Julia Collection Band 23
sagte nichts, und er ließ ihre Hand nicht los. Sein Griff war warm und sicher, und Fiona fühlte einen Schauer über ihren Rücken laufen.
„Warum hast du gesagt, dass ich noch zu tun habe?“
Darauf erwiderte er auch nichts.
„Ich habe dich etwas gefragt, Lachlan.“
Er ging einfach weiter. Fiona musste praktisch rennen, um mit ihm Schritt zu halten.
Schweigend gingen sie nebeneinander. Als sie an Carins ehemaligem Haus vorbeikamen, in dem jetzt Molly McGillivray wohnte, saßen Molly und ihre Nachbarin Miss Saffron noch auf der Veranda. Die beiden machten große Augen, als sie Lachlan und Fiona Hand in Hand entlangkommen sahen, sagten aber nichts. Das alte Fräulein winkte nur freundlich, und Fiona winkte zurück.
„Warum bist du eigentlich so wütend?“, fragte sie, als sie außer Hörweite waren.
„Ich bin nicht wütend.“
„Ach nein?“
Er sah sie nur an und ging weiter. Erst als sie das Haus erreichten, ließ er ihre Hand los. Aufatmend bewegte sie die erstarrten Finger.
„Da sind wir“, sagte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel. „Danke für das wundervolle Essen und den schönen Abend. Jetzt kenne ich sogar einen richtigen englischen Lord …“
„… mit dem du schamlos geflirtet hast.“
Fiona blinzelte. Ging ihn das etwas an?
„Warum auch nicht?“, fragte sie milde. „Er hatte anscheinend nichts dagegen. Ich glaube …“, fügte sie nachdenklich hinzu, „… es gefiel ihm sogar.“ Sie schwieg einen Moment. „Jetzt gehe ich besser schlafen, es wird eine kurze Nacht. Danke für die nette Begleitung“, fügte sie ironisch hinzu.
Er starrte sie an, ohne sich vom Fleck zu rühren, und sie zog die Augenbrauen hoch. „Was ist? Willst du ein Trinkgeld?“
An seiner Schläfe pochte ein Muskel. „Nein, aber etwas anderes.“
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, beugte er sich hinab, nahm sie in die Arme und küsste sie hart auf den Mund.
Der Kuss war, was Fionas Bruder Mike einen Dauerbrenner nannte.
Sie fühlte, wie ihr schwindlig wurde. So hatte er sie an jenem Abend auf dem Boot geküsst, und so wie damals war sie auch diesmal machtlos gegen ihr eigenes Verlangen. Sie wusste, dass sie sich wie eine Gans benahm, aber sie konnte nicht anders.
Sie war Wachs in seinen Händen, nichts hatte sich geändert. Doch! Einen Unterschied gab es: Diesmal konnte sie ihn nicht ins Wasser stoßen.
Sie öffnete die Lippen und spürte seinen warmen Atem. All ihre Sehnsüchte erwachten mit einem Schlag wieder zum Leben und schürten das Verlangen nach ihm.
Närrin! Du weißt, dass es sinnlos ist.
Es half nicht. Sie wollte es. Sie wollte ihn.
Dann, ebenso plötzlich, wie er sie geküsst hatte, ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. Er atmete heftig, und seine Augen glühten, als er ihr ins Gesicht starrte.
„Wenn dir das nächste Mal nach Flirten zumute ist – ich stehe zur Verfügung.“
Er drehte sich um, sprang die paar Stufen hinab und verschwand in der Nacht.
5. KAPITEL
Das Ganze war unverständlich.
Regungslos lag Fiona in ihrem Bett. Noch immer spürte sie Lachlans Lippen auf ihrem Mund, fühlte den Druck seiner Arme und fragte sich zum hundertsten Mal, warum er sie geküsst hatte.
Wenn dir das nächste Mal nach Flirten zumute ist – ich stehe zur Verfügung.
Er konnte doch nicht auf David eifersüchtig sein! Allein der Gedanke war absurd.
Lachlan McGillivray brauchte auf niemand eifersüchtig sein, auch nicht auf einen englischen Lord. Warum sollte er? Er konnte jede Frau haben, jede.
Und das gilt auch für mich, dachte sie grimmig. Er war es, der den Kuss beendet hatte.
Warum also …?
War er lediglich besitzergreifend? Betrachtete er Pelican Cay als seine Insel, sein persönliches Jagdrevier? Sie lebte hier, also gehörte sie ihm. War es das, was er dachte? Zuzutrauen war es ihm.
Idiot!
Aber küssen konnte er, das musste man ihm lassen.
Er war nicht der erste Mann, der sie geküsst hatte. Die Liste war nicht lang, aber eine Anfängerin war sie auch nicht. Doch so wie er hatte sie noch niemand geküsst.
Sein Kuss versprach all das, wovon sie seit Jahren träumte, wenn sie an ihn dachte. Nur eins versprach er nicht: für immer. Was Lachlan wollte, war Sex für eine Nacht. Was sie wollte, war ewige Liebe. Und um sie beide vor einem verhängnisvollen Irrtum zu bewahren, hatte sie ihn damals, nach dem Abendessen im Beaches, ins Wasser gestoßen.
Später redete sie sich ein, dass die Wirkung, die er auf sie gehabt hatte, ein Zufall gewesen war, ein
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