Julia Collection Band 21
geradezu schwachsinnige Entscheidung verantwortlich sein sollte, Cheryl Long einen Posten zu übertragen, für den sie nachweislich ungeeignet war.
„Sie haben eine ungewöhnliche Begabung für Finanzen“, lobte Andreo sie, nachdem alle Fragen beantwortet waren.
Pippa errötete geschmeichelt.
„Ich würde gern heute Abend beim Dinner mit Ihnen über Ihre Zukunft bei Venstar sprechen“, fuhr er fort. „Wir werden direkt vom Büro aus hinfahren und früh essen – sofern es Ihnen recht ist.“
„Ja … natürlich“, versicherte sie rasch und fragte sich, welche Bedingungen für diese Einladung galten.
Rein geschäftlich, wie sie selbst es verlangt hatte? An seiner derzeitigen Haltung ihr gegenüber gab es nichts auszusetzen. Er hatte ihr keine übertriebene Aufmerksamkeit geschenkt, und nun, da er ihre Zustimmung hatte, wandte er sich ab, um mit jemand anders zu sprechen. Andreo macht mich verrückt! Er benahm sich wie ihr Chef, und das ertrug sie nicht. Andererseits hatte sie genau das von ihm verlangt, oder? Trotzdem verkraftete sie es nicht, wie eine gewöhnliche Angestellte behandelt zu werden. Sie litt darunter, wenn er sie nicht anschaute oder anlächelte.
„Du willst mich auch …“, hatte Andreo gesagt. War sie eine unheilbare Romantikerin, die Sex mit tieferen Gefühlen verbrämen musste? Eine dauerhafte Beziehung stand nicht zur Diskussion, oder? Andreo hatte von Anfang an klargestellt, dass seine Zeit bei Venstar begrenzt war. Er wollte wieder mit ihr schlafen. In diesem Punkt war er völlig ehrlich gewesen. Er war ein notorischer Frauenheld und der letzte Mann auf Erden, an den eine vernünftige Frau romantische Hoffnungen knüpfen sollte. Warum konnte sie ihm nicht auf der gleichen Ebene begegnen und akzeptieren, dass sie mit Andreo nicht mehr verbinden würde als eine starke körperliche Anziehungskraft? In zehn Tagen würde sie ihre Sachen packen, nach Frankreich abreisen und einen neuen Abschnitt ihres Lebens beginnen. Warum nahm sie sich in den nächsten anderthalb Wochen nicht einfach das, was sie wollte?
„Du hattest recht, ich will dich“, textete sie und schickte Andreo diese SMS aufs Handy, bevor sie den Mut dazu verlor.
Auf der Fahrt in seiner Limousine quer durch die Stadt las Andreo die Botschaft und fragte sich, warum sie ihre Meinung geändert habe. War sein Verdacht, dass sie dem Mann ihrer Freundin verfallen war, so abwegig gewesen? Möglicherweise. Zweifellos gab es eine vernünftigere Erklärung als die, die ihm sein Zynismus eingeflüstert hatte. Sofort löste seine düstere Stimmung sich in nichts auf. Er dachte daran, wie Pippa im Konferenzraum ausgesehen hatte: Sonnenschein hatte ihr Haar leuchten lassen, ihre Augen hatten sich wie Edelsteine von ihrer porzellanhellen Haut abgehoben. Selbst der flüchtigste Gedanke an sie erregte ihn maßlos.
„Kluge Frau. Sehe dich um sechs“, antwortete er per SMS.
Sein persönlicher Assistent rief Pippa an, um ihr mitzuteilen, dass sie am Hinterausgang abgeholt werde. Den Nachmittag verbrachte sie mit Tagträumen. Nachdem sie sich eine kleine Ewigkeit mit ihrem Haar abgemüht hatte, verließ sie das Gebäude. Ein Chauffeur sprang aus der am Straßenrand bereitstehenden Limousine und öffnete ihr die hintere Tür. Als wäre es für sie das Normalste von der Welt, stieg Pippa ein.
Andreo beobachtete sie. Er sah unbeschreiblich attraktiv aus, und ihr Herz begann zu rasen.
„Du bist also auf Wunsch mein, bella mia“, flüsterte er verführerisch.
Als er sie an sich zog, erkannte sie beschämt, dass sie es kaum erwarten konnte, von ihm berührt zu werden. Er schob die Finger in ihr Haar und küsste sie fordernd. Ein prickelnder Schauer durchrann sie, und sie schmiegte sich instinktiv enger an ihn.
„Wir müssen über Geschäftliches reden.“ Seufzend löste er sich von ihr.
„Welche Art von Geschäft?“
Der Wagen hatte jedoch inzwischen angehalten, und das Gespräch wurde unterbrochen, bis sie an einem Ecktisch in einem eleganten Restaurant Platz genommen hatten.
„Du bist bei Venstar ungerecht behandelt worden. Falls das – indirekt – meine Schuld war, kann ich mich dafür nur entschuldigen. Leider kann die von der Firma bevorzugte Kandidatin, und mag sie noch so ungeeignet sein, nicht ohne guten Grund aus dem Job entfernt werden, und es braucht Zeit, Argumente dafür zusammenzutragen“, erklärte Andreo trocken. „Kurzfristig erscheint es mir sinnvoller, für dich eine bessere Stellung in einem anderen
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