Julia Collection Band 23
Überbleibsel ihrer kindischen Fantasievorstellungen. Sonst nichts.
Heute Abend hatte er sie eines Besseren belehrt.
Gegen das Verlangen, das Lachlan in ihr entfachte, halfen weder gesunder Menschenverstand noch Selbsterhaltungstrieb. Was wäre geschehen, hätte er die Umarmung nicht abgebrochen? Sie wusste es nur zu gut, und dieses Wissen trieb ihr die Schamröte ins Gesicht.
Dabei war der Abend so erfolgreich verlaufen. Julies Traumkleid und Davids Charme hatten ihr Selbstvertrauen gestärkt; sie war sich nicht wie ein unerfahrenes, ungeschicktes Inselmädchen vorgekommen, sondern wie jemand, der dazugehörte. Alles war perfekt gewesen – bis David sie geküsst hatte.
Wer – David? Wie kam sie darauf?
Dann erinnerte sie sich. Nach dem Essen, beim Kaffee, als sie über Vorträge für seine Gruppen sprachen, hatte er sie auf die Wange geküsst. Obwohl man es kaum einen Kuss nennen konnte, eher ein Küsschen.
Und als Nächstes war Lachlan aufgesprungen, hatte nach der Rechnung verlangt und sie alle wie eine Herde aus dem Restaurant getrieben.
Bestand da ein Zusammenhang?
Natürlich nicht, das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun. Lachlan hatte lediglich auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass es Zeit zum Gehen war, um die Steelband im Grouper nicht zu versäumen. Das erklärte seine Eile und den überstürzten Aufbruch.
Aber es erklärte weder seine schlechte Laune auf dem Heimweg noch den Kuss vor der Haustür.
War ihm ihr kleiner Flirt mit David peinlich gewesen? Er musste doch wissen, dass er nichts bedeutete. Warum würde sich ein Mann wie Lord Grantham – ein englischer Aristokrat – für jemand wie sie interessieren? Es war nichts weiter als ein angenehmer Zeitvertreib gewesen, ein kleines Intermezzo ohne Erotik und ohne Gefahr.
Wenn dir das nächste Mal nach Flirten zumute ist – ich stehe zur Verfügung.
Nie würde sie es wagen, mit Lachlan zu flirten, denn mit ihm wäre es kein Flirt. Sie dachte an seine Lippen auf ihrem Mund, seinen Duft, die Glut, die von seinem Körper ausging …
Ruhelos warf sie sich von einer Seite auf die andere. Es war fast Mitternacht, und um halb sechs kam er, um zwei Stunden lang nackt vor ihr auf dem Podium zu stehen. Dann dachte sie an die Skulptur, dass sie in ein paar Stunden daran arbeiten würde. Wie fesselnd es war, zu modellieren, wie unendlich faszinierend. Im Vergleich dazu waren die Experimente mit dem Strandkönig …
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Der Strandkönig! Das war es, was Lachlan gemeint hatte, als er sagte, sie habe noch zu tun.
Ihr fiel ein, dass er am Morgen davon gesprochen hatte, ihn stehen zu lassen, weil David es so wollte.
Aber sie und Lachlan hatten eine Abmachung. Er stand für sie Modell, und sie beseitigte die Skulptur. So war es vereinbart.
Hastig sprang sie aus dem Bett und zog sich an. Eine Abmachung war eine Abmachung. Er hatte sein Versprechen gehalten, jetzt war sie an der Reihe.
Das war sie ihm schuldig.
Warum hatte er sie bloß geküsst?
Ruhelos lief Lachlan in seinem Zimmer im Moonstone auf und ab und suchte nach einer Erklärung für sein unerklärliches Verhalten. Dann blieb er stehen.
Die Antwort lautete, dass es unmöglich gewesen wäre, Fiona nicht zu küssen.
Den ganzen Tag hatte er gegen das Verlangen gekämpft, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen – und dann am Abend im Beaches zuschauen müssen, wie Lord David Grantham sie küsste! Es hatte nicht viel gefehlt, und er wäre handgreiflich geworden.
Fiona Dunbar gehörte zu ihm! Er kannte sie, seit sie ihn als neunjähriger Rotschopf zur Verzweiflung getrieben hatte, und er würde nicht ruhig mit ansehen, wie ihr ein versnobter englischer Aristokrat den Kopf verdrehte, dann seelenruhig auf seine Ländereien zurückkehrte und sie mit gebrochenem Herzen auf der Insel zurückließ. Denn so würde es enden.
Nur über seine Leiche!
Er nahm seine Wanderung wieder auf, doch dann hielt er es nicht mehr aus. Die Gäste unter ihm würden sein ständiges Hin- und Herlaufen auch nicht viel länger ertragen. Er brauchte ein Ventil für seinen Frust.
An David konnte er seine Wut nicht auslassen – Geschäft war Geschäft. Am liebsten hätte er Fiona aus dem Bett geholt, um sie zu küssen, bis ihr der Atem verging.
Er blieb stehen und dachte daran, wie willig sie in seinen Armen gewesen war. Er wusste, dass sie ihn nicht abgewiesen hätte, wenn er …
Sollte er …?
Aber das konnte er nicht. Noch nicht. Sie brauchte mehr Zeit.
Er zog eine
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