Julia Collection Band 23
sehen: die langen schlanken Beine, die seidige Haut, die zierliche Gestalt unter dem knappen Handtuch …
Sie hatte keine Ahnung, wie verführerisch sie war, und ihre Angewohnheit, sich mit der Zungenspitze über die Lippen zu fahren, war ein gutes Beispiel. Seine Reaktion war so heftig gewesen, dass er ihre Hand loslassen und einen Schritt zurücktreten musste. Zum Glück hatte sie nichts bemerkt, aber es hieß auf der Hut zu sein. Er sollte ihr beibringen, wie man einen Mann verführte, nicht selbst ihrem Charme zum Opfer fallen.
Bei einer anderen Frau hätte er nichts gegen ein kleines Abenteuer einzuwenden, aber Molly McGillivray war die Schwester seines besten Freundes und somit wie seine eigene Schwester. Nur weckte sie alles andere als schwesterliche Gefühle in ihm.
Als sie im Grouper ankamen, steuerte sie sofort auf die Bar zu, aber Joaquin hielt sie fest.
„Es ist nicht üblich, sein Date mit den anderen Gästen zu teilen.“
Sie hörte ihm gar nicht zu, sondern winkte dem Barmann zur Begrüßung.
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich um. „Wenn man zu zweit ist …“, teilte er ihr mit, „… konzentriert man sich auf den Partner.“
„Aber …“
„Kein Aber.“ Er zog sie an einen kleinen Ecktisch. „Hier werden wir uns hinsetzen.“
„Und die Musik?“
„Wir brauchen keine Musik. Es geht darum, miteinander zu reden und sich kennenzulernen.“
„Carson und ich kennen uns schon. Und ich sitze lieber dort, wo ich etwas hören kann.“
„Musik hören können Sie zu Hause.“
Damit hatte er auch wieder recht. Widerstrebend setzte Molly sich auf den angebotenen Stuhl, sprang aber gleich wieder auf. Joaquin packte ihr Handgelenk.
„Wohin wollen Sie?“
„Ein Bier holen, am besten gleich einen Krug.“
„Nein.“
„Mögen Sie kein Bier?“
„Doch, aber um die Getränke kümmere ich mich. Sie sind keine Kellnerin, sondern mein Date.“
Er hielt noch immer ihr Handgelenk, und Molly spürte, wie ihr heiß wurde. Als er ihre Finger an seine Lippen hob, fuhr sie zusammen und versuchte, ihn abzuschütteln.
„Warum setzen Sie sich nicht wieder, querida ?“ , murmelte er. „Entspannen Sie sich, Sie sind viel zu zappelig.“ Er ließ sie los und stand auf. „Laufen Sie mir nicht davon.“
Sie zögerte einen Moment, aber dann tat sie wie ihr geheißen. „Jawohl, Herr Lehrer“, sagte sie mit einem artigen Lächeln.
Joaquin musterte sie mit gerunzelter Stirn – er traute ihr nicht. „Nicht weglaufen“, wiederholte er. „Ich bin gleich wieder da.“
Er eilte an die Bar und kam gleich darauf mit zwei Flaschen Bier und Gläsern zurück.
Molly saß brav auf ihrem Stuhl. Er schenkte ein und reichte ihr ein Glas.
„Vielen Dank“, sagte sie höflich.
„Gern geschehen.“ Er nahm ihr gegenüber Platz. „Jetzt unterhalten wir uns.“
„Worüber?“ Die Zungenspitze glitt über ihre Unterlippe, und Joaquin schluckte.
„Über uns. So, wie man sich eben unterhält, wenn man sich kennenlernt.“
„Aber wir kennen uns doch schon. Ich meine, Carson und ich.“
Er hätte ihr gern gesagt, dass Carson ihn nicht interessierte, doch das konnte er natürlich nicht. Mollys Verlobter war der Grund, warum sie hier waren. „Sind Sie sicher?“, fragte er stattdessen, ohne den Blick von ihr zu lassen. Diese Augen … Sie waren wie zwei grüne Seen.
„N…nein“, gestand sie. „Sonst wäre ich nicht hier, oder?“
„Genau. Sie müssen ihm zu verstehen geben, dass Sie sich für ihn interessieren. Und das tun Sie, indem Sie Fragen stellen, ihm zuhören …“ Er fuhr sich durch das Haar: Wie erklärte man so etwas? „Verstehen Sie, was ich meine?“
Sie trank einen Schluck Bier, und etwas Schaum blieb an ihrer Lippe zurück. Joaquin zwang sich, nicht auf ihren Mund zu schauen.
„Sie … Sie meinen, ich soll ihn … ich meine, Sie … fragen, was für Sie wichtig ist?“
„Ja.“
Eine Weile betrachtete sie das Glas in ihrer Hand, dann hob sie den Kopf und sah in an. „Also gut. Warum kommen Sie nie zum Zuschauen, wenn Lachlan mit den Pelikanen trainiert? Haben Sie Angst?“
„ Was?“ Die Frage traf ihn wie ein Schlag mit der Faust.
„Ich weiß, dass er Sie schon ein paarmal eingeladen hat. Aber Sie sind nie gekommen.“
Joaquin biss die Zähne zusammen. „Fußball steht nicht zur Debatte“, sagte er harsch.
„Warum nicht?“ Ihre Überraschung war echt.
„Weil …“ Er verstummte. Der Lärm und das Lachen der anderen Gäste füllten den
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