JULIA COLLECTION Band 15
Seilen hängen gesehen. Wir haben dich immer für unerschrocken und unbesiegbar gehalten.“
„Sehr witzig. Außerdem hat Ben nie Spaß, wenn er dafür seine Farm verlassen muss und einen ganzen Abend mal nicht Trübsal blasen darf. Vor allem aber ist er viel zu ehrlich für irgendwelche Intrigen.“
„Und ich bin es nicht?“, fragte Mack gespielt empört.
„Bei weitem nicht wie er. Du liebst Intrigen. Auf diese Weise lockst du doch die besten Footballtalente in euer Team. Um halb acht, einverstanden?“
„Obwohl du mich während dieses Gesprächs mehrmals beleidigt hast, werde ich da sein“, versicherte Mack. „Hoffentlich muss ich nicht lachen.“
„Halt dir die Folgen vor Augen“, riet Richard unnachgiebig, legte auf und betrachtete nachdenklich das Telefon.
Mack hätte sich für ihn oder Ben aufgeopfert, aber als Schauspieler war er keine Leuchte. Richard seufzte. Möglicherweise hatte er soeben den zweitschlimmsten Fehler dieses Tages begangen.
Melanie hatte damit gerechnet, dass Richard ihr auf der Fahrt zu seiner Tante unzählige Anweisungen erteilen würde. Er hatte sie jedoch nur anerkennend betrachtet, als er sie abholte, und schwieg seither. Das ging ihr allerdings langsam auf die Nerven.
„Findest du nicht, dass wir unseren Plan erörtern sollten?“, fragte sie.
Er warf ihr einen Blick zu. „Glaubst du denn, ich hätte einen Plan?“
„Das habe ich zumindest gehofft. Du stehst jedenfalls in dem Ruf, nichts dem Zufall zu überlassen.“
„Das stimmt.“ Sein Lachen klang angestrengt. „Heute ist offenbar mein spontaner Tag.“
„Also kein Plan.“ Ihr wurde flau im Magen. Mit einer Schar von Reportern wurde sie fertig, aber das hier? „Sollten wir nicht kurz anhalten und etwas besprechen?“, schlug sie vor.
Er sah sie erneut an. „Du bist nervös?“
„Was denkst du denn? Ich treffe gleich eine Frau, die ich mag und respektiere, und ich soll so tun, als hätte ich mich in ihren Lieblingsneffen verguckt. Es wird viele Fragen geben.“
„Ich bin nicht ihr Lieblingsneffe, weil Destiny keinen hat. Daran hat sie nie einen Zweifel gelassen.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Mack und ich wissen allerdings, dass Ben ihr Liebling ist. Er besitzt ihr künstlerisches Talent, wenn auch nicht ihr exzentrisches Wesen. Mack liebt Sport, was sie gar nicht begreift, und mich hält sie für verknöchert und steif.“
„Auch gut“, erwiderte Melanie. „Aber wir belügen sie, und wir haben unsere Geschichten noch nicht aufeinander abgestimmt.“
„Mack kommt als Puffer zum Essen. Er redet viel, und darum werden wir wahrscheinlich nur wenig sagen müssen.“
„Auch das noch!“, rief sie betroffen. „Dann muss ich deinen Bruder ebenfalls belügen!“
„Nein, er weiß Bescheid.“
„Findest du es denn besser, dass er auch lügen muss?“, fragte sie irritiert.
„Nein, er soll nur von uns ablenken. Mack versteht es, Destiny in Rage zu bringen. Du wirst es erleben. Das ist manchmal geradezu faszinierend.“
„Warum hat dein Bruder bloß eingewilligt, bei der Sache mitzumachen?“ Als Richard nicht antwortete, zog sie ihre eigenen Schlüsse daraus. „Hast du ihn bestochen oder bedroht?“
„Nur ganz brüderlich“, behauptete Richard. „Falls er mir nicht hilft, hetze ich ihm Destiny auf den Hals.“
„Und weiter?“ Sie war überzeugt, dass da noch mehr kam.
„Ich habe bloß angedeutet, dass ich Destiny beeinflussen und sie eine Frau aussuchen könnte, die Mack nicht sonderlich gefällt.“
„Sag mal, hast du etwas gegen deinen Bruder?“, fragte Melanie entsetzt.
„Natürlich nicht.“ Richard sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
„Warum drohst du ihm dann etwas an, wovon du selbst nichts wissen willst?“
„Warum soll es nur mir schlecht gehen?“, hielt er ihr vor.
Melanie schlug die Hände vors Gesicht und betete darum, dass dieser Abend schnell vorübergehen würde.
Melanie wirkte gar nicht glücklich, als Richard in die für drei Wagen gedachte Garage fuhr und parkte.
Das Haus, in dem er aufgewachsen war, lag in der Altstadt von Alexandria und war geräumig genug für Einladungen und die große Familie, mit der seine Eltern gerechnet hatten. Es war aus hellroten Ziegeln erbaut und hatte schwarze Fensterläden und Verzierungen aus Messing. An manchen Stellen wuchs Efeu die Mauern hoch.
Destiny war hiergeblieben, nachdem er, Mack und Ben ausgezogen waren. Vielleicht betätigte sich seine Tante als Kupplerin, weil sie sich einsam fühlte. Nur
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