JULIA COLLECTION Band 14
glaube, ich habe meine Meinung geändert. Ich will das alles doch nicht. Wir sollten nach Hause fahren und die ganze Sache vergessen. Ich finde …“
„Teddy Gundersen ist hier“, unterbrach er sie.
Kirby wirbelte herum und sah in die Richtung, in die James zeigte. Dort, auf der anderen Seite des Raumes, stand Mr. Gundersen in seinem blonden, nordischen Glanz und unterhielt sich mit der Bürgermeisterin. James wurde übel, als er wieder zu Kirby sah und feststellen musste, dass sie heftig errötete. Das ließ auf Gedanken schließen, die keine Jungfrau haben sollte.
Verdammt, wieso konnte sie ihn nicht auf die gleiche sehnsuchtsvolle, hungrige Weise ansehen wie Teddy? So schlecht sah er doch auch nicht aus. Er trainierte regelmäßig, pflegte sich und kleidete sich tadellos. Er betrachtete seine dunkelblaue Hose und das bedruckte kurzärmelige Hemd, das die Zeitschrift „GQ“ erst letzten Monat präsentiert hatte, und verglich beides mit Teddys verwaschener Jeans und seinem weit aufgeknöpften Arbeitshemd.
„Und dort drüben ist Henry Monroe“, fügte er hinzu, da er ein weiteres Object von Kirbys Zuneigung entdeckt hatte.
„Wo?“ Sie ließ den Blick umherschweifen.
„Ebenso Mark Benedict“, schloss er und spürte einen Klumpen im Magen. „Was für ein Glück wir heute haben.“
„Wo ist er?“ Wieder sah sie in die Richtung, in die James zeigte.
„Wirst du jetzt deinen Mantel ausziehen?“, fragte er trocken.
„Ich …“ Ihr Griff wurde lockerer. Sie drehte sich zu James um und errötete noch mehr. James fragte sich unwillkürlich, welcher der drei Männer solche Fantasien in ihr auslöste, dass ihr derartig die Farbe ins Gesicht schoss.
Endlich öffnete sie den Knopf. James konnte den Blick nicht abwenden. Langsam und unsicher öffnete sie einen Knopf ihres Mantels nach dem anderen und ließ ihn schließlich über ihre Schultern hinabgleiten.
Gütiger Himmel, was ist los mit dir?, fragte sich James und atmete schwer aus. Dieser Frau dabei zuzusehen, wie sie ihren Mantel auszog, erregte ihn sehr. Irgendwie fand er es viel aufregender, Kirby verhüllt zu sehen statt enthüllt. Angezogen war sie für ihn erotischer als alle anderen Frauen, die er je nackt gesehen hatte. Verdammt, es hatte ihn wirklich erwischt.
Sie streifte den Mantel ganz ab und reichte ihn James, der ihn dankbar entgegennahm und – das hoffte er zumindest – ohne sich anmerken zu lassen, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Jetzt stand sie vor ihm und jedem anderen im Raum, in ihrem hautengen Minikleid, das ihre langen Beine und ihren wohlgerundeten Po umwerfend zur Geltung brachte.
Plötzlich, wie auf ein geheimes Kommando von Kirby, richteten sich sämtliche Blicke auf sie. Teddy Gundersen hielt in seinem Gespräch mit der Bürgermeisterin inne und starrte herüber.
Henry Monroe verschluckte sich an dem Shrimp, den er sich gerade in den Mund geschoben hatte, und bekam einen heftigen Hustenanfall.
Mark Benedict fiel das Bierglas aus der Hand.
Und James biss die Zähne zusammen. „Anscheinend hast du ihre volle Aufmerksamkeit.“
„Kirby!“, riefen alle drei Männer gleichzeitig und beäugten sich sofort wachsam. Sie ließen alles stehen und liegen und kamen eilig auf sie zu.
Während die drei Männer sich näherten, flüsterte James Kirby ins Ohr: „Geh sanft mit ihnen um, Mata Hari, denn sie wissen nicht, was sie erwartet.“ Mit diesen Worten schlenderte er in gespielter Gleichgültigkeit davon, da er nicht sicher war, ob er sich in Gegenwart dieser lüsternen Kerle beherrschen konnte.
Unglücklicherweise hatte er keine Ahnung, wohin er gehen sollte. Am besten wäre es, jemand würde ihn für die Dauer der Party irgendwo im Schrank einschließen. Auf diese Weise brauchte er sich jedenfalls nicht mit anzusehen, wie ein Haufen geifernder Kerle sich an Kirby heranmachte. Und er könnte das drängende Bedürfnis unterdrücken, wie ein Ritter dazwischenzugehen, Kirby in die Arme zu schließen und mit ihr in den Sonnenuntergang zu reiten.
Er schüttelte den Kopf über seine Fantasien. Schließlich war sie kein hilfloses junges Mädchen, sondern Kirby, der Vamp. Er selbst hatte ihr die dazu nötigen Lektionen erteilt, zu der auch der Kuss von neulich abends gehörte – der ihn fast um den Verstand gebracht hatte.
Was für ein Idiot ich doch bin!, schoss es ihm durch den Kopf. Was hatte er sich dabei gedacht, das erotische Potenzial dieser Frau zutage zu fördern und es dann auf Teddy, Mark oder Henry
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