Julia Collection Band 23
wogegen Lachlan barfuß war. Er stolperte ihr nach und schnitt sich die Fußsohlen an den scharfkantigen Kalksteinbrocken. Aber er biss die Zähne zusammen und bemühte sich, mit ihr Schritt zu halten.
„Geh nach Hause …“, wiederholte sie, „… sonst muss ich dich noch verarzten.“
„Wenn wir die Straße nehmen, brauchst du das nicht. Du hast die Wahl.“
Sie warf ihm einen bösen Blick zu, aber sie verlangsamte das Tempo, und an besonders steinigen Stellen oder wenn eine zerbrochene Flasche auf dem Weg lag, warnte sie ihn.
Das Gebüsch endete, und sie waren wieder auf der Straße. Vom Grouper konnten sie die Rhythmen der Steelband hören – anscheinend herrschte immer noch Hochbetrieb. Die Straße war menschenleer. Schweigend gingen sie weiter, bis sie Fionas Haus erreichten.
„Komm rein“, sagte sie mürrisch mit einem Blick auf seine wunden Füße. „So kannst du nicht nach Hause gehen.“
„Das habe ich auch nicht vor.“
Sie sah ihn durchdringend an, sagte aber nichts.
Im Wohnzimmer musterte er sie genauer, dann nickte er. „Das habe ich mir gedacht.“
Fiona sah erst einmal an sich herab. Am Arm hatte sie eine Schnittwunde, und das rechte Bein war von oben bis unten aufgeschürft.
„Nicht der Rede wert“, sagte sie gleichgültig. „Deine Füße sehen schlimmer aus.“
„Ich werde es überleben.“
„Oben ist Jod zum Desinfizieren. Komm.“
Sie ging mit ihm ins Badezimmer, und während er seine Füße wusch und desinfizierte, kümmerte sie sich um ihre Verletzungen.
„Das hättest du dir ersparen können“, sagte sie, als sie wieder im Wohnzimmer saßen. „Am besten rufst du jetzt bei Maurice an, damit er dich ins Hotel zurückbringt.“
„Ich bleibe hier.“
Sie starrte ihn an. „Wie bitte?“
„Ich übernachte hier, für den Fall, dass du mich brauchst. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung oder innere Verletzungen.“
„Mir fehlt nichts.“
„Das hat Joaquin auch gesagt.“
„Wer ist Joaquin?“
„Ein Freund von mir. Er hatte einen Motorradunfall und …“
„Wenn man auch durch die Gegend rast …“
„Mit Geschwindigkeit hatte es nichts zu tun. Er ist in einem Schlammloch ins Schleudern geraten und gestürzt. Und da er der Meinung war, dass ihm nichts passiert ist, hat er sich aufs Motorrad gesetzt und ist allein nach Hause gefahren. Ein paar Stunden später wäre er beinahe an einem Riss in der Milz gestorben.“
„Lachlan! Meine Milz ist intakt.“
„Woher willst du das wissen? Du solltest den Arzt anrufen.“
„Nachts um halb zwei?“
„Das ist sein Job.“
Sie schüttelte den Kopf. „Kommt nicht infrage.“
„Dann übernachte ich hier, ich lasse dich nicht allein. Ich kann auf dem Sofa schlafen und ab und zu nach dir sehen. Es sei denn …“, meinte er gelassen, „… du willst, dass ich mit dir schlafe.“
Irritiert sah sie ihn an. „Bist du …“
„Das war ein Scherz, Fiona. Wie dem auch sei, es ist spät, bis ins Hotel ist es zu weit …“
„Nicht mit dem Taxi.“
„… und um halb sechs soll ich wieder hier sein. Ein bisschen Schlaf brauche ich auch.“ Er kreuzte die Arme vor der Brust. „Ich bleibe. Oder willst du mich vor die Tür setzen?“
Sie murmelte etwas Unverständliches und starrte ihn finster an. Dann stand sie auf. „Mach, was du willst, aber ich warne dich. Das Sofa ist nicht sehr bequem.“
„Ich habe schon unbequemer geschlafen. Hast du etwas zum Zudecken?“
Wortlos holte sie eine Baumwolldecke aus der Kommode und warf sie aufs Sofa. „Untersteh dich raufzukommen, um nach mir zu schauen! Gute Nacht.“ Sie drehte sich um, ging in ihr Schlafzimmer und schlug die Tür zu. Eine Weile hörte er sie noch hin und her gehen, dann wurde es still. Er wollte gerade das Licht ausdrehen, als er ein leichtes Kratzen vernahm: Fionas Kater saß in der Katzentür und starrte ihn an.
„Lass dich nicht stören, ich passe nur auf dein Frauchen auf.“
Sparks leckte sich gelangweilt die Pfoten, dann sprang er auf einen Sessel und rollte sich zusammen.
Lachlan zog die feuchte Badehose aus und streckte sich auf das Sofa. Sie hatte nicht gelogen: Es war unbequem, aber deswegen würde er seinen Wachposten nicht aufgeben. Er dachte an Joaquin und hoffte nur, dass Fiona mit dem Schrecken davongekommen war.
„Oh, what a beautiful morning.“ Stöhnend streckte Fiona die Hand aus, um den Wecker abzustellen. Er war ein Geschenk von Bruder Mike, der natürlich wusste, wie sehr sie es verabscheute, früh
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