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Julia Collection Band 23

Julia Collection Band 23

Titel: Julia Collection Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McAllister
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fragte er betont sachlich.
    Er wusste, dass sie sie hatte – Hugh hatte es gestern bei einem Bier im Grouper erwähnt.
    „Wozu Fiona einen Zentner Tonerde braucht, ist mir schleierhaft“, hatte er gesagt.
    „Einen Zentner!“
    Sein Bruder nickte. „Als ich gefragt habe, was sie damit anfangen will, hat sie nur ein geheimnisvolles Gesicht gemacht.“
    Lachlan atmete auf. „Vielleicht beabsichtigt sie, sich auf Keramik umzustellen.“
    „Wer weiß?“, meinte Hugh schulterzuckend. „Was würdest du mit einem Zentner Tonerde machen, Lily?“, fragte er die Kellnerin hinter der Bar.
    Vielsagend blickte sie auf. „Einen Mann.“
    Worauf sich Lachlan an seinem Bier verschluckte.
    „Ja …“, erwiderte Fiona. „Im Atelier.“ Sie drehte sich um und stieg die Treppe hinauf.
    Er kannte das Haus noch aus der Zeit, als er mit Paul und Mike auf Fischfang gegangen war. Die Brüder hatten damals einen Raum unter dem Dach, im ersten Stock befanden sich das Bad, Fionas Zimmer und das Schlafzimmer der Eltern. Anscheinend war dieses jetzt ihr Atelier.
    Sie öffnete die Tür. „Hier arbeite ich.“ Dann zeigte sie auf das gegenüberliegende Badezimmer. „Da kannst du dich umziehen“, sagte sie und machte die Tür hinter sich zu.
    Lachlan sah ihr nach und atmete tief durch. Umziehen? Sie meinte wohl ausziehen.
    Er hörte, wie sie im Atelier umherging und mit irgendwelchen Dingen klapperte. Etwas fiel zu Boden.
    Ich bin nicht der Einzige, der nervös ist, dachte er grimmig, doch diese Feststellung brachte keine besondere Erleichterung. Er war es, der als Nackedei herumspazieren sollte.
    „Pass auf, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen“, pflegte Fionas Mutter zu sagen.
    Die Warnung war auf taube Ohren gestoßen. Fionas Wünsche waren noch nie in Erfüllung gegangen, und es bestand auch keine Aussicht, dass sich daran etwas ändern würde. Wenigstens war es bis vor ein paar Tagen so gewesen.
    Jetzt stand sie, von panischer Angst erfüllt, vor ihrem Arbeitstisch und fragte sich erneut, wie sie auf die Idee gekommen war, sie, Fiona Dunbar, könne Talent zur Bildhauerin haben. Sie würde sich bis auf die Knochen blamieren. Alles, was sie bisher vollbracht hatte, waren ein paar stümperhafte Pelikanfiguren aus Ton und die Andenken für Carins Boutique. Und jetzt bildete sie sich ein, die Skulptur eines menschlichen Körpers – Lachlans Körper – nachbilden zu können.
    „Um etwas zu können, muss man es lernen – damit man es kann, wenn man es gelernt hat.“
    So ähnlich hatte sich angeblich der griechische Philosoph Plato ausgedrückt. Ein weiser Spruch von einem weisen Mann.
    „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Ihr Vater – noch ein weiser Mann – hatte seine Kinder oft genug an diese wohlbekannte Tatsache erinnert.
    Plato und Dad hatten gut reden. Sie selbst hätte besser daran getan, ihr großes Mundwerk zu halten. Mit zitternden Händen hob sie die Armatur auf den Ständer und stülpte einen Papierkegel darüber. Das, so wusste sie, war die Basis, auf der sie die Skulptur modellieren würde.
    Und das, ging es ihr durch den Kopf, war ungefähr alles, was sie von Bildhauerei wusste.
    Angeberin! Hochstaplerin!
    Sie nahm einen Klumpen Ton, ließ ihn auf den Arbeitstisch fallen und begann zu kneten, um ihren Händen etwas zu tun zu geben.
    Die Erde war feucht und kühl. Nachgiebig, nicht hart und kalt wie Metall oder Muscheln. Fast konnte man glauben, etwas Lebendiges vor sich zu haben.
    Dann ging die Tür auf, und im Vergleich zu dem Mann, der jetzt splitternackt das Atelier betrat, kam ihr der Ton plötzlich wie ein steifer, lebloser Felsbrocken vor.

3. KAPITEL
    „Okay, dann wollen wir“, sagte Fiona forsch. Wie beim Fußballtraining, ging es Lachlan unwillkürlich durch den Kopf.
    Sie zeigte auf ein kleines, etwa dreißig Zentimeter hohes Podium vor dem Fenster. „Stell dich dort drauf.“
    Sein Mut sank. Einen dramatischen Auftritt zu produzieren war erheblich leichter, als jetzt das ganze Atelier im Adamskostüm zu durchqueren.
    Sie sah ihn erwartungsvoll an, und er biss die Zähne zusammen. Wie sie die Situation genießen musste! Dann wies sie mit einer Kopfbewegung auf das Podium. Als ob er nicht selbst wüsste, wo es langging!
    Na schön, sollte sie ihren Spaß haben. Er hatte nichts zu verbergen.
    So nonchalant wie möglich stolzierte er durch den Raum. Durch das offene Fenster wehte eine leichte Brise, doch sie brachte ihm keine Kühlung. Er befand sich in einem Zustand von Unrast,

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