Julia Collection Band 23
versinken.
Er hatte versprochen, sich zu melden.
„Wann?“, wollte sie wissen.
„Bald. Zuerst muss ich mir ein paar Gedanken zum Unterrichtsstoff machen.“
„Wirklich? Ich dachte, diese Dinge sind für Sie ganz natürlich.“
„Wir werden sehen, zerbrechen Sie sich darüber nicht Ihren hübschen Kopf“, erwiderte er mit einem Lächeln, bei dem Molly ein Prickeln verspürte.
„Bestimmt nicht“, sagte sie gewollt lässig und fügte kühn hinzu: „Ich hatte vor, heute Abend in den Grouper zu gehen, und da dachte ich, wir könnten vielleicht anfangen.“ Im nächsten Moment bekam Molly Angst vor ihrer eigenen Courage, aber es war zu spät: Santiago nickte. „Gern“, sagte er.
Als sie jetzt den Wasserhahn zudrehte und nach dem Badetuch griff, überlegte sie, ob sie lieber zu Hause bleiben sollte. Andererseits – vielleicht hatte er es sich inzwischen anders überlegt und kam nicht.
Jemand klopfte an die Haustür.
Fiona! Sie wollte mit Duncan vorbeikommen, und Molly hatte es ganz vergessen.
„Komm rein“, rief sie durch das offene Fenster.
Hastig rubbelte sie die nassen Locken und strich sie ein wenig glatt, dann wickelte sie das Handtuch wie einen Sarong um den Körper und eilte die Treppe hinunter.
„Hallo, Duncan. Na, wie geht es meinem Klei…“ Wie angewurzelt blieb sie stehen.
„Hallo, Molly.“ Joaquin lehnte an der Tür und sah sie an, als habe er noch nie eine Frau in einem Badetuch gesehen.
Sie wurde feuerrot.
„W…was machen Sie hier?“
„Jemand …“, bemerkte er spitz, „… rief ‚Komm rein‘. Also bin ich reingekommen.“
„Ich wusste nicht, dass Sie es sind.“
„Dann gehört es wohl zu Ihren Angewohnheiten, Besucher halb nackt zu empfangen.“
„Ich … ich dachte, Sie sind Fiona.“
„Sehe ich so aus?“
„Gehen Sie!“
„Warum sollte ich?“ Er musterte sie ausgiebig, und Molly spürte, wie ihr heiß wurde.
„Starren Sie mich nicht so an.“
Er grinste. „Ich kann nicht anders – bei so viel Schönheit.“
„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“
„Eine gute Idee. Warum bin ich nicht selber darauf gekommen?“ Er trat einen Schritt näher, und Molly kletterte hastig zwei Stufen höher.
„Sie wissen genau, was ich meine.“
„Sprichwörter sind meine Stärke. Ich hatte eine gute Lehrerin.“ Er machte noch einen Schritt.
Molly umklammerte das Geländer und zwang sich, stehen zu bleiben.
„Eins wüsste ich gern“, sagte er, während er sie nicht aus den Augen ließ. „Hat Ihr Verlobter Sie jemals in dieser Aufmachung gesehen?“
„Natürlich nicht!“
„Dann sollten Sie das schleunigst nachholen, und Ihre Probleme wären gelöst.“ Er lächelte.
„Sehr lustig, haha.“ Sie krauste die Stirn. „Warum sind Sie überhaupt hier? Wollen Sie einen Rückzieher machen?“
„Wahrscheinlich wäre das gescheiter“, murmelte er.
„Was? Ich habe Sie nicht verstanden.“
„Nichts.“ Er räusperte sich und ließ den Blick über die langen Beine und das kurze Handtuch gleiten. „Ich bin gekommen, um Sie einzuladen.“
„Einladen? Wozu?“
„Auf einen Drink im Grouper. Möchten Sie?“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich in den Grouper gehe.“
„ Si. Aber jetzt lade ich Sie ein, es gehört zum Unterricht.“ Sein Lächeln vertiefte sich.
Molly schluckte. „Ich … ich weiß nicht.“
„Wollen Sie Nachhilfestunden oder nicht?“
„Natürlich will ich, aber warum Sie mich deshalb zu einem Drink einladen, verstehe ich nicht.“
„Das sehe ich. Andererseits … wenn Sie es verstehen würden, bräuchten Sie auch keinen Unterricht, querida .“
Mollys Spanischkenntnisse waren ausreichend, um zu wissen, was querida bedeutete.
„Ich bin nicht Ihr Liebling!“, fuhr sie ihn an.
„Aber, aber! Sie haben doch nicht etwa Angst. Oder?“
Die Augen unter den halb geschlossenen Lidern waren fast schwarz, und Mollys Mund wurde trocken. So hatte Carson sie noch nie angesehen.
Sie schüttelte den Kopf. „N…nein.“
„Gut. Dann darf ich Sie also zu einem Drink einladen?“
Schweigend sah sie ihn an.
„Hier ist Ihre erste Lektion: Man sagt ‚Gern, Joaquin‘, und man lächelt.“
Aber Molly lächelte nicht. Sie war verwirrt und völlig ratlos. Auf was hatte sie sich da eingelassen?
Alles, was sie wollte, war, Carson so weit zu bringen, dass sie endlich heirateten und dunkelhaarige blauäugige Babys haben konnten.
„Molly? Es war Ihre Idee. Wenn Sie es sich anders überlegt haben, dann …“
„Okay, Sie
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