Julia Collection Band 23
was Sie von mir wollen.“
Sie atmete tief ein. „Ich möchte, dass Sie mir beibringen …“, sie nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, „… wie man einen Mann verführt.“
Joaquin fiel das Bier aus der Hand.
„Passen Sie doch auf!“ Sie bückte sich und hob die Flasche auf, dann lief sie ins Bad und kam mit einem Handtuch zurück, um die Pfütze aufzuwischen.
Sprachlos sah er ihr zu. In seinem Kopf schwirrte es. War es die Sonne oder das Bier? Es war unmöglich, dass er richtig gehört hatte. „ Was haben Sie gesagt?“
Sie stand auf, und er sah, dass ihr Gesicht ebenso rot war wie ihre Haare.
„Vergessen Sie es. Das war eine blödsinnige Idee.“ Sie versuchte, sich an ihm vorbeizuzwängen, um zu gehen, aber er hielt sie fest. „Setzen Sie sich.“ Anscheinend hatte er sich doch nicht verhört.
„Ich soll Ihnen sagen, wie … wie man …“, er geriet ins Stottern, „… einen Mann verführt?“
Sie blickte zu Boden, doch dann hob sie den Kopf und sah ihn trotzig an. „Ja.“
Seine Gedanken drehten sich wild im Kreis. Ihre Worte ergaben immer noch keinen Sinn. Hatte er den Verstand verloren oder sie? „Warum?“, fragte er benommen.
„Warum glauben Sie wohl?“, zischte sie.
Hilflos starrte er sie an. Er hatte stets geglaubt, dass er sich mit Frauen auskannte, aber der Teufel sollte ihn holen, wenn er diese hier verstand.
Molly seufzte, dann straffte sie die Schultern. „Was ist daran so seltsam? Ich bin einunddreißig und …“
„Einunddreißig!“ Als er sie kennenlernte, war sie ungefähr sechzehn, und aus welchem Grund auch immer, er hielt sie immer noch dafür.
„Na und? Deswegen bin ich keine Oma.“
„Natürlich nicht. Ich dachte bloß, Sie sind jünger. Sie sehen aus wie …“
„… dreizehn und obendrein wie ein Junge. Das weiß ich.“
Lachlans Hochzeit fiel ihm ein – damals hatte Molly nicht wie ein Junge ausgesehen, doch das gehörte nicht zur Sache. „Schön“, erwiderte er. „Wie Sie ganz richtig sagen, sind Sie nicht alt.“
„Nein, aber alt genug zum Heiraten.“
„ Heiraten !“
Seit er sie kannte, hatte er sie noch nie mit einem Freund gesehen. Das sollte nicht heißen, dass er sie für eine Lesbierin hielt; er glaubte nur, dass sie ganz allgemein nicht an einer Beziehung interessiert war. Vielleicht machte ihr das Kopfschmerzen.
„Man muss nicht unbedingt heiraten, um glücklich zu sein“, sagte er deshalb.
„So wie Sie zum Beispiel“, entgegnete sie spitz. „Sie denken bestimmt nicht ans Heiraten.“
„Bingo.“
„Jeder, wie er mag. Ich will heiraten, ich will einen Mann und Kinder, auch wenn Sie das vielleicht überrascht.“
Joaquin schwieg. Die burschikose Molly McGillivray – wer hätte das gedacht? Und er sollte ihr helfen, einen Mann zu finden? Ausgerechnet er! Für ihn waren Heirat und Familie Fremdwörter, sie gehörten nicht zu seinem aktiven Wortschatz, trotz der mehr oder weniger deutlichen Anspielungen, mit denen seine Mutter nicht sparte. Er wechselte seine Freundinnen wie Oberhemden, und daran wollte er vorerst auch nichts ändern. Irgendwann einmal würde er seine Pflicht tun, heiraten und für den Fortbestand der Familie sorgen, aber bis dahin war noch viel Zeit.
Im Gegensatz zu ihm schien Molly McGillivray es eilig zu haben.
„Wenn ich richtig verstehe, wollen Sie mit meiner Hilfe irgendeinen ahnungslosen Mann dazu bringen, dass er Sie zum Traualtar führt.“
„Er ist nicht ahnungslos.“
„Er? Haben Sie jemand Bestimmten im Sinn?“
„Selbstverständlich.“
So selbstverständlich fand er das gar nicht. Soviel er wusste, waren Heiratskandidaten auf der Insel Mangelware. „Kenne ich den … äh … Mann Ihrer Wahl?“
„Ich glaube nicht. Wir sind zusammen aufgewachsen, aber jetzt lebt er in Savannah und ist so gut wie nie zu Hause. Er heißt Carson Sawyer.“
Carson Sawyer? Joaquin hatte von ihm gehört – wer hatte das nicht? Er war Pelican Cays Wunderknabe und, wenn man den Zeitungen glauben durfte, ein Multimillionär. Und den wollte Molly heiraten? Bei Gott, sie steckte ihre Ziele nicht gerade niedrig.
„Ich glaube nicht …“
„Wir sind verlobt.“
„ Sie und Carson Sawyer ?“ Joaquin traute seinen Ohren nicht, und man sah es ihm an.
Sie nickte. „Ja, seit fünfzehn Jahren.“
„Fünfzehn Jahre? Vor fünfzehn Jahren waren Sie ja noch die reinsten Kinder!“
Sie zuckte mit den Schultern. „Wir hatten es nicht eilig.“
„Aber …“
„Für uns war es das Richtige. Wir wollten
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