Julia Collection Band 23
waren lange dünne Träger die, wenn man sie überkreuzte und durch kleine Ösen zog, das Kleid zusammenhielten.
Joaquin wurde nervös. Lieber Gott, wollte sie ihn völlig um den Verstand bringen?
„Komm her“, murrte er. „Ich warne dich, meine Hände sind kalt.“
„Kalte Hände, warmes Herz“, entfuhr es ihr, dann wurde sie rot. „Ich werd’s überstehen. Beeil dich, Carson kann jede Minute hier sein.“
„Warum lässt du dir nicht von ihm beim Anziehen helfen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Dafür hat er keine Geduld. Außerdem macht er sich Sorgen wegen der Party. Sie ist sehr wichtig für ihn, und er hat Angst, dass ich …“ Sie verstummte.
Joaquin brummte etwas Unverständliches und machte sich an den Trägern zu schaffen. Er schaute auf ihren Nacken und das kurze seidige Haar, das er so gerne küssen würde. Als seine Finger ihren Rücken streiften, zuckte sie zusammen.
„Entschuldige.“ Er hatte das Gefühl, zwei linke Hände zu haben.
„Kommst du nicht zurecht?“ Sie machte eine ungeduldige Bewegung.
„Halt still.“ Er zog die Träger durch die letzten beiden Ösen und verknotete sie, so fest er konnte. Carson Sawyer sollte sehen, wie er später damit zurechtkam. Dann ließ er die Arme sinken und trat einen Schritt zurück. „Fertig. Brauchst du sonst noch was?“
Sie blinzelte und schüttelte wortlos den Kopf.
„Fein. Amüsier dich gut“, sagte er mürrisch. „Ich gehe duschen.“ Er wandte sich ab und ging zur Treppe.
„Kommst du auch zu Toms Party?“
„Nein, ich esse mit meinen Eltern im Beaches.“ Hatte sie erwartet, dass er ihr und Sawyer zusah, wie sie Händchen hielten?
„Dann wünsche ich dir einen schönen Abend.“
„Danke.“
Auf dem Weg zum Hafen stoppte er im Restaurant. Seine Eltern, Marianela und Señora Delgado saßen bereits am Tisch und machten große Augen, als sie sahen, dass er im Smoking war.
„Tut mir leid, aber ich kann nicht bleiben“, sagte er. „Ich … habe anderweitige Verpflichtungen.“
Er verstand sich selbst nicht mehr. Er hatte sich fest vorgenommen, nicht zu Tom Wilsons Party zu gehen und Mollys Triumph mit anzusehen. Aber er konnte nicht anders. Anscheinend war er ein größerer Masochist, als er geahnt hatte. Er wusste nur, dass er nicht hier mit seiner Familie zusammensitzen konnte, während die Frau seiner Träume dabei war, einen anderen Mann zu bezirzen.
Seine Mutter war nicht glücklich und ließ es sich anmerken, doch sein Vater kam ihm zu Hilfe. „Dann musst du sie einhalten. Ich hoffe, wir sehen uns morgen, bevor wir abfliegen. Mein Freund aus New York hat ein Fax geschickt, es gibt noch einiges zu regeln. Wir wären gern noch einen Tag länger geblieben, aber die Geschäfte gehen vor.“
„Ich sehe euch morgen früh“, versprach er. „Dann noch einen schönen Abend.“ Er nickte ihnen zu und ging zum Hafen, wo Tom Wilson Boote für die Überfahrt bereitgestellt hatte.
Mindestens zweihundert Gäste waren bereits auf der Insel, die Männer im Smoking und die Frauen in Cocktailkleidern. Es sah mehr nach einem Galaempfang in Nassau aus als nach einer Party auf einer dubiosen kleinen Insel, und er verstand Mollys Nervosität – an dergleichen war sie nicht gewöhnt. Er zweifelte jedoch nicht eine Sekunde an ihrem Erfolg. An Mut fehlte es ihr nicht; und jetzt, mit der neuen Frisur und der richtigen Garderobe, besaß sie auch das nötige Selbstbewusstsein. Sie würde Carson zeigen, dass sie in seiner Welt zu Hause war. Joaquin wünschte, er könne sich mehr für sie freuen, aber alles, was er empfand, war ein Gefühl der Leere.
Nathan und Carin Wolfe waren die Ersten, denen er begegnete. Sie gingen zusammen an die Bar, um etwas zu trinken. „Haben Sie sich schon umgesehen?“, wollte Nathan wissen. „Es ist ziemlich beeindruckend.“
Das konnte man wohl sagen. Mit ihren Gärten, den Schwimmbecken, den künstlichen Wasserfällen erinnerte The Lodge Joaquin an den Fantasiepalast in einem James-Bond-Film, eine Mischung aus tropischer Natur und ultramoderner Architektur. Schmale Wege führten zu kleinen geschützten Nischen, von denen man einen wundervollen Blick auf das grüne Pflanzenmeer, den Strand und den Ozean hatte. Auf einer weitläufigen Terrasse tanzten einige Paare zu den Klängen eines kleinen Orchesters; andere gingen am Strand spazieren oder saßen in kleinen Gruppen zusammen. Molly und Carson waren nirgends zu sehen.
Joaquin hörte nur mit einem Ohr zu, während Nathan von Modereportagen erzählte,
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