Julia Collection Band 25
ihre Mutter sagen. „Charles, bitte ihn doch herüber.“
„Du lieber Himmel, es ist wirklich heiß hier. Ich sollte besser zusehen, dass die armen Blumen ins Wasser kommen.“ Lucy stellte ihr Glas ab und flüchtete in das Labyrinth aus Fluren und kleinen Räumen an der Rückseite der Wohnung, die ihre Großtante noch immer die „Dienstbotenunterkunft“ nannte. Wie, in aller Welt, schaffen es Johnson und Mrs. Johnson bloß, sich nur mithilfe einer Putzfrau um eine so große Wohnung zu kümmern, dachte Lucy mitfühlend, während sie einen der Flure entlang ins „Blumenzimmer“ eilte. Auf der großen Arbeitsfläche standen schon mehrere mit Wasser gefüllte Vasen bereit, und Lucy wickelte ihren Strauß aus und suchte sich eine passende aus.
Hatte sie tatsächlich solche Angst davor, mit Marcus zu sprechen? Sie war neunundzwanzig. Und wie lange war es her, dass sie von der Universität gekommen war, Marcus über seinen Schreibtisch hinweg angesehen und gewusst hatte …?
Tränen stiegen ihr in die Augen.
Damals hatte sie sofort gewusst, dass sie in Marcus verliebt war. Und ebenso schnell hatte sie erkannt, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte und sie ihm sogar lästig war.
Damals war sie jung genug gewesen, um trotzdem davon zu träumen, dass sich das ändern würde. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie irgendwann Marcus’ Büro betreten und er sie anblicken würde, als wollte er ihr die Kleider vom Leib reißen und sie auf der Stelle lieben. Und einige Male hatte sie während seiner Standpauken davon fantasiert, wie er seinen Schreibtisch oder seinen Chefsessel mit ihr für erotische Spiele nutzte, für die sie eindeutig nicht entworfen worden waren.
In Wirklichkeit war natürlich sie diejenige gewesen, die ihm die Kleider vom Leib reißen wollte. Als er sie dann eines Tages wieder einmal gereizt ansah, spürte sie schlagartig, dass ihre erotischen und romantischen Fantasien einfach nur dumm waren. Weder begehrte noch liebte er sie, und er würde es auch niemals tun. An dem Tag beschloss sie, sich einen anderen zu suchen. Weil ihre Gefühle ihr sonst irgendwann über den Kopf wachsen und sie sich vollkommen demütigen würde, indem sie Marcus ihre Liebe erklärte.
Ein Ehemann und Kinder würden sie davon abhalten, das zu tun, dachte Lucy. Aber nicht einmal das hatte sie richtig machen können. Ihre Ehe war eine Katastrophe gewesen.
Sie war nicht der Typ, der allein sein wollte, und sie wünschte sich Kinder. Obwohl sie beide von Herzen gernhatte, beneidete sie ihre beiden besten Freundinnen darum, wie glücklich sie mit ihren Ehemännern waren. Und sie wusste, dass Marcus eines Tages heiraten würde, und wenn er es tat – ihr schauderte vor Qual.
Wenn er es tat, würde sie hoffentlich längst Zufriedenheit und Liebe bei einem anderen Mann gefunden haben und so vor dem Schmerz geschützt sein, den sie sonst empfinden würde. Bei Nick jedoch hatte sie sich törichten und gefährlichen Illusionen hingegeben.
Aber sie konnte nicht ewig hier im Blumenzimmer bleiben. Vielleicht hatte sie Glück, und Marcus war schon wieder gegangen.
Ihr Cousin Johnny hakte sich bei ihr unter, sobald Lucy zurück in den Salon kam. „Toll, ich habe schon nach dir gesucht. Noch etwas Champagner?“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, nahm er ein Glas vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und reichte es ihr. „Ich muss sagen, die Alte knausert nicht mit dem Zeug. Es kostet sie sicher eine hübsche Stange Geld, diese Fete zu veranstalten. Champagner, Kellner … Hast du sie organisiert?“
„Ja.“ Trübselig dachte Lucy daran, wie hart ihre Großtante und sie um die Kosten gefeilscht hatten und wie sie schließlich nachgegeben und vorgeschlagen hatte, dass sie ihr die Arbeitskosten zum Geburtstag schenkte, wenn Alice den Champagner, die Kanapees und die Löhne der Kellner zahlte. Was wahrscheinlich erklärte, warum es nichts zu essen gab.
Marcus stand auf der anderen Seite des Zimmers und beobachtete sie mit grimmigem Gesichtsausdruck, wie Lucy bemerkte. Nervös stärkte sie sich mit einem Schluck Champagner. Sie mochte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn Marcus von der idiotischen Lüge erfuhr, die sie Mr. McVicar aufgetischt hatte. Wenn nicht ein Wunder geschah, musste sie ihren Investor ebenso schnell wieder loswerden, wie sie ihn erfunden hatte. Ein zweiter Schluck Champagner folgte dem ersten.
„Ich muss etwas mit dir besprechen, Lucy.“
„Wie bitte?“ Endlich gelang es ihr, den Blick von
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