch.
Da ihre Freundin nicht weiter darauf einging, sondern sich stattdessen ein Brötchen aus dem Brotkorb schnappte und es mit übertriebener Gewalt durchschnitt, fragte Angie weiter: „Und?“
Rosemary starrte angestrengt auf ihr Brötchen, ehe sie es mit Butter bestrich. „Was und?“, erwiderte sie bissig.
„Spuck es schon aus. Was gibt es Neues von Willis?“
Rosemary bearbeitete weiter ihr Brötchen und zischte: „Du meinst, abgesehen davon, dass er mich in meiner Unterwäsche gesehen hat?“
Angie starrte ihre Freundin an. „Was hat er? Wie konnte das denn passieren?“
„Ich möchte nicht darüber sprechen.“ Rosemary biss von ihrem Brötchen ab.
Angie wollte sie gerade drängen, doch mehr zu erzählen, als Kirby mit ihrer typisch energischen Art an den Tisch trat. Ihre hellblonden Haare wirbelten ihr um die Schultern, während sie sich besorgt umschaute, als seien ihr gefährliche Verfolger auf den Fersen. Aus ihrer seltsamen Miene wurde Angie ebenfalls nicht
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