Julia Collection Band 23
Molly.
Sie muss die Skulptur zufällig gefunden haben, dachte sie. Sie hat gewusst, dass ich um jeden Preis wegmusste. Und als die Absage kam, da hat sie die Fotos gemacht und heimlich an die Schule geschickt. So ist es gewesen.
Sie dachte an Lachlans Reaktion, wenn er herausfand, was geschehen war, und schauderte.
Jemand klingelte. Sie ging ans Fenster und sah, dass Vittorio unten vor der Tür stand. „Kommst du auf einen Kaffee? Dann kannst du mir alles über Signora Dirienzo erzählen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann jetzt nicht. Ich … Ich habe zu tun.“
Lachlan durfte nichts erfahren!
Aber wie sollte sie es verhindern? Adela hatte etwas von einer Ausstellung der Werke ihrer Schüler erwähnt – nicht gleich, aber in ein paar Monaten. „Und er …“, hatte sie gesagt und dabei auf ein Foto von Lachlans Rückansicht gedeutet, „… bekommt eine Ehrenplatz.“
Es klingelte schon wieder. Fiona stöhnte. Das musste Marcello sein, einer von Giulias Cousins. Er hatte versprochen vorbeizukommen, um eine gesprungene Fensterscheibe im Wohnzimmer zu ersetzen. Marcello redete viel und gern, und danach war ihr jetzt nicht zumute. Sie musste nachdenken, wie sie am besten …
Wieder klingelte es, anhaltender diesmal.
„Komm rauf!“, rief sie. Dann lief sie ins Bad und steckte den Kopf unter den Wasserhahn. Wenn sie beim Haarewaschen war, brauchte sie erstens nicht zur Tür zu gehen und ihm zweitens keine Gesellschaft zu leisten, während er die Scheibe auswechselte.
Kurz darauf ging die Tür auf, und sie rief aus dem Badezimmer: „Es ist das linke Fenster. Kannst du es reparieren?“
„Ich kann’s versuchen“, sagte jemand, aber es war ganz sicher nicht Marcello.
Fiona riss den Kopf hoch, dann stürzte sie mit triefend nassen Haaren ins Wohnzimmer. Lachlan stand in der offenen Tür und sah sie an.
„Dein Haar ist kürzer“, sagte er.
Sie starrte ihn an, als sehe sie ein Gespenst. Wasser rann ihr über das Gesicht.
Warum war er in Italien?
Sie wusste, warum, und sie spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
„Molly hat es dir gesagt“, stammelte sie. „Aber ich habe nichts damit zu tun …“ Sie tastete nach einem Handtuch, um sich das Gesicht abzutrocknen. „Ich schwöre dir, dass ich …“
Verständnislos sah er sie an. „Was hat Molly mir gesagt?“
„Das mit den Fotos … Ich weiß es auch erst seit heute. Du musst mir glauben, Lachlan. Die Bilder sind nicht von mir, ich …“
„Das weiß ich. Ich war’s.“
„Du? Du hast sie hergeschickt?“ Die Knie wurden ihr weich, und sie griff nach einem Stuhl, um sich festzuhalten. „Warum?“
Er zuckte mit den Schultern. „Du wolltest Bildhauerei studieren.“
„Schon, aber …“
„Ich war es dir schuldig.“ Er schluckte und schloss einen Moment lang die Augen, dann machte er sie wieder auf. „Wegen dem Netz. Ich hätte dir die Wahrheit sagen sollen.“
„Aber das …“
„Ich liebe dich.“
Fiona starrte ihn nur an, sie brachte kein Wort über die Lippen. Ihr Instinkt sagte ihr, ihm nicht zu glauben. Lachlan war Lachlan – wie konnte sie Vertrauen in ihn haben?
Und dennoch – ihr zuliebe hatte er diese Fotos gemacht und an die Schule geschickt. Um ihr eine Chance zu geben. Er hatte an sie gedacht, nicht an sich.
Sie versuchte zu sprechen, aber es ging nicht.
„Ich liebe dich“, wiederholte er leise, aber sie hörte den Schmerz in seiner Stimme. „Ich weiß nicht, ob du mir glaubst. Wahrscheinlich nicht, aber ich werde alles tun, um es dir zu beweisen.“
„Ich …“
Er ließ sie nicht ausreden. „Ich erwarte nicht, dass du zurückkommst, ich weiß, was das Studium für dich bedeutet. Aber vielleicht könnte ich eine Weile hierbleiben – wenn du möchtest. Mein Italienisch ist gut genug, ich könnte Fußball unterrichten, und wir …“
„Ich liebe dich auch“, flüsterte sie kaum hörbar. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Tränen liefen über ihre Wangen. „Und ich glaube dir.“
„Fiona …“
Mit zwei Schritten war sie bei ihm und legte ihm die Hand auf den Mund. „Du bedeutest mir tausendmal mehr als alles andere.“
Er barg sein Gesicht in ihrem nassen Haar. Ein Schauer durchlief ihn, als er die Arme um sie legte. Fiona schmiegte sich an ihn. Und dann bewies sie ihm, wie viel sie in den zwei Stunden mit Signora Dirienzo über Fühlen gelernt hatte …
Viel später, als sie erschöpft und sehr glücklich nebeneinander auf ihrem Bett lagen, dachte sie wieder an ihre Lehrerin. Adela hatte
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