Julia Collection Band 25
dass du auch ohne eine Heirat Sex mit ihm hättest haben können?“
„Vielleicht wollte ich mehr als Sex“, erwiderte Lucy. Natürlich hatte sie mehr gewollt, es jedoch nicht bekommen. Aber andererseits hatte sie Nick auch nicht mehr gegeben. Und was den Sex betraf …
Vor ihrer Heirat hatte Nick so eindringlich und schmeichelhaft von seinem Verlangen nach ihr gesprochen, doch unmittelbar danach verspottete er sie wegen ihrer mangelnden sexuellen Erfahrung und höhnte, sie sei nicht begehrenswert. Und wer konnte ihm das verübeln? Schon sehr schnell nach der Heirat musste sie die Fantasievorstellung, dass sie verrückt nach ihm war, begraben. Immer wieder behauptete Nick, sie sei frigide und würde ihm jede Lust nehmen, und Lucy litt zu sehr unter ihren Schuldgefühlen und ihrem Selbstekel, um zu protestieren.
„Mehr als Sex? Wirklich? Hast du tatsächlich geglaubt, du würdest von einem Mann wie ihm mehr bekommen?“, fragte Marcus zynisch.
„Dass du mich kritisierst, ist ja gut und schön, aber du selbst hast ja auch nicht gerade Erfolg mit Langzeitbeziehungen!“
„Vielleicht liegt das daran, dass ich mich nicht festlege. Sollte ich es irgendwann tun, wird die Bindung gründlich durchdacht und dauerhaft sein. Ich werde mich nicht zu einer Heirat entschließen, nur weil ich im Urlaub Sex im Freien hatte und mir danach einbilde, verliebt zu sein.“
Bei diesen verächtlichen Worten und dem widerlich arroganten Marcus-Blick ballte Lucy in ohnmächtiger Wut die Hände zu Fäusten. „Das war kein … ich habe nicht …“, versuchte sie, sich zu verteidigen.
„Oh, hör schon auf damit“, unterbrach er sie scharf. „Wir alle wissen, was passiert ist. Schließlich waren sämtliche Klatschblätter mit den Fotos gepflastert. Du, wie du oben ohne an Nick Blayne klebst und sagst, du wollest dich amüsieren und seiest auf der Suche nach allem, was dazugehöre.“
„Du meine Güte, du hast dir die Bildunterschrift Wort für Wort gemerkt. Wie lange hast du gebraucht, um sie auswendig zu lernen, Marcus?“, schlug Lucy zurück.
Natürlich hatte sie ihre idiotische Äußerung bereut. Aber wenn man am Jetlag litt und in solcher Hetze gepackt hatte, dass nicht zueinander passende Bikinioberteile und -hosen im Koffer gelandet waren, und wenn man dann von einem Paparazzo ertappt wurde, überspielte man die missliche Lage eben mit einem Scherz. Besonders, da Paparazzi für den geschäftlichen Erfolg so wichtig sein konnten. Sie hatte gemeint, es sich nicht leisten zu können, den Mann zu kränken, der sie geknipst hatte.
Wenn er sie erst vierundzwanzig Stunden später erwischt hätte, wäre es ein ganz anderes Foto geworden. Und nachdem sie sich richtig ausgeschlafen und einen Bikini von Jules geliehen hatte, wäre sie vielleicht cool genug gewesen, ihm wahrheitsgemäß zu sagen, dass sie einfach Urlaub machte.
Aber leider setzte sich der Fotograf in den Kopf, dass ihr Leben viel interessanter als in Wirklichkeit war, und hielt sich von da an mit seiner Kamera ständig in ihrer Nähe auf.
Nick genoss die Aufmerksamkeit. Was Lucy damals als Zeichen dafür sah, dass er mit ihrem Job und seinen Auswirkungen auf das gemeinsame Privatleben fertig werden würde. Zu dem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass für Nick alles seinen Preis hatte – auch möglichst gewagte Fotos von ihnen beiden an verschiedenen exotischen Plätzen. Dass Nick sie in eine Falle gelockt und Geld für die Fotos kassiert hatte, fand Lucy erst heraus, als es zu spät war und sie groß in allen Zeitungen prangten. Aber da waren Nick und sie längst verheiratet …
In der Öffentlichkeit sah sie natürlich mit einem Schulterzucken darüber hinweg und gab vor, dass sie ihr neues Image als williges sexsüchtiges Partygirl begrüßte und mit dem größten Vergnügen der ganzen Welt zeigte, wie sehr sie ihren frisch gebackenen Ehemann begehrte. Obwohl dieser Ehemann sie zu dem Zeitpunkt schon frigide genannt und mehr Nächte außer Haus als mit ihr im Ehebett verbracht hatte.
Etwas besorgt sah Lucy auf ihre Armbanduhr. Sie war länger als geplant bei ihrem Anwalt gewesen und musste sich an diesem Nachmittag noch auf der Geburtstagsfeier ihrer Großtante Alice sehen lassen, die neunzig wurde.
Ihre Großtante lebte in einer riesigen altmodischen Wohnung in Knightsbridge, die immer eisig kalt war, weil sich Alice trotz ihres Reichtums weigerte, die Heizung einzuschalten. Niemand aus der Familie besuchte sie gern im Winter, und sogar im Sommer
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