Julia Collection Band 25
Marcus zu lösen.
„Ich muss mit dir reden“, wiederholte Johnny geduldig.
„So? Ich habe nicht vergessen, dass du mir noch fünfzig Pfund vom letzten Mal schuldest. Wenn du dir also Geld leihen willst …“
„Darum geht es nicht“, versicherte er ihr. „Ein Geschäftsfreund von mir hat mich gefragt, ob ich ihn mit dir bekannt machen kann. Trink noch ein Glas Champagner.“ Johnny nahm ihr das halb leere Glas weg, bevor sie ablehnen oder protestieren konnte, winkte einen Kellner herbei und gab ihr ein neues.
Nach wie vor musterte Marcus sie immer noch unverwandt, und sein Blick war so hart und kalt geworden, dass sie vor Nervosität fast ihren Champagner verschüttete. „Wenn er einen Event möchte …“, begann sie und drehte sich halb herum, damit sie Marcus nicht mehr sah. Leider ohne Erfolg, da auch er sich bewegte.
„Nein, er denkt daran, sich an Prêt a Party zu beteiligen.“
„Was?“ Jetzt verschüttete sie wirklich einige Tropfen, bevor sie es schaffte, einen Schluck zur Beruhigung zu trinken.
„Ja. Er hat mit seinem Dienstleistungsunternehmen ein Vermögen verdient. Er beschäftigt Reinigungskräfte, Köche und Leute, die auf den Mann von den Stadtwerken warten und deine Sachen von der Reinigung abholen. Reichen City-Typen, die keine Zeit haben, nimmt er den ganzen Haushaltskram ab. Jedenfalls hat er den Artikel in A-List Life gesehen und gehört, dass du meine Cousine bist. Und mir hat er gesagt, Prêt a Party sei genau die Kapitalanlage, nach der er suche. Also habe ich ihm versprochen, mal bei dir vorzufühlen.“
„Johnny …“ Ihr war schwindlig, aber das hing sicher nicht mit dem ungewohnten Champagnergenuss zusammen.
„Sprich doch mit ihm, damit er dir selbst erklären kann, was er im Sinn hat. Ich könnte ihm deine Bürotelefonnummer geben …“
Niemals hätte sie geglaubt, dass wirklich ein Wunder geschehen würde. Schon gar nicht eins dieser Größenordnung. Vor Erleichterung schwebte Lucy wie auf Wolken. „Ja, okay“, willigte sie dankbar ein.
„Toll.“ Johnny sah auf seine Armbanduhr. „Himmel, ich muss los. Übrigens, er heißt Andrew Walker.“
Obwohl Lucy ihren Champagner nicht ausgetrunken hatte, stellte sie das Glas auf das Tablett eines vorbeigehenden Kellners und nahm sich geistesabwesend ein neues. Dabei rutschte sie fast aus. Sie hätte diese High Heels nicht anziehen sollen. Schuhe waren Julias Ding, nicht ihres. Gekauft hatte sie die kornblumenblauen Riemchensandaletten mit den viel zu hohen Stilettoabsätzen nur, weil der Farbton perfekt zu ihrem Kleid passte.
Dummerweise waren die Dinger nicht für Parkettfußböden geeignet, besonders, da Tante Alice’ Boden auf altmodische Art geputzt und so glatt wie eine Eisbahn war.
Hilfesuchend sah sie sich im Zimmer um, entdeckte aber weder ihre Eltern noch ihren Bruder. Gerade als sie überlegte, ob sie sich wohl auch unauffällig aus dem Staub machen konnte, tauchte plötzlich Marcus vor ihr auf.
„Meinst du nicht, du hast genug?“, fragte er kühl.
Von was? Genug davon, dich zu lieben? Genug davon, von dir zu träumen? Genug davon, zu wissen, dass du mich niemals lieben wirst? O ja, davon habe ich genug.
„ Nein, habe ich nicht“, erwiderte Lucy jedoch. Sofort war der vertraute Kummer wieder da und wurde mit jeder Sekunde stärker, die sie in Marcus’ Gesellschaft verbrachte. Ein Kummer, der sie verzehrte, sie mit seinem quälenden Schmerz wahnsinnig machte, sodass sie kaum wusste, was sie sagte.
Jemand hinter ihr trat zurück und stieß dabei versehentlich gegen sie. Erschrocken rang Lucy nach Atem. Stilettos zusammen mit Liebeskummer sind nicht gut fürs Gleichgewicht, dachte sie deprimiert, als Marcus sie fest am Arm packte, damit sie nicht fiel.
„Wie viel Champagner hast du eigentlich getrunken?“
„Nicht genug“, erwiderte sie flapsig.
„Du kannst kaum noch stehen“, kritisierte er sie.
„Na und?“ Trotzig warf sie den Kopf zurück. Sie provozierte Marcus! Was, in aller Welt, passierte gerade mit ihr? Sie brachte ihn auf die Palme und wurde übermütig dabei. Und sie konnte nichts dagegen tun. „Tatsächlich hätte ich gern noch etwas Champagner. Ich feiere nämlich, weißt du.“ Bevor Marcus es ihr wegnehmen konnte, leerte sie ihr Glas und sah sich nach einem Kellner um. Zwar fühlten sich ihre Lippen inzwischen ein bisschen taub an, aber ihre Zehen auch, und die waren schließlich überhaupt nicht mit Champagner in Kontakt gekommen.
„Was feierst du?“, fragte Marcus
Weitere Kostenlose Bücher