Julia Collection Band 23
alle beide zuerst Karriere machen, was wir auch getan haben. Aber jetzt …“, sie hob das Kinn, „… wird es langsam Zeit.“
„Zeit wofür?“ Sein Gehirn arbeitete immer noch im Zeitlupentempo.
„Zum Heiraten. Hören Sie mir eigentlich zu?“
„Doch, natürlich, nur … Das Ganze klingt so – wie soll ich es sagen? –, so nüchtern. Wie ein Vertrag, ohne Gefühl und …“
„Genau das meine ich. Was fehlt, sind Gefühle. Leidenschaft und … und Sex.“ Sie wurde rot. Hatte sie Sex gesagt? Sie wollte doch nicht im Ernst, dass er ihr Nachhilfeunterricht in Sex gab, oder?
„Er behandelt mich genauso wie seine Freunde“, fuhr sie fort. „Freundschaft ist wichtig, aber sie ist nicht genug. Ich will, dass er mich als Frau sieht. Und da dachte ich, dass … dass Sie mir vielleicht helfen können.“
Joaquin war sprachlos. Er öffnete den Mund, dann machte er ihn wieder zu.
„Sie kennen sich aus“, sagte sie. „Ich weiß es, ich … ich habe Ihnen zugeschaut.“
Ihm wurde unbehaglich. „Bei was haben Sie mir zugeschaut?“
„Beim Flirten. Wie man jemanden auf sich aufmerksam macht. Worauf es ankommt … Sie wissen schon. Ich verstehe leider nichts davon, aber ich kann es lernen.“
„Ich soll Ihnen beibringen, wie Sie Ihren Freund verführen können?“
„Nicht Freund – Verlobten. Warum nicht? Alles, was man braucht, ist ein Spezialist, der einem sagt, wie es gemacht wird.“
„Warum fragen Sie nicht Ihre Brüder? Sie sind beide verheiratet.“
„Sind Sie wahnsinnig? Nie und nimmer!“ Sie wandte sich ab und lehnte sich an die Brüstung. „Vergessen Sie es. Ich hätte mir denken können, dass Sie von meiner Idee nichts halten.“ Sie machte Anstalten, auf den Nachbarbalkon zurückzuklettern. „Wenn Sie auch nur ein Wort verlauten lassen, dann …“
„Einen Moment.“ Er hielt sie fest und drückte sie auf den Stuhl zurück. „Ich sage nichts, keine Angst.“ Grübelnd sah er auf sie hinab; plötzlich verspürte er so etwas wie neue Energie in sich. „Sind Sie immer so hastig? Was genau möchten Sie wissen?“
„Wenn ich das wüsste, würde ich nicht fragen, oder?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will, dass Carson, wenn er das nächste Mal heimkommt, mich nicht wie einen seiner … seiner Kumpel behandelt, sondern wie eine Frau.“
„Hat er das bisher nicht getan?“
„So richtig eigentlich nie. Ich … war eben seine Verlobte.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Was gibt es da zu verstehen? Es ist doch ganz einfach: Er braucht keine Freundin zu suchen und ich keinen Freund, wir sind beide in festen Händen, und wenn wir so weit sind, dann heiraten wir. Nur – er ist so mit seiner Arbeit beschäftigt, dass er das anscheinend ganz vergessen hat.“
„Warum erinnern Sie ihn dann nicht einfach?“
„Weil ich ihn nicht bitten will. Er soll mich heiraten, weil er es möchte und nicht, weil er es versprochen hat. Und er liebt mich wirklich“, fügte sie hastig hinzu. „Er …, er denkt bloß nicht daran. Und da dachte ich, wenn Sie mir sagen, wie ich ein bisschen nachhelfen kann, dann …“ Sie schluckte. „Natürlich bezahle ich Sie dafür.“
„Ich will Ihr Geld nicht.“
„Und ich will nichts geschenkt, ich bin kein Sozialfall.“
„Eher ein Fall für den Psychiater, wenn Sie mich fragen. Wie viel Zeit haben wir, um eine Femme fatale aus Ihnen zu machen?“
„Zehn Tage.“
„So wenig?“
Molly schob das Kinn vor. „Ist das nicht genug? Ich dachte, Sie sind ein Experte.“
„Das kommt auf die Schülerin an.“
Sie wurde rot, wich seinem Blick aber nicht aus.
Joaquin betrachtete die dunkelgrünen Augen, die Sommersprossen, den schwarzen Fleck auf der Nasenspitze, das verschwitzte Stirnband – und zum ersten Mal nach langer Zeit dachte er nicht mehr an seine eigene trostlose Zukunft.
„Einverstanden“, sagte er.
2. KAPITEL
Das ist das Blödsinnigste, was du in deinem Leben getan hast, teilte Molly im Badezimmer ihrem Spiegelbild mit.
Sie war dabei, sich auszuziehen, um zu duschen, und konnte es immer noch nicht fassen, dass sie Joaquin tatsächlich gebeten hatte, ihr Nachhilfeunterricht in der Kunst des Verführens zu geben. Und dass er sich einverstanden erklärt hatte.
Obwohl das, wenn sie darüber nachdachte, gar nicht so überraschend war. Sein Ego blieb intakt – sie war es, die sich lächerlich machte, sollte nichts dabei herauskommen, und das war durchaus möglich. Bei dem bloßen Gedanken lief ihr ein Schauer über
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