JULIA COLLECTION Band 14
Richtung immer weniger, die die Unterhaltung genommen hatte. „Ich weiß nicht …“ Auf einmal war die Vorstellung nicht mehr so verlockend, die Aufmerksamkeit der Männer aus Endicott auf sich zu lenken – genau genommen, seit James in ihr Leben getreten war.
„Meinst du wirklich, es ist notwendig, meinen Ruf zu ruinieren?“
Er nickte nachdrücklich. „Absolut.“
Trotz der Tatsache, dass er nur bestätigte, was Angie und Rosemary ihr längst gesagt hatten, musste Kirby lange nachdenken, ehe sie sich dazu äußerte. Konnte es sein, dass er nur wiederholte, was ihre Freundinnen ihr schon lange versucht hatten klarzumachen? War sie tatsächlich zu süß und unschuldig, um das erotische Interesse eines Mannes zu wecken?
„Wie lautet deine Entscheidung, Kirby?“
James’ Stimme riss sie aus ihren Überlegungen, doch noch immer wusste sie keine Antwort.
„Wenn du für den Rest deines Lebens die vorbildliche Jungfrau bleiben willst, dann kannst du mich jetzt getrost hinauswerfen“, erklärte er. „Du kannst deine Kreditkarte nehmen, zu ‚Rose’s Romantic Reminiscences‘ fahren und dir so viele Kleider mit Knöpfen und Schleifen kaufen, wie du willst. Du kannst dich in der Bibliothek verstecken und so tun, als sei dir die Welt um dich herum egal. Und du kannst für den Rest deines Lebens zuschauen, wie die Männer vor dir fliehen. Wie auch immer“, fuhr er fort und trat auf sie zu. „Wenn du aber ein wenig Abenteuer möchtest, wenn du erfahren willst, wie gut es tut, nicht immer so brav zu sein, und falls du noch einen Rest Hoffnung hast, die Ekstase zu erleben, die zwischen einem Mann und einer Frau entstehen kann …“
Sie sah zu ihm auf und hatte Mühe, sich nicht in den Tiefen seiner Augen zu verlieren. „Was dann?“
Er breitete die Arme aus und grinste breit. „Dann bin ich der Richtige für dich.“
Kaum hatten sie das Bootshaus betreten, registrierte James, dass Kirby Zweifel kamen. Das Bootshaus gehörte Mrs. Pendleton Barclay, der Grand Dame von Endicott. Die Regolith Regatta stand bevor, Mrs. Barclay war dabei, einen Korken auf eine Champagnerflasche zu drücken, und James und Kirby standen im Begriff, die Operation „Männerfang“ zu starten. Falls Kirby sich dazu entschließen konnte, endlich ihren Mantel auszuziehen.
Obwohl schon vier Tage vergangen waren, seitdem sie sich einverstanden erklärt hatte, unter seiner Anleitung an ihrem neuem Image zu arbeiten, war die Regatta die erste echte Gelegenheit, den Plan in die Tat umzusetzen. Am Tag der Parallax Parade hatte es geregnet, und abgesehen davon, dass sich der Festwagen des Grand Marshall auflöste, konnte niemand Kirbys rotes Kleid bewundern, das sie unter dem weiten gelben Regenmantel trug.
Heute war es keineswegs kühl, doch das hatte Kirby nicht davon abgehalten, einen leichten Mantel über das hautenge, knappe Kleid zu ziehen. Viel länger würde sie allerdings nicht mehr protestieren können. Da Mrs. Barclay sie eingeladen hatte, die Regatta von ihrem Bootshaus aus zu verfolgen, war der Mantel nicht nötig.
Die Bezeichnung „Bootshaus“ war trügerisch. Denn das Gebäude am Ufer des Flusses war ein zweistöckiges Wunder im viktorianischen Stil. Es war in Pastelltönen gehalten und bot dank der riesigen Panoramafenster einen fantastischen Blick auf den Ohio River und die sanften Hügel Kentuckys auf der anderen Seite. Überall im Haus waren Bars und Büffets platziert, sodass die Besucher bequem von einem Raum zum anderen schlendern konnten und trotzdem immer eine Erfrischung in Reichweite hatten.
Alles in allem strahlte das Bootshaus die Atmosphäre eines einladenden, freundlichen Zuhauses aus, in der James sich wohlfühlte. Was seltsam war, da so etwas ihm gewöhnlich einen Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte. Er beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken, und wandte sich Kirby zu. Sie trug noch immer den Mantel. Er verdrehte die Augen und zwang sich zur Geduld.
„Darf ich dir den Mantel abnehmen?“, erkundigte er sich zum zehnten Mal, seit sie Kirbys Haus verlassen hatten.
„Nein!“, rief sie erneut und hielt ihn mit beiden Händen zusammen.
James zählte stumm bis zehn. „Kirby“, versuchte er es wieder. „Zieh deinen Mantel aus. Wenn dieser Plan auch nur im Mindesten Aussicht auf Erfolg haben soll, musst du ihn irgendwann ausziehen. Also kannst du es ebenso gut jetzt tun.“
Statt einer Erwiderung zog sie den Mantel noch fester um sich und funkelte James an.
„Kirby …“
„Ich
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