Julia Collection Band 21
Christien den unfehlbaren Modegeschmack eines echten Parisers hatte, war es ihm nie gelungen, seiner geliebten Frau ein Kleidungsstück zu kaufen, das ihr gefiel.
„Tabby ist wieder schwanger? Gütiger Himmel …“ Pippa bemühte sich, ihre Missbilligung zu verbergen.
Falls ihre Freundin bald ein drittes Kind zur Welt bringen würde – und das im zarten Alter von dreiundzwanzig Jahren –, stand Pippa darüber kein Urteil zu. Allerdings hätte sie Christien am liebsten gefragt, ob ein Baby pro Jahr der Preis sei, den Tabby für das Privileg zahlen musste, um in die obersten Kreise Frankreichs einheiraten zu dürfen, in denen er verkehrte. Vermutlich war ihre arme vernarrte Freundin nur deshalb wieder schwanger, weil Christiens unersättliches männliches Ego eine Fußballmannschaft verlangte. Tabby mochte zwar überglücklich mit Christien sein, aber Pippa schrieb das allein Tabbys liebevollem Wesen zu.
„Das kann sie dir selbst erzählen“, erwiderte Christien und beendete das peinliche Schweigen, das zwischen ihnen entstanden war. „Du bist so still. Ist ein Einkaufsbummel in meiner Gesellschaft zu viel für deine Nerven?“
Unter Andreos prüfendem Blick wurde Pippa feuerrot. Christien hatte Tabby als Teenager verführt und ihr das Herz gebrochen. Vor ein paar Jahren hatten sie die Missverständnisse geklärt und geheiratet, aber Pippa hatte sich nie so recht für den Mann ihrer Freundin erwärmen können. Es beschämte sie, dass er ihre Haltung durchschaut hatte. „Sei nicht albern. Deine Frau ist meine Freundin …“
„Rede dir einfach ein, dass du es Tabby zuliebe tust.“ Christiens herablassend-amüsierter Tonfall reizte Pippa regelmäßig. „Keine Sorge. Ich habe deine Feindseligkeit nie persönlich genommen – ich weiß, dass du keine Männer magst.“
Sie traute ihren Ohren kaum. Um ungestört und unbeobachtet antworten zu können, ging sie in die Küche. „Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich bin weder lesbisch noch eine Männerhasserin.“
„Mir war nicht klar …“ Er klang verblüfft, denn wann immer er seine Frau in den letzten Jahren nach London begleitet hatte, war Pippa in seiner Gegenwart stets sehr ruhig gewesen.
„Nur zu deiner Information: Momentan habe ich gerade eine leidenschaftliche Affäre mit einem Italiener.“ Christiens Worte hatten sie gekränkt und beleidigt, und nun war sie bestrebt, die Unterstellung zu widerlegen.
Er lachte laut und versicherte, sie habe ihn missverstanden, er sei jedoch entzückt zu hören, dass ihr Privatleben so erfüllt sei. Während sie in die Diele zurückkehrte und sich insgeheim schalt, weil sie auf seine Stichelei hereingefallen war, versprach Tabbys Ehemann, sie am vereinbarten Tag abzuholen. Sie bezweifelte, dass sie bis dahin ihre Verlegenheit über den empörten Ausbruch überwunden hatte, und warf das schnurlose Telefon auf eine Kommode.
Andreo hatte den größten Teil der Unterhaltung mitgehört. Anfangs hatte er sich nur gewundert, dass Pippa Französisch so mühelos und gewandt beherrschte wie eine Einheimische, aber dann hatte seine Stimmung sich verdüstert. Wer, zum Teufel, war dieser Franzose, mit dem sie geplaudert hatte? Warum hatte sie so schuldbewusst ausgesehen? Offenbar war dieser Christien mit ihrer Freundin verheiratet, trotzdem hatte sie ziemlich unglücklich gewirkt, als sie von deren Schwangerschaft erfahren hatte. Waren Frauen nicht normalerweise begeistert über solche Neuigkeiten? Warum war sie in der Küche verschwunden, um das Gespräch flüsternd fortzusetzen? Ihre Furcht, belauscht zu werden, war unverkennbar gewesen.
War sie in den Mann ihrer Freundin verliebt? Dieses Szenario erschien Andreo plausibel. Sie war in einen verheirateten Mann verliebt und kämpfte dagegen an, oder sie war verliebt und flirtete wie wild mit diesem missratenen Bastard, widerstand jedoch aus idealistischen Motiven der Versuchung, eine sexuelle Beziehung einzugehen. Hatte sie deshalb ihre Unschuld einem Fremden geschenkt? In einem Anfall rebellischer Frustration über den Mann, den sie nicht haben konnte? Dio mio, war ich etwa nur ein Ersatz für einen anderen?, überlegte Andreo erbittert. Erklärte das vielleicht, warum Pippa hartnäckig versuchte, die Episode zu verleugnen?
Mit klopfendem Herzen betrachtete sie Andreos markantes Profil. Sie erinnerte sich, um seine Küsse gebettelt zu haben. Er hatte nur wenige Sekunden gebraucht, um ihr Verlangen zu wecken. Sie hatte sich schluchzend an ihn
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