Julia Collection Band 21
geklammert, ganz in den Fängen der süßen Ekstase, in die er sie in der letzten Nacht versetzt hatte. Plötzlich wusste sie, warum sie Tabbys Mann belogen hatte. Warum hatte sie behauptet, eine leidenschaftliche Affäre mit einem Italiener zu haben? Ihr Unterbewusstsein hatte laut ausgesprochen, was sie sich selbst nicht hatte eingestehen wollen: Sie wollte eine Affäre mit Andreo!
„Gibt es jemanden in deinem Leben?“, erkundigte Andreo sich unvermittelt.
„Warum fragst du?“
„Gibt es jemanden?“
„Nein, natürlich nicht. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum du überhaupt noch einmal danach fragst.“ Sie unterdrückte ein Lächeln, als ihr dämmerte, dass er sie viel unwiderstehlicher fand als sie sich selbst.
Er ballte die Hände zu Fäusten und schob sie in die Hosentaschen. Nach allem, was er gehört hatte, belog sie ihn. Trotzdem sah sie völlig unschuldig aus. Er begegnete ihrem Blick, bis sie errötend den Kopf senkte. Es machte ihn wütend, dass er sich noch immer danach sehnte, ihren schlanken, geschmeidigen Körper unter sich zu spüren.
„Ich fühle mich stark zu dir hingezogen“, begann sie tapfer.
Er zuckte die Schultern. „Du sagtest, es sei bloß Sex gewesen, amore. Mir genügt das.“
Pippa wurde blass. Ihr genügte es nicht. Sie wollte mehr. Sie wollte Klarheit, eine richtige Beziehung, die Chance auf eine Zukunft mit ihm. Vielleicht sogar Hochzeitsglocken? War die Erde eine Scheibe? Oder hatte er ihr völlig den Verstand geraubt? Entsetzt darüber, wie verfallen sie ihm bereits nach so kurzer Zeit war, öffnete sie die Haustür. „Du bist mein Chef. Belassen wir es dabei.“
Glühender Zorn erfasste Andreo. Mal war sie heiß, mal war sie kalt. Warum tat sie ihm das an? Warum versuchte sie, ihn in seinem eigenen Spiel zu schlagen? Am liebsten hätte er sie auf die Arme gehoben und ins Schlafzimmer getragen, um die „Du-bist-mein-Chef“-Theorie zu überprüfen. Er war fest davon überzeugt, dass sie einlenken würde.
Als Andreo verschwunden war, sank Pippa auf einen Stuhl. Sie fühlte sich im Stich gelassen. Irgendwie hatte sie den Faden verloren, denn in dem Moment, als sie sich ihm geöffnet hatte, hatte er die Taktik gewechselt und sich von ihr zurückgezogen, statt auf ihr Geständnis zu reagieren. Jetzt schämte sie sich, dass sie naive, schulmädchenhafte Träume über einen Mann gehegt hatte, dessen Interesse an ihr rein sexueller Natur war.
„Ich brauche Zeit, um mich in die neuesten Projekte einzuarbeiten.“ Cheryl schenkte Pippa am nächsten Morgen ein kühles Lächeln. „Sie müssen für mich heute bei der Besprechung einspringen.“
In der Gewissheit, dass sie nicht mehr lange bei Venstar bleiben würde, akzeptierte Pippa Cheryls dreiste Forderung, sie möge sie auf dem Schleudersitz vertreten.
Ricky Brownlow begleitete Pippa zum Lift und räusperte sich. „Die Direktoren haben ausdrücklich nach Ihnen verlangt. Miss Long war gestern recht nervös, und Mr. D’Alessio hat die Geduld mit ihr verloren.“
Während sie sich noch darüber wunderte, warum Ricky so eifrig nach Entschuldigungen für Cheryl suchte, drang die Erkenntnis zu ihr vor, dass Andreo bei der Konferenz ebenfalls zugegen sein würde.
Sie sah ihn sofort, als sie den Raum betrat, und konnte den Blick kaum von ihm wenden. In einem dunkelblauen Anzug und silbergrauem Hemd mit Seidenkrawatte überragte er die übrigen Männer um mindestens einen halben Kopf. Die Absätze ihrer hochhackigen Pumps klapperten auf dem Holzfußboden. Andreo drehte sich um und beobachtete, wie sie sich dem Konferenztisch näherte: eine große, schlanke Frau mit einer wilden rotbraunen Lockenmähne und blauen Augen, die hinter großen Brillengläsern funkelten. Die dunkle Fassung betonte ihr zartes Gesicht und ihren makellosen Teint.
Als Andreo sie mit ausdrucksloser Miene betrachtete, wuchs Pippas Unbehagen, doch dann stellte einer der Manager eine Frage und zwang sie, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Sie lieferte eine ausführliche Präsentation der Zahlen, die Cheryl am Vortag so viel Kummer bereitet hatten. Danach bestand nicht mehr der geringste Zweifel daran, dass sie ihr Fachgebiet beherrschte.
Währenddessen wurde Andreo von Gewissensbissen gequält, denn er konnte Pippas Behauptung nicht widerlegen, dass seine Kritik an ihrem Äußeren zur Beförderung einer völlig ungeeigneten Kandidatin geführt habe. Trotzdem konnte er sich kaum vorstellen, dass eine einzige Bemerkung seinerseits für die
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