Julia Collection Band 21
meinen Sohn zur Adoption freigegeben!“
Eigentlich hätte sie sich denken können, dass er zu diesem Schluss gelangen würde. Schließlich hatte er keinerlei Anzeichen für ein Kind in ihrem Leben entdeckt, als er sie letzten Monat in London besucht hatte oder als sie das erste Wochenende im Cottage verbracht hatte. „Nein, das habe ich nicht. Ich konnte ihn nicht aufgeben. Er ist oben und schläft …“
Er schien ihr kein Wort zu glauben. „Comment?“
„Ich habe ihn Jake Christien genannt, und dein Name steht auf der Geburtsurkunde. Ich wollte dir von ihm erzählen, als ich an der Anhörung teilnahm.“ Bitterkeit und Schmerz schwangen in ihrer Stimme mit. „Aber du wolltest ja kein Wort mit mir wechseln.“
„Was willst du damit sagen? Dass du unseren Sohn hast? Dass hier im Haus ein kleiner Junge ist? Ich glaube dir nicht.“
„An dem Tag, als du mich in London besucht hast, war er im Kindergarten. Ich habe ihn bei Alison gelassen, als ich zum ersten Mal herkam.“ Tabby erhob sich. Sie hatte das Gefühl, genauso gut mit einer Wand reden zu können.
„Und in diesem Moment ist er oben?“, hakte Christien nach.
Sie blieb am Fuß der Treppe stehen. „Was empfindest du darüber?“, flüsterte sie.
„Ich kann nicht fassen, dass es wahr ist, denn wenn ich anfange, daran zu glauben, werde ich vielleicht so wütend, dass ich dir gegenüber die Beherrschung verlieren könnte.“ Er sah sie ernst an. „Ich kann es auch deshalb nicht glauben, weil du letzte Woche mit mir geschlafen hast, ohne ein Wort zu erwähnen.“
Tabby errötete tief. „Ich wollte nicht …“
Er bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. „Ich will ihn sehen.“
„Er schläft … okay.“ Eingeschüchtert von seinem Zorn, ging sie nach oben und öffnete die Tür zu Jakes Zimmer.
Christien blieb hinter ihr wie angewurzelt stehen. Ein Nachtlicht beleuchtete das Bett. Jake schien eine unruhige Nacht zu haben, denn sein kleines Gesicht war gerötet, die schwarzen Locken waren zerzaust und das Laken bis zur Taille herabgerutscht. Plötzlich wurde Tabby beiseitegeschoben, und Christien betrat den Raum. Er blickte eine kleine Ewigkeit auf Jake hinab und betrachtete dann die in militärischer Präzision aufgereihten Spielzeugautos auf dem Wandregal. Nachdem er langsam ausgeatmet hatte, zog er sich vorsichtig wieder zurück.
Tabby eilte die Treppe hinunter.
Christien holte sie ein. „Du bist nicht besser als ein Kidnapper, der nie ein Lösegeld verlangt hat“, stellte er vorwurfsvoll fest.
Sie zuckte zusammen.
„Du hast mich wieder einmal angelogen, aber diesmal sind die Konsequenzen viel schlimmer“, fuhr er unerbittlich fort. „Diesmal musste ein unschuldiges Kind leiden.“
„Jake hat nicht gelitten!“
„Natürlich hat er das. Er hatte keinen Vater“, konterte er ohne Zögern. „Erzähl mir nicht, das würde keinen Unterschied im Leben meines Kindes bedeuten. Komm mir nicht mit irgendwelchem feministischen Geschwätz, dass eine Mutterfigur viel wichtiger sei.“
Tabby schüttelte den Kopf. „Das hatte ich nicht vor.“
„Gut so. Sonst würde ich dir nämlich erzählen, wie wütend ich darüber bin, dass ein unreifes, dummes Schulmädchen versucht hat, meinen Sohn großzuziehen!“
„Nenn mich nicht dumm“, protestierte sie. „Ich mag vielleicht kein Genie sein wie du, aber mit meinem Verstand ist alles in Ordnung.“
„So? Sagtest du nicht gerade, dass du während der Schwangerschaft auf dem Fußboden geschlafen hast, bevor deine Tante dir ein Heim geboten hat? Hättest du dich bei mir gemeldet, hättest du im Luxus leben können. Dass du es nicht getan hast, beweist deine Dummheit!“
„Wenn ich dich jetzt so höre, war es eine ziemlich clevere Entscheidung, mich nicht mit dir in Verbindung zu setzen. Dein immenser Reichtum macht dich nicht unbedingt sympathischer.“
„Wechsle nicht das Thema, chérie . Vor vier Jahren war es deine Pflicht, unser ungeborenes Kind zu schützen und deine Gesundheit nicht zu gefährden. Seit wann wird Schlafen auf dem Fußboden für Schwangere empfohlen?“
Sie presste die Lippen zusammen und wandte sich ab.
„Im Moment muss unsere erste Sorge Jake gelten und nicht der Frage, was ich von deinen Lügen halte oder was du für mich fühlst. Hier geht es einzig um Jake und seine Rechte.“ Er hob die Hand, um seine Worte zu unterstreichen. „Sein wichtigstes Recht ist der Anspruch auf väterliche Fürsorge, und das hast du ihm verweigert.“
Tabby wusste nicht,
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